KaufratgeberSo finden Sie die richtige Reisekamera

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XXX-Kamera

Wer das Foto-Equipment für seine nächste Reise zusammenstellt, will für möglichst alle Eventualitäten gerüstet sein.

  • Sie passt ins Handgepäck, macht tolle Fotos und ist flexibel: Reisekameras müssen als Gesamtpaket überzeugen.
  • Wir geben Tipps für die Suche nach dem optimalen Modell.

Das Reiseziel ist längst gebucht, aber auch die Technik will richtig vorbereitet sein. Was ist bei Auslandstarifen zu beachten? Welche Apps sind die besten Reiseführer oder Wander-Navis? Reicht für Fotos wirklich das Handy oder solls doch noch eine Kompaktkamera sein? Diese und weitere Fragen klärt unser Schwerpunkt Technik für den Urlaub.

Wenig schleppen und doch alles dabeihaben: Wer das Foto-Equipment für seine nächste Reise zusammenstellt, will für möglichst alle Eventualitäten gerüstet sein. Für viele ambitionierte Fotografen liegt es deshalb nahe, der DSLR oder der spiegellosen Systemkamera gleich mehrere Objektive beizulegen. Doch wer will das – ganz abgesehen von den Kosten – alles schleppen?

Tatsächlich muss es nicht immer „mit System“ sein. Kompaktkameras haben sich in den vergangenen Jahren auf ihrer Flucht vor dem Smartphone immer weiter professionalisiert – sie arbeiten mit größeren Sensoren, lichtstarken Objektiven und bringen viele verspielte sowie nützliche Extras mit. Nicht zuletzt verlocken sie mehr denn je mit dem Versprechen, optimal abgestimmte Alles-in-Einem-Lösungen zu sein.

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Wir helfen Ihnen, das Angebot zu überblicken und die passende Reisekompakte zu finden. Im Anschluss stellen wir Ihnen außerdem sechs aktuelle Vertreter verschiedener Typen kurz im Test vor: Ricoh GR III, Panasonic TZ96, Panasonic FZ1000 II, Nikon P1000, Fujifilm Finepix XP140 sowie Ricoh WG-6.

Mittlerweile dominieren bei den Kompaktkameras drei verschiedene Typen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie unsere Grafik zeigt:

Kompromiss: Brennweite und Bildqualität

Mit dieser Grafik können Sie bereits eine grobe Richtung abstecken, welcher Kompaktkameratyp sich an Ihren Reisezielen und Wünschen orientiert. Seien Sie aber gewiss, dass Sie keine eierlegende Wollmilchsau finden werden. Deshalb lohnt es sich, den eigenen Kriterienkatalog zu verfeinern, um zu definieren, was individuell wichtig ist. Sie müssen immer Kompromisse eingehen. Der für Fotografen schmerzhafteste betrifft Bildqualität und Brennweite. Dabei gilt: Je größer der Sensor (je höher die erwartbare Bildqualität) der Kompaktkamera, desto geringer der Brennweitenspielraum.

Bridgekameras wie die Nikon P1000 protzen mit einem extrem großen Brennweitenbereich von 24 bis 3000 Millimeter (Kleinbildäquivalent), der Begehrlichkeiten und die Hoffnung weckt, sich völlig neue Motive wie Mondlandschaften oder ferne, wilde Tiere zu erschließen. Allerdings beherbergt die Kamera nur einen 1/2,3-Zoll-Sensor. Selbst Smartphones wie die Samsung-Galaxy-Modelle haben bereits größere Bildchips. In Sachen Bildqualität dürfen Fotografen also keine zu großen Ansprüche stellen.

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Mit größeren Sensoren gehen kleinere Zoomfaktoren einher. Bei den Typ-1-Zoll-Bridgekameras finden sie noch maximal Faktor 25 – wie bei der Sony Cybershot RX10 (IV) oder der Canon Powershot G3 X. Die meisten Modelle bieten 15- beziehungsweise 16-fache Zoomobjektive. Klassische Edelkompaktkameras, die in den kleinen Ziegelsteingehäusen sitzen, kommen sogar nur mit 3- bis 4-fach-Zooms aus. Kompakte mit APS-C- oder Vollformat-Chips, wie sie in Systemkameras stecken, haben in der Regel eine Festbrennweite, die Sie auf einen einzigen Bildwinkel festlegt. Eine Ausnahme ist die Canon G1 X Mark III, die trotz ihres APS-C-Sensors einen Brennweitenbereich von 24 bis 70 Millimeter abdeckt. Scheue, weiter entfernte Tiere wie Vögel bekommen Sie so nicht formatfüllend auf den Sensor. Weitwinkelige Festbrennweiten eignen sich damit für Städtetripps beziehungsweise Architektur- und Streetfotografie.

Kompromiss: Brennweite und Packmaß

Festbrennweiten haben allerdings einen großen Vorteil, denn sie ermöglichen besonders kompakte und leichte Gehäuse, die das Reisegepäck kaum belasten. Aktuell beweist das Ricohs GR III, die voll auf Street-Fotografie und praktische Unauffälligkeit getrimmt ist. Sie wiegt gerade einmal 260 Gramm und passt locker in die Hosentasche. Die Superzoomer- und Bridgekameras hingegen tragen häufig ordentlich auf. Panasonics FZ1000 II beispielsweise mit 16-fach-Zoom und Typ-1- Zoll-Chip wiegt bereits gut 800 Gramm und ist so groß wie eine klassische Einsteiger-Spiegelreflexkamera. Sie braucht damit schon eine eigene Tasche. Ein regelrechtes Monstrum ist die Nikon P1000, die fast anderthalb Kilo auf die Waage bringt und mit ihren ausladenden Abmessungen von 119 × 146 × 181 Millimetern definitiv nicht mal mehr in die Handtasche passt. Und zum hohen Gewicht kommt ein weiterer Nachteil: Unauffälliges Fotografieren ist mit ihr meist nicht möglich, im Zweifelsfall bekommt es das Motiv eher mit der Angst zu tun. Außerdem ist ein Stativ bei den extremen Brennweiten unabdingbar.

Am Rande: Für eine Kamera mit festverbautem Objektiv ist die Nikon P1000 vielleicht riesig und schwer. Doch wer solche Brennweiten-Superlative mit der Systemkamera erreichen will, braucht definitiv Muskeln aus Vibranium. Als eines der größten, zivilen Tele-Objektive gilt ein Apo-Sonnar von Zeiss, das im Privatauftrag angefertigt wurde. Es bietet eine Brennweite von 1700 Millimetern, eine enorme Lichtstärke von f/4.0 – und es wiegt zarte 260 Kilogramm.

Kompromiss: Robustheit und Flexibilität

Bildqualität, Brennweite und Gewicht sind auf Reisen zweifelsohne wichtige Parameter, die in Verbindung gebracht werden wollen. Doch unterwegs ist es oft nützlich, wenn die Kamera auch mal einen Regenschauer oder einen Strandaufenthalt übersteht. Wetterfeste Gehäuse finden Sie bei Edelkompakten und Superzoomern in den höheren Preisregionen. Haben Sie aber spezielle Ansprüche, weil Sie Ihre Kamera beispielsweise auch mit auf Tauchtouren nehmen wollen, bleiben nur noch die Outdoorkompaktkameras. Doch deren Robustheit kostet vor allem Flexibilität und Bildqualität. So können sie zwar ohne Schaden aus bis zu zwei Metern fallen, die speziellen Periskop-Optiken besitzen dafür aber nur einen kleinen Zoombereich mit einer eher bescheidenen Abbildungsqualität. Dass die Modelle nur mit kleinen 1/2,3-Zoll-Bildsensoren arbeiten, macht es nicht besser. Außerdem haben Fotografen oft weniger Möglichkeiten manuell ins Handling einzugreifen. Selbst das Raw-Format gehört längst nicht immer zur Ausstattung.

Weitere Infos auf heise.de: Kamera oder Smartphone: Pros und Contras

Eine mögliche Alternative sind Actioncams. Aus fotografischer Sicht besonders spannend ist Sonys RX0-Serie, eine Mischung aus Outdoor-Kompakter und Actioncam, denn sie arbeitet mit einem größeren Typ-1-Zoll-Sensor, größtes Manko ist allerdings ihre Festbrennweite mit weitwinkeligen 24 Millimetern. Damit gibt sie schon einen bestimmten Bildlook vor, der nicht zu allen Motiven passt. Mit einem Preis von etwa 800 Euro ist sie zudem deutlich teurer als die meisten Outdoor-Kompaktkameras.

Extras im Blick: Auf Ausstattung und Stromversorgung achten

Haben Sie die wichtigsten technischen Anforderungen abgesteckt, können Sie Ihre Auswahlverfeinern, indem Sie auf die weitere Ausstattung der konkreten Kameramodelle schauen. Unterwegs ist es oft praktisch, wenn Sie sich nicht allzu sehr mit dem Energie-Management herumschlagen müssen. Meist geben die Hersteller an, wie viele Bilder Sie mit einer Akku-Ladung schießen können und diese Angabe ist für die Reiseplanung erheblich: So kommt die auf Street-Fotografie getrimmte Ricoh GR III beispielsweise nur auf 200 Aufnahmen. Vielfotografierer dürften damit nicht weit kommen. Sie sollten sich vor dem Reiseantritt um Ersatzakkus kümmern. Ausgeliefert wird die Edelkompakte außerdem nur mit USB-Netzadapter, sodass der Akku in derKamera geladen wird. Eine externe Akku-Ladestation muss ebenfalls optional erworben werden.

Nützlich sind Extras für bestimmte Motivsituationen. So kommt die Nikon P1000 mit Voreinstellungen für Vogel-und Mondfotografie. Panasonics Kompaktkameras beherrschen eine sogenannte 4K-Foto-Funktion, die Ihnen helfen kann, schnelle Bewegungsabläufe einzufangen oder durchgehend scharfe Makro-Aufnahmen zu erstellen. Ricohs GR III hat ebenso wie Fujifilms Konkurrenzprodukt XF10 eine Schnappschuss-Funktion, die den Fokus auf eine bestimmte Entfernung festsetzt. Wenn es mal schnell gehen soll, verlieren Fotografen so kein Motiv an den Autofokus. Weitere gängige Extras sind HDR-Modi, Mehrfachbelichtungen oder Hilfsmittel für die Astrofotografie.

Nicht zuletzt sind heute viele Kameras via Bluetooth oder WLAN vernetzt mit dem Smartphone. Was hier möglich ist, hängt stark vom Hersteller und dem konkreten Kameramodell ab. Manche tauschen nur Bilder mit dem Mobiltelefon aus, andere lassen sich von ihm fernsteuern oder beziehen Positionsdaten davon.

Kameras in der Einzelbesprechung

Ricoh GR III – Straßenkünstlerin

Zielgruppe: Als APS-C-Kamera mit Festbrennweite richtet sich die GR III an Fotografen, die sich auf Straßenszenen spezialisiert haben. Sie kommt mit auf Städte-Trips und bleibt auf Safaris zu Hause.

Die Kamera in Kürze: Von ihrer Vorgängerin setzt sich die GR III nur zaghaft ab. Sie arbeitet mit einem 24 Megapixel-Sensor, der auf einer 3-Achsen-Bildstabilisierung lagert. Die 18,3-Millimeter-Festbrennweite (28 Millimeter KB-äquivalent) mit Offenblende f/2.8 bietet jetzt eine Makro-Funktion und das Display hört auf Touch-Befehle. Doch Ricoh geht mit der GR III nicht nur nach vorn: So verringert sich die Auflösung des rückseitigen Monitors von 1,23 Millionen Pixel auf 1,04 Millionen Pixel und auch ein integrierter Blitz fehlt. Ein klappbares Display wäre sicher auch für Street-Fotografie aus ungewöhnlichen Perspektiven praktisch, dass das auch kompakt klappt, zeigt beispielsweise Sony mit seiner RX100-Serie. Die hat sogar einen Sucher, der der GR III ebenfalls fehlt. Mit einem Preis von 900 Euro gehört die GR III zu den Edelkompakten.

Handling: Das angeraute, äußerst leichte Magnesiumgehäuse liegt sehr angenehm und sicher in der Hand. Eine Tastenwüste ist es nicht, vielmehr kommt es mit wenigen, klassischen Bedienelementen aus: Moduswahlrad mit den Belichtungsmodi P, A, S (TV) und M sowie drei Benutzermodi, Vierwege-Wippe, Einstellrädchen, Funktionstaste. Das grundsätzliche Bedienkonzept werden routinierte Fotografen nach ein paar Aufnahmen verinnerlicht haben, doch die GR III hält auch ein paar Eigenheiten bereit. Das Objektiv kommt ohne Fokus- oder Einstellring aus. Wer manuell scharfstellen möchte, muss das etwas umständlich über die Vierwege-Wippe erledigen. Die GR III sollte deshalb als Autofokus-Kamera betrieben werden – entsprechend viele Wahlmöglichkeiten bietet sie hier. Dazu kennt sie eine Schnappschuss-Funktion, die den Fokus bei einer beliebig wählbaren Blende auf einen bestimmten Entfernungsbereich festsetzt.

Messwerte und Bildkritik: Die Rauschwerte der Ricoh GR III im Labor sind unauffällig. Sie startet bei niedrigster Empfindlichkeit von ISO 100 mit einem Visual Noise (VN) von 1,1. An der Zweier-Marke kratzt die Kompakte ab ISO 400, auf 3 steigt sie ab ISO 3200. Der Dynamikumfang liegt bei ISO 100 bei zehn Blendenstufen und damit auf dem Niveau aktueller Digitalkameras. In unseren Praxisaufnahmen erkennen wir bereits in den ISO-100-Aufnahmen eine feine Körnigkeit, die sich im Verlauf in den schattigen Bereichen unserer Testszene verstärkt. Details und Strukturen arbeitet die Kamera sehr schön plastisch und vor allem natürlich heraus. Erfreulich ist, dass Ricoh auch im weiteren Verlauf nur sehr behutsam auf Rauschreduzierung setzt, sodass beispielsweise die Holzmaserung unserer c’t-Testszene auch bei ISO 1600 noch vergleichsweise fein durchgezeichnet wird. Ab ISO 3200 wird der Bildlook auffällig grobkörniger. Das Objektiv reizt die zentrale Auflösung des Sensors bereits bei Offenblende voll aus, allerdings bleiben die Ecken merklich zurück. Abblenden bringt geringe Vorteile.

Panasonic TZ96 – kompakter Superzoomer

Zielgruppe: Die Panasonic TZ96 möchte eine hosentaschentaugliche eierlegende Wollmilchsau sein und richtet sich an Fotografen, die alles mit einem kompakten Gehäuse abdecken wollen. Ihr riesiger Zoombereich qualifiziert sie für viele fotografische Disziplinen – theoretisch.

Die Kamera in Kürze: Von der Vorgängerin TZ91 setzt sich die TZ96 nur sehr zaghaft ab, so bringt ihr Sucher nun eine höhere Auflösung von 2,36 Millionen Pixeln mit. Allerdings ist er so winzig, dass er dennoch nur für den groben Bildaufbau reicht, wenn gleißender Sonnenschein das Fotografieren über das Display unmöglich macht. Dank des Bildstabilisators ist der LiveView auch bei langen Brennweiten angenehm stabil. Die TZ96 ist eine klassische Kompaktkamera mit winzigem 1/2,3-Zoll-Chip, selbst manche Smartphones arbeiten schon mit einem größeren 1/1,7-Zoll-Modell. Von den Mobiltelefonen will sich die Kompakte mit einem großen Brennweitenspektrum von 24 bis 720 Millimetern (KBäquiv.) absetzen. Die Lichtstärke des 30-fach-Zoom ist mit f/3.3 bis f/6.4 allerdings mager. Insgesamt sind das schlechte Voraussetzungen für eine hohe Bildqualität.

Handling: Die TZ96 sitzt in einem kantigen Gehäuse, das dank einer gummierten Griffwölbung und Daumenkuhle vergleichsweise sicher in der Hand liegt. Die Kamera wirkt hochwertig verarbeitet, auch das klappbare Display sitzt sicher und straff. Wie die meisten Kompakten kommt die TZ96 mit nur wenigen Bedienelementen aus. Neben dem klassischen Moduswahlrad, gibt es eine Vierwege-Wippe und vier belegbare Funktionstasten, sodass Fotografen direkt über das Gehäuse schnell und bequem auf die wichtigsten Kameraeinstellungen zugreifen können. Auch den Touchscreen bindet Panasonic umfassend ein, so finden sich hier fünf weitere, frei belegbare Funktionstasten, außerdem setzen Fotografen den Fokus über den Touchscreen oder blättern und zoomen in der Wiedergabe durch ihre Bilder. Neben den herkömmlichen Foto-Funktionen besitzt auch die TZ96 die 4K-Foto-Optionen.

Messwerte und Bildkritik: Die Laborwerte der TZ96 sind unauffällig. Bei niedrigster Empfindlichkeit erreicht sie einen Visual Noise (VN) von 1,3. Ab ISO 800 steigt sie über einen VN von 2, ab ISO 3200 knackt sie die 3. ISO "H.6400" bietet die Kamera lediglich als Erweiterung an, die Fotografen zunächst aktivieren müssen. Das ist auch gut so, denn der kleine Chip ist wahrlich kein Bildkünstler. In unseren Praxisaufnahmen zeigte sich schon bei niedrigster Empfindlichkeit eine gewisse Körnigkeit in den Schatten. Bereits bei ISO 200 verschwinden Details und Strukturen wie die Holzmaserung wirken flächig, dazu mischen sich an besonders kontrastreichen Übergängen Schärfungsartefakte, die Linien "tanzen" lassen. ISO-800-Aufnahmen gehen dann in der 1:1-Ansicht endgültig als Aquarell durch. Damit ist die TZ96 nicht weit von dem entfernt, was Smartphones liefern. Gut, dass sie sich mit einem 30-fach-Zoom absetzen kann. Doch das hat ebenfalls seine Schwächen. Gerade am langen Ende verliert es sichtbar an Auflösung, was einen sehr weichen Bildlook zur Folge hat.

Panasonic FZ1000 II – DSLR-Feeling

Zielgruppe: Die FZ1000 II richtet sich an Fotografen, die eine Allrounder-Kamera mit persönlich abstimmbarem Handling suchen wie man es von Spiegelreflexkameras kennt. Der für Kompaktkameras größere Typ-1-Zoll-Chip verspricht dazu eine höhere Bildqualität.

Die Kamera in Kürze: Zaghafte Modellpflege zeichnet die FZ1000 II aus, die sich von der Vorgängerin vor allem mit einem größeren Sucher absetzt. Sensor und Objektiv bleiben unverändert: Der Typ-1-Zoll-Sensor bietet eine üppige Auflösung von 20 Megapixeln und das 16-fach-Zoom deckt eine kleinbildäquivalente Brennweite von 25 bis 400 Millimetern ab. Von Street- bis Wildlife-Fotografie bedient die FZ1000 II damit jede fotografische Disziplin.

Handling: Dank ihres DSLR-ähnlichen Gehäuses liegt die Bridgekamera sicher und angenehm in den Händen. Die Verarbeitung ist hochwertig. Nichts wackelt oder knarzt, allerdings fällt das Rauschen des Bildstabilisators auf, der wie ein leiser Laptop-Lüfter klingt. Dank der vielen Tasten und Rädchen auf dem Gehäuse lässt sich das Handling der Kamera umfassend auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen. Insgesamt bringt die Kamera ganze acht Funktionstasten mit, vier weitere verbirgt der Touchscreen. Gut gefällt uns, dass Panasonic die Bedienelemente teils unterschiedlich gestaltet, sodass sie den Fingern gute Orientierungspunkte auf dem Gehäuse geben. Neben den klassischen Foto-Funktionen beherrscht die FZ1000 II noch 4k-Foto-Optionen für bewegte Motive und Stillleben. Sie zeichnen dafür mit nur einem Tipp auf den Auslöser Serien mit 30 Bildern pro Sekunde in 4k-Auflösung (8 Megapixel) auf.

Messwerte und Bildkritik: Die Rauschwerte der Kamera im Labor sind ordentlich. So startet sie bei niedrigster Empfindlichkeit mit einem Visual Noise von 1 und hält sich lange stabil. Erst bei ISO 3200 knackt sie die 2er Marke. Rauschwunder? Mitnichten. Tatsächlich greifen die Rauschunterdrückung und Nachschärfung in den JPEGs relativ früh, sodass bereits bei ISO 200 in der 1:1-Ansicht erste Strukturen durch leichte Schärfungsartefakte auffallen. Selbst das Grau der Testszene wirkt schon leicht flächig, in den Schatten wolkig. Schon ab ISO 400 leidet die Detailfülle spürbar, ab ISO 800 wird das Foto insgesamt flächig und flau. Auch die Praxisaufnahmen wirken schon bei geringen Empfindlichkeiten in den feinen Details artefaktbehaftet und weich. Insgesamt erwarten wir von einem Typ-1-Zoll-Sensor mehr Qualität. Gut, dass Fotografen auch in Raw arbeiten und somit ihre Fotos dahingehend optimieren können. Das Objektiv schlägt sich gemessen an seinem großen Zoomfaktor gar nicht schlecht und schafft eine erstaunlich gleichmäßige Leistung über die Blendenstufen und Bildbereiche, sodass selbst unsere Praxisaufnahmen bei ganz ausgefahrenem Objektiv immer noch einen angenehmen Kontrast aufwiesen. Insgesamt neigt der Zoom allerdings zu Farbsäumen.

Nikon Coolpix P1000 – Teleskop-Feeling

Zielgruppe: Die Coolpix P1000 ist eine Kamera für Fotografen, die sich der Naturfotografie verschrieben haben. Ob Vogelbeobachtung oder Mondbilder, sie holt Entferntes nah ran.

Die Kamera in Kürze: Mit der Bridgekamera P1000 strebt Nikon die Superlative an, denn im Vergleich zur Vorgängerin P900 bietet sie gleich 1000 Millimeter Brennweite mehr. Damit ist zwischen einer Weitwinkelaufnahme mit 24 Millimetern und einer Super-Tele-Aufnahme mit 3000 Millimetern einiges möglich. Das Objektiv ist stabilisiert und ermöglicht auch mit längeren Brennweiten noch Bilder aus der Hand, allerdings lässt sich die Kamera nicht ruhig halten, so dass der Autofokus schlecht trifft. Die Optik weist mit einer Offenblende von f/2.8 im Weitwinkelbereich eine gute Lichtstärke auf. Mit steigender Brennweite nimmt die Blendenöffnung ab: 200 Millimeter > f/4.5, 500 Millimeter > f/5.0, 1500 Millimeter > f/5.6 und 3000 Millimeter > f/8.0. Für Nahaufnahmen wurde die Einstellgrenze von 50 auf 30 Zentimeter verringert. Die P1000 bringt einen integrierten Blitz und ein seitlich schwenk- und drehbares Display mit. Der Sucher wurde zur Vorgängerin hin von 0,92 auf 2,4 Millionen Bildpunkte deutlich vergrößert. Auch der rückseitige Monitor ist etwas größer, zusätzlich sind jetzt Raw-Aufnahmen möglich.

Handling: Die Nikon P1000 liegt mit ihren 1,4 Kilogramm Gewicht schwer, aber sicher in der Hand. Sie ist gut verarbeitet und bietet eine übersichtliche Tastenstruktur. Gezoomt wird über jeweils eine von zwei Wippen, am Auslöser oder seitlich am Objektiv. Über das Modusrad auf der rechten Schulter erhält der Fotograf die üblichen P-, S-, A- und M-Einstellungen für die Aufnahmen. Dazu gibt es Szenemodi, besonders dabei sind die für Vogel- und Mondaufnahmen. Jeder davon besitzt ein eigenes Menü für Feineinstellungen. Mit steigender Brennweite fährt das Objektiv heraus und die Kamera wird objektivlastig. Ein schweres, stabiles Stativ ist für die langen Brennweiten unerlässlich. Optional bietet Nikon ein Rotpunktvisier zum Aufstecken an. Damit zielt der Fotograf auf sein Motiv bei kleinerer Brennweite und zoomt dann heran. Auch sehr kurze Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde oder weniger sind bei den langen Telebrennweiten nötig. Es sollte dabei genug Umgebungslicht vorhanden sein, denn ein höherer ISO-Wert verschlechtert die Bildqualität deutlich.

Messwerte und Bildkritik: Die Coolpix P1000 startet sanft rauschend mit einem VN von 1.4 bei ISO 100. Ab ISO 800 steigt der VN über zwei, ab ISO 3200 über drei. Der Dynamikumfang liegt bei ISO 100 noch bei 10,3 Blendenstufen und fällt zu ISO 1600 auf 9,7 Blendenstufen ab. An der c’t-Testszene wird bereits bei ISO 100 leichtes Rauschen sichtbar. Es nimmt mit wachsender ISO-Zahl deutlich zu, ab ISO 800 ist es bereits sehr auffällig. Der Bildeindruck wird künstlicher und die Plastizität fällt ab. Hier wird erfolglos elektronisch gebügelt. Bilder, die mit 3000 Millimetern über lange Distanzen aufgenommen werden, besitzen durch die Schwebeteilchen in der Luft weniger Kontraste. Die Auflösung der P1000 ist auf den Weitwinkelbereich optimiert. Dort liegt sie zentral bei ISO 100 mit 1445 Linienpaaren pro Bildhöhe (84 Prozent) auf dem Maximum. Im Telebereich schafft sie noch 71 Prozent.

Fujifilm FinePix XP140 – Familien-Modell

Zielgruppe: Die FinePix XP140 ist für alle Outdoor-Aktivitäten, wie Schnorcheln oder Bergtouren geeignet. Preis und Robustheit machen sie auch als Erstkamera für Kinder interessant.

Die Kamera in Kürze: Viel geändert hat Fujifilm beim Update der FinePix XP130 auf die XP140 nicht. Leichte Designänderungen am Gehäuse und eine erweiterte Tauchtiefe von 20 auf 25 Meter sind wohl die markantesten Neuerungen. Dazu wurde der ISO-Bereich zur Vorgängerin von ISO 6400 auf ISO 12800 erweitert, was sich hinsichtlich der Bildqualität nicht lohnt. Die Rückseite der XP140 nimmt großenteils das nicht touchfähige Display ein. Die Tasten platziert der Hersteller übersichtlich und sparsam. Ungewöhnlich ist die Akkuklappe an der Seite, die einen Drehverschluss besitzt, und wegen dem die Kamera den Besitzer regelmäßig fragt, ob der Verschluß auch fest geschlossen ist. Ein Akkuladegerät gehört nicht zum Lieferumfang, es liegt aber ein USB-Kabel mit Netzteil bei. Die FinePix XP140 hält dazu eine Fallhöhe von 1,8 Metern aus, ist kältefest bis minus zehn Grad Celsius und staubgeschützt. Der Sensor ist zudem mit einem 5-Achsen-Bildstabilisator versehen.

Handling: Die kleine Kamera liegt gut in der Hand und ist ordentlich verarbeitet. Das Objektiv wurde in der linken oberen Ecke der Frontseite platziert, was der FinePix XP140 ein ungewöhnliches Aussehen verleiht. Hier wurde auf einen Sucher verzichtet. Der Fotograf bedient die Kamera über das Display mithilfe der Tasten. Ein Moduswahlrad gibt es nicht, dafür eine Funktionstaste (Fn) für Filter an der Vier-Wege-Wippe. Im Menü der Kamera findet der Fotograf unter Aufnahmemodus verschiedene Szeneprogramme, beispielsweise eines für unter Wasser, Doppelbelichtung oder Porträt. Einen manuellen Fokus gibt es nicht, die ISO-Einstellung und die Belichtungskorrektur nimmt der Fotograf über das Menü, beziehungsweise die Vier-Wege-Wippe vor. Das ist recht umständlich und macht klar, dass die XP140 auf vollautomatischen Betrieb ausgelegt wurde.

Messwerte und Bildkritik: Die Fujifilm FinePix XP140 zeigt bei den Messungen im Test-Labor nur anfangs ein geringfügig besseres Rauschverhalten als die Ricoh WG-6. Sie startet bei ISO 100 mit einem VN von 1,3, steigert diesen mit steigendem ISO-Wert jedoch schnell, und liegt bereits bei ISO 1600 bei einem VN über 3. Der Dynamikumfang wartet bei ISO 100 mit einem recht hohen Wert von 10,5 auf, fällt schon bei ISO 1600 auf einen Wert von 9,2 zurück. An der c’t-Testszene zeigt die Kamera bei ISO 100 ein helles, klares Bild. Vergrößert auf 100 Prozent erkennt man bereits die ersten Korrekturartefakte in Form von Detailverlust. Sie nehmen mit steigendem ISO schnell zu, bereits ab ISO 400 wird das Rauschen an Schattenkanten unangenehm sichtbar. Ab ISO 800 verabschieden sich sämtliche feine Details, das Bild bleibt aber weiterhin hell und die Farben wirken natürlich. Ab ISO 1600 sind die Bilder noch zu Dokumentationszwecken nützlich. Die Auflösung liegt bei ISO 100 mit 1391 Linienpaaren pro Bildhöhe bei 80 Prozent. Zu ISO 1600 geht sie auf rund 50 Prozent zurück.

Ricoh WG-6 – Für jedes Wetter

Zielgruppe: Die Ricoh WG-6 ist als Outdoor-Kamera ideal für alle, die gern bei Wind und Wetter draußen unterwegs sind. Sie kann sowohl beim Wassersport, im Schnee oder auch auf der Baustelle eingesetzt werden.

Die Kamera in Kürze: Die Ricoh WG-6 hat verglichen mit ihrer Vorgängerin, der WG-5, ein neu designtes Gehäuse erhalten und vier Megapixel mehr auf dem Sensor. Die Kamera bringt 20 Megapixel mit, allerdings sind sie auf dem kleinen 1/2,3-Zoll-Sensor angeordnet, was die Bildgröße und -qualität recht einschränkt. Sie ist bis zu zwei Stunden unter Wasser und 20 Metern Tauchtiefe dicht und soll Temperaturen bis 10 Grad Celsius, 100 Kilogramm Druckgewicht und einen Fall aus zwei Metern Höhe aushalten. Mit einem Zoombereich von 28 bis 140 Millimetern Brennweite ist sie recht flexibel einsetzbar. Um das Objektiv sind kreisförmig sechs LEDs angeordnet, die Licht für Makro- und Nahaufnahmen spenden und in verschiedenen Konstellationen schaltbar sind. Ein Blitz ist zusätzlich verfügbar. Die Rückseite wird vom Display ohne Touchfunktion dominiert. Die Kamera wird über die Zoomwippe, ein Vier-Wege-Element und wenige Tasten gesteuert. Diese sind teilweise etwas fummelig zu erreichen, einige benötigen durch die dahinter sitzenden Dichtungen mehr Druck als normalerweise üblich. Auf der Oberseite befindet sich ein Moduswahlrad, was für diese Kameraklasse eher ungewöhnlich ist, aber zu einer schnelleren und übersichtlicheren Bedienung beiträgt.

Handling: Die Ricoh WG-6 liegt gut in der Hand, ist solide verarbeitet, das Gehäuse besteht aus verschiedenen Materialien und ist ringsum mit Dichtungen versehen. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, für die Finger gut erreichbar. Auf einen Sucher hat der Hersteller verzichtet, alles läuft über das Display. Die Menüs sind knappgehalten, so dass alles einfach zu finden ist. Einige Funktionen können direkt per Tastendruck geändert werden, beispielsweise der Fokusmodus, der zügig zwischen AF, MF oder Makro umgeschaltet werden kann. Wer mit manuellem Fokus arbeitet, stellt über die Zoomwippe scharf. Es gibt ein umfangreiches Menü mit Szeneprogrammen, dort findet man auch Voreinstellungen für Wassersport oder Unterwasseraufnahmen. Praktisch ist der große Bügel an der Seite, an dem auch breitere Bänder befestigt werden können.

Messwerte und Bildkritik: Die WG-6 zeigt bereits bei ISO 125 ein leichtes Rauschen mit einem VN von 1,5. Bei ISO 800 liegt der VN bereits bei 2,1, bei ISO 3200 bei 2,9. Der Dynamikumfang pendelt von ISO 125 bis ISO 800 um die 10,3 Blendenstufen und fällt danach bis auf 8,5 Blendenstufen ab. In der Praxis ist das Rauschen in den Bildern je nach Motiv mehr oder weniger auffällig. Im niedrigen ISO-Bereich wird bereits ordentlich glatt gerechnet. Dadurch wirkt die Holzpalette der c’t-Testszene wie frisch gehobeltes Holz. Die Detaildarstellung ist in Ordnung, sehr feine, wie beispielsweise Härchen verschwinden jedoch. Auch die Kontraste leiden. Ab ISO 400 entstehen deutliche Artefakte in den Schatten. Dabei lässt auch die Plastizität deutlich nach. Die Auflösung startet mit 1461 Lp/Bh (75 Prozent), fällt aber bereits bei ISO 1600 auf rund 50 Prozent zurück. Die Ecken liegen bereits bei ISO 100 unter 50 Prozent und nehmen mit steigendem ISO noch weiter ab.

Fazit

Kompakte Reisekameras bieten als All-in-One-Lösungen einen großen Funktionsumfang. Eine, die in allen Disziplinen oben mitspielen kann, gibt es aber nicht. Vor dem Kauf sollten Fotografen deshalb ihre eigenen Bedürfnisse ehrlich abschätzen uns. Kompromisse müssen Sie immer machen.

Modelle mit Brennweiten-Superlativen wie die Panasonic TZ96 und Nikon P1000 decken alle möglichen Motivsituationen ab, mit ihrem 1/2,3 Zoll Sensor liefern sie dabei allerdings nur eine mittelmäßige Bildqualität. Das mag für Dokumentationszwecke und einfache Urlaubsbilder reichen, für anspruchsvolle, gestalterische Fotografie wird es schwierig.

Am anderen Ende des Spektrums stehen Kameras wie Ricohs GR III, deren Bildqualität dank ihres APS-C-Chips über jeden Zweifel erhaben ist. Allerdings arbeitet sie mit einer weitwinkeligen Festbrennweite, die einen bestimmten Bildlook vorgibt und außerdem auf bestimmte Motive abgestimmt ist. In diesem Fall sind das Architektur- und Streetfotografie.

Zu den echten Allroundern im Test zählt die Panasonic FZ1000 II. Sie liefert dank des Typ-1-Zoll-Sensors eine bessere Bildqualität als Extremzoomer wie die Panasonic TZ96 und die Nikon P1000. Mit ihrem 16-fach-Zoom deckt sie dabei ebenfalls die verschiedensten Sujets ab. Ihre Handling orientiert sich an Spiegelreflexkameras und richtet sich damit an Fotografen, die gerne mehr manuell ins Bild eingreifen wollen. Dabei bietet sie genug Vollautomatiken, um selbst Einsteiger nicht zu verschrecken. Ein Wermutstropfen ist allerdings der fehlende Schutz vor Staub und Feuchtigkeit.

Die kleinen Outdoor-Spezialisten sind auf vollautomatische Bedienung ausgelegt. Die WG-6 von Ricoh oder die XP140 von Fujifilm lassen kaum einen manuellen Fokus zu, eine Blendensteuerung bleibt Wunschvorstellung. Das ist für diese Kameras allerdings auch unwichtig. Wer in seiner Freizeit klettern, schnorcheln oder Gletscherwandern geht, hat meist andere Probleme im Kopf, als sich Gedanken über eine besser Belichtung zu machen. Und als nette Erinnerungsfotos eignen sich die Bilder des kleinen 1/2,3-Zoll-Sensors in jedem Fall, anspruchsvolle Bildqualität darf hier aber niemand erwarten. Gut gefallen hat uns bei beiden Modellen die Makroeinstellung, die bei der Ricoh WG-6 noch durch den LED-Ring um das Objektiv ergänzt wird. Auch unter Wasser gelingen so gute Aufnahmen. Durch ihre Robustheit sind sie zudem gute Begleiter für den nächsten Familienurlaub.

Preistipp: Schauen Sie sich bei der Suche nach einer neuen Urlaubskamera ruhig bei den Vorgängermodellen um. Oft bekommt man sie noch für einen deutlich günstigeren Preis. So unterscheidet sich beispielsweise die FZ1000 II nur marginal von der FZ1000 (ab 488,50 €), die nur noch etwa halb soviel kostet.

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