Parkplatz-Sharing-PortaleEinfahrt zu vermieten

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Solche ungenutzten Flächen wollen Sharing-Portal-Betreiber stundenweise einsetzen.

Solche ungenutzten Flächen wollen Sharing-Portal-Betreiber stundenweise einsetzen.

Köln – Eigentlich am Ziel angekommen, geht der Stress für viele erst richtig los: Die Suche nach einem freien Parkplatz kostet gerade in Großstädten häufig Nerven – und Zeit. Darüber hinaus stellt die ständige Parkplatzsuche auch eine nicht unerhebliche Belastung für die Umwelt dar.

Dass es zu wenige Stellflächen gibt, ist offenbar nicht der Grund für die Parkplatznot – sie werden nur nicht richtig genutzt, sagen Betreiber von Parkplatz-Sharing-Portalen (Deutsch: Parkplatz-Teilen). Ein Potential, das sie nutzen wollen. Wir erklären, wie das funktioniert.

Was ist Parkplatz-Sharing?

Die Idee hinter dem Parkplatz-Sharing ist: Diejenigen, die ihren Parkplatz für eine bestimmte Zeit nicht brauchen, stellen ihn anderen zur Verfügung. Wer etwa eine Garage, Einfahrt oder auch einen privaten Stellplatz hat – aber beispielsweise in der Woche tagsüber nicht nutzt, weil er bei der Arbeit ist – kann an andere vermieten. Auch Firmen oder Hotels können ungenutzte Flächen anbieten.

Wie funktioniert das?

Wer mitmachen will, registriert sich über das Internet bei einem der Anbieter. Über dessen Homepage oder App gibt der potenzielle Vermieter Ort des Parkplatzes an sowie die Zeiten und Tage, an denen dieser frei ist. Jeder, der sich ebenfalls bei dem Anbieter registriert hat, kann diesen Parkplatz nun in dem angegebenen Zeitraum anmieten. Die Angaben können jederzeit aktualisiert werden. Wenn jemand also seinen Parkplatz doch selbst braucht, kann er das Angebot auch wieder zurückziehen.

Der Parksuchverkehr macht zeitweise in Großstädten bis zu 40 Prozent des Gesamtverkehrs aus.

Die Suche nach einem Parkplatz dauert im Schnitt zehn Minuten.

Die Deutschen nutzen ihr Auto im Schnitt lediglich 1,5 Stunden am Tag. Folglich steht es 22,5 Stunden.

Anfang 2013 waren bereits 43,9 Millionen Pkw registriert. Tritt bis 2030 der prognostizierte Anstieg auf 49,5 Millionen Fahrzeuge ein, ließe sich das gesamte Autobahnnetz Deutschlands, also 48750 km, zweispurig beparken.

76 Prozent der Autos, die über Nacht abgestellt werden, parken auf Privatflächen.

Selbst in Spitzenzeiten liegt die höchste Auslastung des Parkraums bei 70 Prozent.

Wie läuft die Parkplatzsuche?

Wer einen Parkplatz sucht, öffnet die Internetseite oder App. Dort werden ihm dann alle freien Plätze in der Nähe angezeigt. Möchte er einen davon nutzen, gibt er dies ein – und kann dort parken. Es ist aber auch möglich, bereits Tage im Voraus einen Parkplatz zu reservieren, etwa in der Nähe des Flughafens oder bei Großveranstaltungen.

Was kostet es?

Die Anmeldung bei den Portalen ist in der Regel kostenlos. Wer einen Parkplatz nutzt, muss dafür eine entsprechende Gebühr bezahlen. Wie hoch die ist, legt meist der Vermieter fest – und sie ist abhängig von der Parkdauer, wenn der Platz gleich für mehrere Tage angemietet wird, und der Lage. Wer einen Parkplatz nur für kurze Zeit nutzt, zahlt beispielsweise in Köln etwa einen Euro pro Stunde. Gezahlt wird über ein Kundenkonto, welches online aufgeladen wird, etwa per PayPal oder Kreditkarte. Der Betreiber des Portals behält einen Teil der Gebühr als Provision ein (meist sind es etwa 30 Prozent), den Rest bekommt der Vermieter.

Wie klappt das in der Praxis?

Je mehr Leute mitmachen und Plätze anbieten, desto besser funktioniert das System. Köln ist in NRW Vorreiter: Der Betreiber Ampido hat derzeit nach eigenen Angaben rund 500 Parkplätze im Angebot, was im Vergleich mit anderen Städten in NRW sehr viel ist. Wie viel Luft da allerdings noch nach oben ist, zeigen die Beispiele London (Anbieter Parkatmyhouse mit rund 100 000 Parkplätzen) und San Francisco (Anbieter Gottapark mit 500 000 Parkplätzen).

Außerdem funktioniert das Parkplatz-Sharing-System nicht in allen Vierteln und Stadtteilen gleich gut. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage muss stimmen: Wenn jemand etwa tagsüber den Platz vor seiner Garage in einem reinen Wohngebiet außerhalb der Stadt anbietet, wird das wohl wenigen Menschen nutzen. In Innenstadt-Vierteln, in denen Menschen wohnen, es aber auch Geschäfte, Ärzte und Gewerbeflächen gibt, klappt das System sicherlich besser.

Wie sieht die Zukunft des Parkens aus?

Ziel der Parkplatz-Sharing-Betreiber ist es, das Angebot auch auf die Stellflächen auszuweiten, die normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt sind – etwa durch Tore oder Schranken versperrte Mitarbeiter -und Kundenparkplätze von Firmen oder Hotels. Unter anderem läuft in Berlin gerade der Testbetrieb des Schweizer Anbieters ParkU. Wo dieser an Zufahrten eine entsprechende Technik installiert hat, können Kunden mit ihrem Smartphone einen QR-Code einscannen – und so Tore oder Schranken öffnen und die Flächen gegen Zahlung einer Parkgebühr nutzen.

Generell werde es in Zukunft wahrscheinlich ein System geben, in welchem alle zur Verfügung stehenden Parkplatze registriert sind – also Stellplätze in Parkhäusern, reguläre Parkplätze und private oder gewerbliche Stellflächen aus dem Parkplatz-Sharing, sagt Professor Jürgen Gerlach, Verkehrswissenschaftler von der Universität Wuppertal. Der Kunde gibt dann nur noch das Ziel ins Smartphone oder Navigationsgerät ein, und das System bucht direkt den nächstgelegenen Parkplatz dazu.

Auch grundsätzlich müsse man unsere Nutzung des Parkraums in Frage stellen, kritisiert Gerlach. „Wenn man mal überlegt, wie viel Platz man zur Verfügung hätte, wenn die Autos nicht alle auf den Bürgersteigen stehen würden“, sagt Gerlach. Darüber hinaus seien Pkw häufig Ursache für Unfälle, da sie die freie Sicht verhinderten. Dabei ließe sich die momentane Parkplatzsituation relativ einfach ändern: „Wenn mehr Leute bereit wären, einen Fußweg von einigen Minuten zu einem nahe gelegenen Parkhaus in Kauf zu nehmen, ließe sich schon ein großer Teil dieses Problems lösen.“

Hier einige Angebote im Überblick:

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