Bitcoins auf dem MüllBrite wirft versehentlich 100 Millionen Dollar weg

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Bitcoin

Der Wert der Bitcoins steigt in ungeahnte Höhen.

Frankfurt/Main – Ist das die Schatzsuche des digitalen Zeitalters? Ein Brite würde gern eine Mülldeponie auf der Suche nach einer weggeworfenen Festplatte mit Bitcoins im aktuellen Wert von rund 95 Millionen Euro umgraben lassen. Wie der 32-jährige Computer-Fachmann James Howells dem „Telegraph“ erzählte, generierte er vor mehreren Jahren 7500 Einheiten der digitalen Währung auf seinem Computer. Später schlachtete er das Gerät aus und verkaufte Teile davon auf EBay – die Festplatte landete dann 2013 versehentlich im Müll. Damals schien das keine Tragödie zu sein, doch durch den steilen Anstieg des Bitcoin-Kurses wuchs das Vermögen auf der Festplatte immer weiter an.

Behörde lehnte bereits mehrmals ab

Schon seit einiger Zeit spielt Howells mit dem Gedanken, nach seinem verlorenen Schatz zu suchen, der zum Donnerstags-Kurs von 15.000 Dollar rund 112,5 Millionen Dollar wert wäre. Doch seine Anfrage bei der örtlichen Behörde wurde mehrfach abgelehnt. „Die Kosten, um die Müllhalde umzugraben, den Müll zu lagern und zu behandeln könnte Millionen Pfund kosten“, teilte die Stadtverwaltung von Newport auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag zur Begründung mit. Dabei sei nicht garantiert, ob die Festplatte gefunden werden könne und dass sie noch funktioniere. Außerdem drohten negative Folgen für die Umwelt. Schatzsucher müssten sich durch rund 200.000 Tonnen Abfall wühlen, die inzwischen auf der Müllhalde entsorgt wurden.

Howells will trotzdem nicht aufgeben. Je höher der Bitcoin-Kurs steigt, desto eher wird man ihn danach graben lassen, glaubt er. In einem Schreiben bot er der Stadt sogar an, den Schatz zu teilen, sollte man ihm die Suche erlauben. Eine Pressesprecherin schloss aber aus, dass sich die Behörde auf einen solchen Deal einlassen würde.

Der Wert des Bitcoin steigt von einem Rekord zum nächsten: Am Donnerstag wurde eine Einheit der Digitalwährung erstmals über 15.000 US-Dollar gehandelt. Auf der großen Handelsplattform Bitstamp erreichte sie am Nachmittag bis zu 15.344 Dollar. Als Grund für den jüngsten Kurssprung gilt die baldige Einführung von Terminkontrakten auf Bitcoins. In diesem Umfeld konnte offenbar auch ein erneuter Fall von Diebstahl bei einer Handelsplattform die Anleger nicht verschrecken.

Bis zu 70 Millionen Dollar entwendet

Die slowenische Online-Börse Nice Hash hatte am Donnerstag ihren Dienst für zunächst 24 Stunden eingestellt und teilte auf ihrer Internetseite mit, dass Bitcoins entwendet worden seien. Eine genaue Summe nannte das Unternehmen zunächst nicht. Medienberichte nannten einen Wert von fast 70 Millionen US-Dollar. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Fälle von Diebstahl auf Handelsplattformen gegeben. Da es keine zentrale Instanz wie Banken, Staaten oder Notenbanken gibt, die die Transaktionen kontrollieren, gibt es im Falle entwendeter Bitcoins - anders als bei Guthaben auf einem normalen Bankkonto - keine Möglichkeit, die Transaktion rückgängig zu machen.

Ungeachtet des erneuten Diebstahl-Falls wird der Bitcoin am kommenden Sonntag mit der Einführung eines Bitcoin-Terminkontrakts einen Schritt in das traditionelle Finanzgeschäft machen. In der Branche ist das umstritten. Der Interessenverband „Futures Industry Association“ kritisiert, die Regulierer hätten zu schnell und ohne intensive Diskussionen ihre Zustimmung erteilt.

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Bitcoins stoßen in den traditionellen Markt vor

Vergangenen Freitag hatte die US-Behörde CFTC grünes Licht für Bitcoin-Futures gegeben. Die US-Börse CBOE will Ende der Woche den ersten Bitcoin-Future in den Handel bringen, eine Woche später will die Chicago Mercantile Exchange (CME) folgen. Auch bei der japanischen Tokyo Financial Exchange wird über die Einführung eines Bitcoin-Futures nachgedacht. Mit den Future-Kontrakten werden Rohstoffe oder Finanzprodukte zu einem vorab festgelegten Preis zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt gehandelt. Dadurch können sich Käufer und Verkäufer gegen Preisschwankungen absichern. Es sind aber auch Spekulationen auf künftige Kursentwicklungen möglich - auch auf einen Wertverfall.

Zu Jahresbeginn stand der Wert des Bitcoin noch bei 1000 Dollar. Seither befindet er sich auf einer rasanten Rekordjagd, die sich in den vergangenen Monaten zunehmend beschleunigt hat und mit teils hohen Kursschwankungen einhergeht. Unter anderem Notenbanker warnen vor der Unberechenbarkeit der Digitalwährung. Zuletzt bezeichnete zudem der Chef des nordeuropäischen Bankkonzerns Nordea, Casper von Koskull, den Bitcoin als „absurde“ Konstruktion, die jeder Logik widerspreche. (dpa)

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