Wird Youtube gelöscht?Panische Videos von Youtubern verunsichern Kinder und Teenager

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Wegen einer Welle von Videos, machen sich aktuell viele Sorgen, dass Youtube bald nicht mehr so exisitiert, wie wir es kennen.

Köln – Ein Leben ohne die Videoplattform Youtube? Für viele, gerade Jugendliche, ist das kaum vorstellbar. Deshalb war die Panik groß, als einige deutsche Youtuber Anfang November Videos mit Titeln wie „Warum es Youtube nächstes Jahr nicht mehr gibt“ oder „Youtube geht 2019 unter“, veröffentlichten.

Ersteres Video, das von dem Kanal „Wissenswert“ kommt, schaffte es am Tag seiner Veröffentlichung auf Platz Eins der deutschen Youtube-Trends. Vier Tage später hatte es bereits mehr als drei Millionen Aufrufe. Dazu kommen Videos von anderen großen oder kleineren Kanälen zu diesem Thema.

Naht das Ende von Youtube?

Was ist der Grund für die Videos, die vor allem Kinder und Jugendliche aufschrecken? Wird Youtube tatsächlich grundlegend verändert? Und wenn ja, wie? Ausschlaggebend für die Welle an Videos ist ein öffentlicher Blog-Eintrag der Youtube-Chefin Susan Wojcicki. Darin wendet sie sich an Youtuber und ruft diese dazu auf, sich gegen die geplante Urheberrechtsreform der EU zu wehren und dafür auch ihre Abonnenten unter dem Hashtag #saveyourinternet, also „Rette dein Internet“, zu mobilisieren.

Genauer geht es um Artikel 13 dieser Reform. Darin ist in der aktuellen Fassung festgelegt, dass Plattformen wie Youtube direkt belangt werden sollen, wenn deren Nutzer urheberrechtlich geschütztes Material hochladen. Um das zu verhindern sollen Plattformen sogenannte Uploadfilter einsetzten, die solche Verstöße vor der Veröffentlichung erkennen.

Kommt es trotzdem zu Verstößen, sollen die Plattformen selbst haftbar gemacht werden. Das würde nicht nur Youtube betreffen, sondern auch alle anderen Online-Plattformen auf denen Nutzer Beiträge teilen.

Auf einer Seite von Youtube bezüglich des Hashtags #saveyourinternet, heißt es: „In der Praxis könnten Plattformen dann gezwungen sein, nur Inhalte von einer kleinen Anzahl großer Unternehmen zuzulassen." Bei denen man sicher sei, dass sie keine Urheberrechte verletzten. Es sei zu riskant Originalinhalte von kleineren Künstlern zuzulassen.

Youtuber haben Angst um ihre Kanäle

Daraus ergibt sich die Sorge der Youtuber. Sie vermuten, dass Youtube womöglich Kanäle vorsorglich löscht, um Klagen von Urhebern vorzubeugen. Allerdings beschreibt die Stellungnahme von Youtube selbst nur, wie sich die geplante Reform im schlimmsten Fall auswirken könnte. 

Auch in dem Brief der Youtube-Chefin gibt es keinerlei Anzeichen darauf, dass die Plattform europäische Kanäle löschen könnte. Es ist sogar fraglich, ob das geplante Gesetz Youtube überhaupt stark verändern würde. Denn einen Filter, wie ihn das Gesetz verlangen würde, gibt es dort bereits.

Das könnte Sie auch interessieren:

Außerdem ist die Reform schon seit Anfang des Jahres politisch umstritten. Laut EU soll die Position der Urheber gegenüber großen Online-Konzernen gestärkt werden. Kritiker befürchten aber, dass es durch Ungenauigkeiten der vorgeschriebenen Uploadfilter zur zufälligen Zensur kommen kann. Parodien von Liedern oder Szenen aus Filmen für Kritiken beispielsweise, dürften nicht mehr in Beiträgen verwendet werden.

Die EU hat das Problem erkannt

Deshalb ist noch fraglich, ob das Gesetz in der jetzigen Form realisiert wird. Wie das Magazin Vice herausfand, hat die EU bereits am 12. September 2018 neue Passagen zu dem geplanten Gesetz hinzugefügt, die ebendieses Problem berücksichtigen.

In der Ergänzung heißt es bezüglich Parodien, Kritiken und Perisflagen im Internet: „Daher ist es notwendig, eine neue spezifische Ausnahme einzuführen, wonach die rechtmäßige Nutzung von Auszügen aus bereits bestehenden geschützten Werken (...) in von Nutzern hochgeladenen oder bereitgestellten Inhalten zulässig ist.“

Viele Youtuber schüren trotzdem weiter Panik unter ihren Abonnenten. Das dürfte auch einen einfachen wirtschaftlichen Grund haben. Denn diese Videos sammeln innerhalb von kürzester Zeit Tausende bis Millionen Klicks, was mehr Werbeeinnahmen für die Macher bedeutet.  

KStA abonnieren