Welche Sportuhr lohnt sich?Populäre Fitness-Uhren im Vergleich mit der Apple Watch

Lesezeit 20 Minuten
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Eine Fitness-Uhr kann motivieren und zugleich vor Übertraining schützen.

  • Eine Fitness-Uhr kann zu mehr Bewegung motivieren und zugleich vor Übertraining schützen.
  • Die Apple Watch ist als Allround-Talent die erfolgreichste Smartwatch der Welt.
  • Doch was taugt sie als Fitness-Uhr und welche Geräte anderer Anbieter können mit ihr mithalten?

Viele von uns bewegen sich zu wenig – laut WHO trifft dies in Deutschland auf 42,2 Prozent der Bewohner zu. Die Bundesrepublik liegt damit sogar noch vor den USA mit 40 Prozent. Bewegungsmangel erschwert es nicht nur, das Körpergewicht im Normal-Bereich zu halten, es erhöht das Risiko für allerlei Beschwerden und Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Demenz und verschiedene Krebsleiden. Es lohnt sich, etwas zu tun, aber aller Anfang ist schwer.

Eine Fitness-Uhr kann motivieren und zugleich vor Übertraining schützen. Sie erfasst automatisch die täglichen Aktivitäten, zählt zurückgelegte Schritte, Treppenetagen und mahnt, wenn man zu lange sitzt; Anstrengung und Kalorienverbrauch schätzt sie anhand des eingebauten Herzfrequenz-Sensors. Darüber hinaus trackt sie beim Laufen oder Radfahren dank GPS-Sensor den exakten Streckenverlauf, die Geschwindigkeit und die Distanz. Bei Trainings zeigen die live gezeigten Herzfrequenz-Bereiche (Zonen) den Grad der Anstrengung, sodass man Überlastung verhindern oder die Fettverbrennung optimieren kann.

Die Apple Watch enthält als Allround-Talent auch einige Fitnessfunktionen und ist die erfolgreichste Smartwatch der Welt. Die meisten anderen Hersteller sind hingegen im Sport-Bereich groß geworden und rüsten ihre Geräte nach und nach mit einigen Smartwatch-Funktionen aus, wie dem Anzeigen von iPhone-Mitteilungen, einem integrierten Wecker oder Wetter-Infos – manche können sogar Musik abspielen. Gegen die Apple Watch Series 4 mit LTE ließen wir die Fitbit Ionic antreten, die einzige Uhr von Fitbit mit GPS.

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Von Polar untersuchten wir das Spitzenmodell Vantage V und warfen zusätzlich einen Blick auf die gerade vorgestellte und deutlich günstigere Polar Ignite.

Der Kandidat von Garmin nennt sich Vivoactive 3 Music, kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch das Spitzenmodell Forerunner 945 vom selben Hersteller. Zu guter Letzt gesellte sich die neue Suunto 5 dazu. Bei Garmin und Suunto erfolgte die Auswahl aus dem riesigen Sortiment exemplarisch auf Basis der Beliebtheit der Modelle sowie einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Grundsätzliche Handhabung

Keine der Uhren arbeitet komplett autark, alle benötigen zum Einrichten, für erweiterte Einstellungen sowie für spätere Ansichten und Analysen der gesammelten Aktivitäten und Trainings die zugehörige iPhone-App. Alternativ kann man sich via Browser in den Webdienst des Herstellers einloggen. Für beide Zugriffsarten braucht es einen Account beim Hersteller, den es kostenfrei dazu gibt.

Wie bei Apple zu erwarten hat man als Anwender eine hohe Kontrolle über die Privatsphäre, auf Wunsch verbleiben die Health-Daten ausschließlich lokal. Bei den anderen Testteilnehmern landen die Fitnessdaten grundsätzlich auf den Servern der Anbieter. Entsprechend der DSGVO muss man weitreichende Genehmigungen erteilen, damit die Anbieter derartige Daten überhaupt speichern und verarbeiten dürfen.

Um loslegen zu können, gibt man ein paar Eckwerte wie Alter, Größe und Gewicht ein und ob man die Uhr am linken oder rechten Handgelenk tragen möchte. Obwohl die Uhren Schritte, Kalorien und (auf Wunsch) die Herzfrequenz 24 Stunden am Tag tracken, muss man Trainings im Normalfall manuell starten und beenden. Die Apple Watch, Garmins Vivoactive 3 Music und die Fitbit Ionic erkennen einige Trainings nach einer Zeitspanne auch automatisch.

Alle Fitnessuhren bis auf die Apple Watch haben Funktionen für das Schlaf-Tracking integriert, um Unterbrechungen und Länge der verschiedenen Schlafphasen einschätzen zu können. Daraus lassen sich Tipps und Optimierungen für einen erholsameren Schlaf herleiten. Für die Apple-Uhr muss man derzeit noch Apps wie Sleeptracker installieren, die meist in Kombination mit dem iPhone funktionieren. Gerüchte besagen, dass Apple an einer Funktion zum Schlaf-Tracking arbeitet.

Konzeptionelle Unterschiede

Außer der Fitbit Ionic und der Apple Watch – bis einschließlich Series 4 – haben alle Uhren im Test ein farbiges, stromsparendes, transflektives Display, das seinen Inhalt stets anzeigt. Es lässt sich besonders gut draußen und am besten bei Sonnenlicht ablesen, ideal bei Trainings im Freien. In geschlossenen Räumen muss man dagegen häufiger die Hintergrundbeleuchtung aktivieren – meist geht das beim Armheben automatisch.

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Die Aktivitätstracker von Fitbit sind weit verbreitet, die Ionic stellt den ersten Versuch dar, eine Fitness-Uhr auf Smartwatch-Niveau zu etablieren.

Doch es ist Vorsicht geboten, denn die Bilder von Herstellern und Händlern im Web zeigen grafisch nachgebaute Display-Ansichten: Auflösung, Kontrast und Farbbrillanz entsprechen nicht der Realität der Geräte.

Apple Watch 4 und Fitbit Ionic nutzen beide ein OLED-Display und liefern jeweils ein helles, brillantes und kontraststarkes Bild – aber immer nur kurz, wenn der Anwender darauf schaut. Beim Joggen, Radfahren und Schwimmen aktivierten beide Kandidaten ihr Display nicht immer auf Anhieb, das kann nerven. In einem solchen Fall kann man auf das Display tippen.

In die Apple Watch Series 5 hat Apple ein Always-on-Display integriert, das diesen Umstand ausräumt. Bislang wird aber – neben der Uhrzeit – nur Apples Trainings-App kontinuierlich auf dem Watch-Display eingeblendet, Sport-Apps von Drittanbietern jedoch nicht. In direktem Sonnenlicht kommen die OLED-Displays an ihre Grenzen, sind aber meist noch gut genug ablesbar.

Außer der Suunto 5 und der Forerunner 945 lassen sich alle Displays auch mit Touch bedienen.

Akkulaufzeit

Um die Laufzeiten der Uhren einzuschätzen, haben wir zunächst zahlreiche Einzeltrainings mit allen Kandidaten absolviert und dann alle Uhren zugleich getragen, um sie an einem normalen Arbeitstag zu prüfen. Morgens und abends stand ein einstündiges Bewegungstraining auf dem Programm, den Tag über trackten die Uhren die Aktivität bei Bürotätigkeiten, Autofahrten und kleineren Spaziergängen – Musik verwendeten wir nicht.

Am Ende des bewegungsreichen Tages mit rund 22.000 Schritten hatte die Apple Watch Series 4 noch 43 Prozent Akkukapazität, die Garmin Vivoactive 3 Music noch 57 Prozent, die Fitbit Ionic 73 Prozent, die Suunto 77 Prozent und die Polar Vantage V sogar noch 87 Prozent.

Die Apple Watch hält meist locker zwei Tage durch, die anderen Uhren vier bis fünf (und mehr) Tage. Die Suunto 5 kann sogar noch mehr herausholen, da sie in einem speziellen GPS-Modus weniger Strom vebraucht, dafür allerdings auch etwas ungenauer arbeitet. Alle Sportuhren im Test waren innerhalb von ein bis zwei Stunden wieder voll aufgeladen.

GPS- und Herzfrequenz-Messung

Erst möglichst genaue GPS- und Herzfrequenz-Daten(HF) sorgen für verlässliche Analysen von Entfernungen und Kalorienverbrauch. In unseren Tests maßen die meisten Geräte unter guten Wetterbedingungen die Länge einer 5,28 Kilometer langen Teststrecke mit rund 10 bis 20 Meter Abweichung. Unter bewölktem Himmel waren auch mal Abweichungen von 70 bis 110 Meter zu verzeichnen. Nur die Fitbit Ionic zeigte auch bei guten Bedingungen Abweichungen von etwa 200 Meter.

Alle Fitness-Uhren im Test haben auf der Unterseite einen optischen Herzfrequenz-Sensor eingebaut. Er sendet grünes LED-Licht auf den Unterarm, eine oder mehrere Fotodioden erfassen die Reflektion des Blutflusses von Venen und Kapillaren und berechnen daraus die Herzfrequenz.

Das funktioniert normalerweise gut, die Zuverlässigkeit hängt aber von den persönlichen Gegebenheiten der verschiedenen Personen (Behaarung, Tattoos, Hauttyp, Schweiß) und auch von den Umgebungstemperaturen ab. Auf einem unterkühlten Arm im Winter zeigen sie weniger plausible Werte als an einem gut durchbluteten Arm im Sommer. Auch die Sportart, die Anstrengung und damit verbunden die Stärke der Armbewegungen spielen natürlich eine Rolle. Beim Krafttraining kommt es eher zu merkwürdigen Messwerten als beim Joggen.

Im Test fiel uns vor allem die Fitbit Ionic auf, weil ihre Meswerte häufiger um 20 bis 30 Herzschläge abwichen. Auch die Suunto 5 wollte mit unserem Testarm nicht so harmonieren, mitunter meldete die Uhr nach dem Training, dass die Messung nicht optimal sei. Die Polar Vantage V lieferte beim Joggen, Radfahren und Schwimmen gute Werte, auf dem Stepper und beim Krafttraining gab es dagegen häufiger Aussetzer. Wer mehr Präzision möchte, kann alle Uhren bis auf die Fitbit Ionic mit einem Bluetooth-Brustgurt koppeln, der genaue Pulswerte liefert. Einen solchen gibt es von Polar, Garmin und anderen. Sie lassen sich mit praktisch allen Uhren verbinden, die Bluetooth Smart LE verwenden. Wem ein Brustgurt zu lästig erscheint, kann auch einen weniger störenden, optischen Gurt für den Oberarm nutzen, den OH1 von Polar beispielsweise.

Die Uhren im Vergleich

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Die Apple Watch gibt es in 40 und 44 Millimeter Größe. Als Gehäusematerial stehen Aluminium (hell und dunkel) oder Edelstahl zur Wahl. Es gibt unzählige Armband-Varianten, die sich mal mehr für Sport und mal mehr zum Ausgehen eignen.

Selbst die große Apple Watch Series 4 mit 44 Millimetern war die kleinste im Test. Mit ihrem Gewicht von 46 Gramm gehört sie zu den leichten, gleichauf mit Fitbit Ionic. Nur die Polar Ignite ist mit ihren 34 Gramm leichter. In punkto Wertigkeit und Verarbeitungsqualität setzte sich die Apple Watch klar an die Spitze. Das betrifft Gehäuse und Armbänder genauso wie nicht sichtbare Komponenten. Statt nur zu vibrieren wie die Konkurrenten klopft die Apple Watch gut spürbar auf das Handgelenk. Anstelle simpler Pieps-Töne gibt der kleine Lautsprecher klare Klänge aus. Außer über das Touch-Display mit Force-Touch und den seitlichen Knopf bedient man die Apple Watch zusätzlich über eine digitale Krone mit haptischem Feedback – ideal, um sich durch Auswertungslisten zu scrollen.

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Die große Apple Watch Series 4 mit 44 Millimetern war die kleinste im Test.

Apples Aktivität-App zeigt die per Apple Watch erfassten Aktivitäten, aber auch Trainings von anderen Uhren, die Daten an Apple Health senden.

Was die Apple Watch zur Allround-Smartwatch macht, sind unter anderem komfortable Musik-Funktionen, kontaktloses Bezahlen mit Apple Pay, Gesundheitsfunktionen wie eine Sturzerkennung, Warnung von Herzrhythmusstörungen und das einkanalige EKG direkt am Handgelenk.

Auch ohne das iPhone in der Nähe kann man für 100 Euro Aufpreis über eine LTE-Mobilfunkverbindung telefonieren, Nachrichten austauschen, mithilfe der integrierten Karten-App navigieren, Musik streamen oder die digitale Assistentin Siri aufrufen. Im App Store stehen zahlreiche Apps zur Wahl.

An integrierten Fitness-Apps bietet die Apple Watch die Aktivität-App, die Bewegung (Schritte / Kalorien), Trainingsminuten und sogenannte Stehziele in drei farbigen Ringen zeigt, die es am Tag zu vervollständigen gilt. Trainings erfasst man über die gleichnamige App, rund 15 verschiedene Programme stehen zur Wahl: von Gehen, Wandern über Laufen und Radfahren indoor oder outdoor bis hin zu Frei- und Beckenschwimmen. Auch beim Schwimmen erfasste die Apple Watch akkurat die Herzfrequenz. Wenn man sein Training oder seine Sportart nicht findet, kann man den Eintrag "Sonstige" wählen. Auf der Uhr beschränken sich die Sportinfos auf wenige Eckdaten des Tages, etwa den Ringfortschritt plus Schritte, Etagen und absolvierte Trainings.

Eine detaillierte Übersicht aller Trainingsdaten findet man nur in der Aktivität-App auf dem iPhone – einen Webdienst bietet Apple nicht. Die App hat Apple schick und übersichtlich gestaltet. Sie zeigt neben einigen Eckwerten wie Kalorienverbrauch, Höhenmeter und Kadenz (Schrittfrequenz) auch die Strecke auf der Karte und den Verlauf der Herzfrequenz.

Im Vergleich zur Konkurrenz zeigt sie aber am wenigsten Zusatzdaten, beim Laufen fehlt etwa die Geschwindigkeit. Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 Max) findet man nur in der Health-App. Die exakten Werte beim Herzfrequenzverlauf muss man eher raten, auch Herzfrequenzzonen oder einen Hinweis auf den Grad der Fettverbrennung kennt die Apple Watch nicht. Natürlich findet man im App Store viele andere Sport-Apps wie Strava oder Runtastic, die mehr Details bieten. Dann benötigt man jedoch immer einen Account bei diesem Anbieter und in der Vollversion fallen dafür Gebühren an, bei Strava sind es etwa 70 Euro im Jahr.

Apple Watch Series 5

Die Apple Watch Series 5 setzt auf ein Always-On-Display. Die äußerlich praktisch unveränderte Uhr kann durch einen neuen Display-Treiber die Bildwiederholfrequenz des OLED-Bildschirms von 60 auf 1 Hz reduzieren, um so Strom zu sparen. Damit kann die Uhr erstmals stets die Uhrzeit zeigen, statt das Display ständig abzuschalten. Es wird gedimmt, wenn es dem Nutzer nicht zugewandt ist.

Farben und Zusatzinformationen – die sogenannten Komplikationen – bleiben dabei aber auf dem Ziffernblatt sichtbar. Sensible Daten wie Herzfrequenz oder anstehende Termine können ausgeblendet werden.

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Die Apple Watch Series 5 setzt auf ein Always-On-Display. 

Neben dem Ziffernblatt nutzt bislang nur Apples Trainings-App den Always-On-Bildschirm, so dass man etwa beim Radfahren die zurückgelegte Entfernung sieht, ohne den Arm vom Lenker nehmen zu müssen.

Die Series 5 kommt außerdem mit Kompass, der wahlweise magnetischen oder geografischen Norden zeigt. Für Sportler ebenfalls interessant: Die erweiterte Notruffunktion kann bei schweren Stürzen nun auch automatisch den Notarzt verständigen, wenn die eSIM nicht aktiviert ist und das iPhone zuhause gelassen wurde. Das gibt es allerdings nur in der teureren Mobilfunkausführung der Apple Watch und es funktioniert zudem in manchen Ländern nicht – zu den wenigen Ausnahmen gehört auch Deutschland.

Neben Aluminium und Edelstahl können Käufer einer Apple Watch Series 5 als Gehäusematerial auch Titan oder Keramik wählen.

Garmin Vivoactive 3 Music

Den US-Hersteller kennt man vor allem von seinen Navigationsgeräten, das Angebot an Sport- und Fitnessuhren dürfte jedoch noch etwas größer sein. Es gibt allein 16 Modelle, die für Mainstream-Sportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen geeignet sind, dazu kommen Spezialuhren für den Wassersport, fürs Golfen oder Tauchen.

Garmin_vivoactive 4S_Weiß_Fitnessfunktionen (c) Garmin Deutschland GmbH

Garmin Vivoactive

Die Serie an Chronographen für besonders anspruchsvolle Sportler nennt sich MARQ Kollektion. Innen arbeitet ähnliche Technik wie bei den günstigeren Modellen, aber Material, Verarbeitung und Design fallen hier besonders wertig aus, entsprechend bewegen sich die Preise je nach Modell zwischen 1500 und 2500 Euro. Das neueste Flaggschiff der Forerunner-Reihe, die 945 mit vergleichbarer technischer Ausstattung, gibt es für 600 Euro.

Die Garmin Vivoactive 3 Music liegt preislich mit 300 Euro im Mittelfeld und eignet sich für viele verschiedene Sportarten.

Sie ist schön klein und mit 40 Gramm angenehm leicht. Außer dem Gorillaglas, dem Metallknopf und der Armbandschnalle besteht die Uhr aus Kunststoff. Sie wirkt durchaus robust, aber zu dem billigen Plastik-Image trägt bei, dass an Gehäuse und Armband unschöne Grate zu sehen sind. Bei einer Uhr für 300 Euro hätten wir das nicht erwartet. Die Vivoactive unterstützt das kontaktlose Bezahlen mit Garmin Pay, dafür braucht man in Deutschland aber einen Extra-Account bei VIMpay oder Boon für eine virtuelle Mastercard, die nach dem Guthabenprinzip arbeitet. Große Banken unterstützen Garmin Pay bislang nicht.

Passend zu ihrem Namen kann die Vivoactive Lieder über Bluetooth-Kopfhörer oder -Lautsprecher abspielen.

Um händisch Musik zu synchronisieren, muss man die Uhr per USB mit dem Mac verbinden und die Desktop-App Garmin-Express installieren. Das klappte im Test komfortabel, erinnerte aber etwas an vergangene iPod-Zeiten.

Andere Musik-Apps wie Spotify kann man ebenfalls nutzen, aber mangels Mobilfunk lassen sich nur Titel abspielen, die auf der Uhr liegen, und dazu benötigt man einen kostenpflichtigen Spotify-Premium- Account. Das Koppeln von AirPods 1 und 2 sowie der Sennheiser Momentum True Wireless gelang nach etwas Probieren. Die Musik klang gut und nicht anders als mit einem iPhone verbunden, mitunter störten aber kurze Aussetzer.

Die Kombination aus Touch-Display und nur einem Knopf klappte im Test recht gut. Kalte Finger mag das Touch-Display aber nicht so. Es gibt über 25 Trainings-Programme. Die Anzeigen für ein Training lassen sich auf der Uhr anpassen, nicht aber über die zugehörige iPhone-App oder Webdienst – Polar kann das. Die Garmin-iPhone-App und der Webdienst geben sehr detailliert Auskunft über die gesammelten Aktivitäts- und Gesundheitsdaten, manche tabellarischen Übersichten wirken allerdings etwas lieblos. Es gibt aber auch zahlreiche Chartgrafiken, die sich durch Drehen des iPhones vergrößern lassen. Eine Koppelung des Streckenverlaufs mit den Bewegungsdaten bietet Garmin nur im Webbrowser.

Garmin Forerunner 945

Garmin_FR945_Schwarz_Trainingsbereich (c) Garmin Deutschland GmbH

Garmin Forerunner 945

Garmins Flaggschiff Forerunner 945 erreichte uns kurz vor Redaktionsschluss. Nach ersten Tests überzeugt sie mit einem verbesserten, kontrastreicheren und weniger spiegelnden Display und einer langen Akku-Laufzeit. Sie kann ebenso Musik abspielen, enthält Garmin Pay und darüber hinaus eine Navigationsfunktion mit Karten. Darüber hinaus bietet sie viele Zusatzfunktionen für Trainingsbelastung und -erholung sowie Body Battery, mit der man seine Kräfte im Tagesverlauf besser einschätzen können soll.

Garmin hat die Forerunner 945 im Vergleich zum Vorgänger 935 optisch kaum verändert, unter der Haube aber deutlich: Man kann nun damit Musik abspielen, in Karten navigieren und sogar mit einem Pulsoximeter den Sauerstoffgehalt im Blut messen.

Polar Vantage V und Ignite

Neben Sportuhren und Fitnesstrackern bietet der finnische Hersteller auch Sensoren zum Laufen und Radfahren sowie Herzfrequenz-Brustgurte bis hin zu Spezialmessgeräten für Pferde. Verglichen mit Garmin und Suunto ist die aktuelle Produktpalette von GPS-Sportuhren mit drei Modellen allerdings sehr überschaubar.

Die Vantage-Serie von Polar, aber auch die neue Polar Ignite nutzen wertige Materialien. Bei der Vantage V besteht nur der Gehäuseboden aus Kunststoff, der Rest aus Edelstahl und Gorilla-Glas. Die Uhr trägt sich trotz ihrer 66 Gramm angenehm.

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Polar Vantage V

Die Vantage V bedient man mithilfe von fünf Knöpfen und Touch-Display. Die Bedienoberfläche lässt sich sehr gut überblicken, die Menüstruktur versteht man schnell. Das liegt zum einen daran, dass Funktionen bei Polar weniger verschachtelt sind als etwa bei Garmin. Zum anderen sind sie aber auch deutlich reduzierter, vieles lässt sich nur über die iPhone-App oder den Webdienst einrichten – Anpassungen der Trainingsansichten etwa. Es gibt hier weder einen eingebauten Musik-Player noch Karten oder eine Bezahlfunktion. Statt Karten bietet die Vantage V eine Brotkrümel-Navigation, um wieder zu einem Startpunkt zurückzufinden.

Das farbige Touch-Display funktioniert recht gut, es animiert den Inhalt aber nicht so flüssig wie die Kandidaten der Konkurrenz. An Sportprofilen offeriert die Uhr dutzende, darunter auch Tanzen, Gruppentrainings und Duathlon.

Was die Vantage V hervorhebt, sind Funktionen, die eine Einschätzung über die Trainingsbelastung (Training Load Pro) und den Erholungsstatus (Recovery Pro) liefern. Für Recovery Pro führt man auf der Uhr am besten täglich den sogenannten orthostatischen Test mit einem Brustgurt durch und erhält so eine Aussage, ob man am jeweiligen Tag trainieren sollte oder besser pausiert. Darüber hinaus berechnet die Vantage V beim Lauftraining auch die Leistung in Watt, dafür benötigt sie keinen Laufsensor.

Sehr gut gefielen uns die iPhone-App Polar Flow und der zugehörige Webdienst. Auf ihnen sieht man mit wenigen Blicken den Stand der Dinge. Die Aktivitäten-Seite zum Beispiel sortiert den Verlauf kreisförmig über die 24 Stunden eines Tages und färbt den Grad der Anstrengung von Weiß bis Dunkelblau. In der Kalenderansicht überblickt man alle Aktionen und den wöchentlichen Stand von Aktivitätszielen sowie Gesamtkalorienverbrauch.

Unklar bleibt uns allerdings, warum Polar neben den Gesamtkalorien nicht auch den BMR (Standard-Verbrauch ohne Bewegung) und die Kalorien von Aktivitäten und Trainings ausweist, weder auf den Uhren im Test noch in Flow-App oder im Web.

Fitbit Ionic

Die Aktivitätstracker von Fitbit sind weit verbreitet, die Ionic stellt den ersten Versuch dar, eine Fitness-Uhr auf Smartwatch-Niveau zu etablieren.

Material und Verarbeitungsqualität können locker mit der Apple Watch mithalten. Das Aluminium-Gehäuse und das Uhrglas sind absolut präzise gefertigt. Das Farbdisplay zeigt ein helles, knackscharfes und brillantes Bild. Weniger wertig fühlt sich das sehr dicke Standard-Armband an, luftigere Fitbit-Bänder lassen sich nachkaufen, darunter auch welche aus Leder. Das eckige Design der Uhr muss einem nicht gefallen, im Vergleich zur Apple Watch setzt es aber durchaus eigene Akzente.

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Fitbit Ionic

Was die Uhr zur Smartwatch machen soll, sind erweiterte Funktionen wie WLAN-Verbindungen für schnelle Übertragungen, Musik, der kontaktlose Bezahldienst Fitbit Pay, iPhone-Mitteilungen und ein App Store. Leider kann die Uhr in keinem dieser Bereiche so recht überzeugen. Im mehrwöchigen Test erschien etwa keine einzige der iPhone-Mitteilungen. Eine Verbindung per Bluetooth bestand, sonst hätte sich die iPhone-App von Fitbit nicht gekoppelt.

Keine der großen deutschen Banken unterstützt Fitbit Pay, mit dabei sind die Mercedes-Benz Bank, boon, BW-Bank und Revolut. Fitbit bietet auch eine eigene Visa-Kredikarte, die kostet nach den ersten 12 Gratis-Monaten 24 Euro im Jahr. So ein Konto muss man getrennt zu einem normalen Bankkonto einrichten.

Eigentlich soll man Musikdateien in Formaten wie MP3 und AAC an die Uhr übertragen können, dafür (und für Apps) bietet sie 2,5 GByte Speicher. Das gelang uns aber nicht. Wenn wir in der Fitbit-iPhone-App den Bereich "Persönliche Musik" wählten, erschien die Meldung, dass man die Desktop-Anwendung installieren und die Uhr per USB verbinden solle. Als wir das befolgten und die Mac-Software starteten, wurden wir informiert, dass sie nicht mit diesem Uhrenmodell kompatibel sei. Auch per WLAN gelang uns keine Übertragung.

Die Uhr bedient man über die drei seitlichen Knöpfe und das touch-fähige Display. Die Bedienoberfläche und -struktur durchschaut man nach etwas Experimentieren. Das Display reagiert schnell, wenn auch nicht so flüssig wie das der Apple Watch.

Im Sport- und Fitness-Bereich bietet die Ionic sieben vorgefertigte Sportprogramme, darunter Laufen, Radfahren, Schwimmen und Gewichtheben.

Die Trainings-Ansichten lassen sich nicht weiter anpassen. Der Herzfrequenzsensor wird beim Schwimm-Programm automatisch abgeschaltet. Eine Möglichkeit, externe Brustgurte oder Sensoren zu koppeln, gibt es überraschenderweise nicht. Die Fitbit-App zeigte im Dashboard auf einen Blick den Fortschritt aller interessanten Aktivitäts- und Bewegungswerte wie Schritte, Etagen, Kilometer, Kalorien und Trainingsminuten. Nach Tipp auf ein Training sieht man auf einer Karte den Streckenverlauf und viele weitere Eckdaten wie ein Chart der Herzfrequenz und die Herzfrequenzzonen. Die Karte kann man nicht auf eine Satellitenansicht umschalten und den Chart des Pulsschlags nur raten, heranzoomen oder vergrößern durch Drehen des iPhones lässt er sich nicht. Deutlich mehr Details bekommt man im Webdienst des Anbieters, hier dann auch den Puls zu einem bestimmten Zeitpunkt. Als einziger Kandidat kann Fitbit in seiner App die Ernährung mitsamt Nährstoffen und Kalorien protokollieren. Meist genügt das Abscannen des Barcodes eines Produktes oder das Eingeben der ersten Buchstaben des Namens in der Suche. Auf diese Weise soll der Anwender sich die Kalorienbilanz eines Tages aufstellen lassen, was die Kontrolle des Gewichts erleichtert.

Suunto 5

Der finnische Hersteller Suunto bietet aktuell 15 verschiedene Sportuhren, die alle recht ähnlich aussehen: eine Chronograph-ähnliche Designsprache. Auch die neue Suunto 5 kommt recht wuchtig daher. Auffällig sind die ober- und unterhalb der Uhr versteiften Bögen am Armband, die anscheinend kaschieren sollen, dass das Gehäuse unten noch etwas in das Armband reinreicht – beim Tragen stört das aber nicht.

Suunto verwendet Mineralglas, die Einfassung und die fünf Knöpfe bestehen aus Metall. Ein Touch-Display hat die Suunto 5 nicht, die Knöpfe bieten keinen spürbaren Druckpunkt. Feedback spürt man jedoch über leichte Vibrationen.

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Suunto 5

Die farbige Bedienoberfläche hat Suunto schick, mit ansprechender Typographie und Reduktion auf das Wesentliche gestaltet. Sie scheint uns allerdings für jüngere Augen gemacht, die Elemente und Bezeichnungen sind oft sehr klein geraten. Erschwerend kommt hinzu, dass das Display einen schwachen Kontrast liefert. Bei direktem Sonnenlicht kann man es aber gut ablesen. Schöne Ideen, die man bei der Konkurrenz nicht findet: Bei mehrfachem, kurzem Drücken des Lichtknopfes oben links wechselt die Datumsanzeige in die Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeit des Tages. Bevor man eines der über 60 integrierten Trainings startet, sieht man eine Abschätzung der zu erwartenden Restlaufzeit. Die fiel bei der Suunto mit am besten aus.

Verwendeten andere Suunto-Uhren den etablierten App- und Webdienst Movescount, unterstützt die Suunto 5 nur noch eine neue Plattform, die aus dem Kauf des Anbieters Sportstracker entstand.

Die schick gemachte Suunto-App zeigt alle Eckwerte des Tages sowie eine Liste der absolvierten Trainings. In den Details etwa zum Laufen finden sich unzählige Messwerte wie die maximale Sauerstoffsättigung des Blutes (VO2 Max) und ein Wert, der den Erholungsbedarf angeben soll. Wenn man die Streckendarstellung vergrößert, schieben sich von unten Charts zu Tempo, Herzfrequenz und Höhe ins Display. Beim Streichen mit dem Finger darüber sieht man die aktuellen Daten synchronisiert auf der Karte – Polar macht das auch so.

In die App integriert sind sogenannte Heatmaps auf Grundlage von anonymisierten Community-Daten. Durch eine stärkere Färbung erkennt man schnell, welche Routen in der Umgebung beliebt sind. Sehr gut gefallen hat uns die Möglichkeit, eigene Routen anzulegen, dazu reichen ein paar Tipps auf die Karte – das gelang in keiner anderen App so einfach.

Fazit

Wer etwas für seine Gesundheit tun will, ohne sich tiefer mit Technik, Auswertung und Apps beschäftigen zu wollen, sollte sich eine Apple Watch zulegen. Die Series 4 hat genug Power, um auch bei einer langen Tageswanderung nicht schlapp zu machen und bietet ein rundes Gesamtpaket. Bei der Messung der Herzfrequenz am Arm gefiel uns die Apple Watch am besten. Allerdings bleiben die Einschränkungen der Apple Watch mit im Vergleich geringerer Laufzeit und einem Display, das nur bei exakter Armbewegung oder Berührung aktiviert. Eine leichte Sportuhr inklusive Musikfunktion zu einem günstigen Preis kommt mit der Vivoactive 3 Music von Garmin. Bei ihr muss man allerdings mit einem billig wirkenden Äußeren leben.

Die Polar Vantage V dürfte für Anwender, die sich mehr bewegen, aber auch ihre Trainings gut protokollieren und analysieren wollen, die beste Wahl sein. Die Polar Ignite überzeugt mit erweiterter Schlafanalyse und Trainingsempfehlungen. Trotz langer Akkulaufzeit enttäuschte die Fitbit Ionic im Test, sie konnte weder bei Präzision von GPS noch bei der Erfassung der Herzfrequenz überzeugen.

Am Ende ist die Wahl einer Uhr zweitrangig, Hauptsache man rafft sich endlich zu mehr Bewegung auf.

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