„Sirenen aus, mein Kind macht Mittagsschlaf!“Absurde Anekdoten über Helikoptereltern

Lesezeit 4 Minuten
Ein Kind ist komplett mit Schutzfolie umwickelt und trägt einen Helm.

Vor Überfürsorge und Kontrollwut versuchen „Helikoptereltern“, ihre Kinder in Watte zu packen oder niemals von ihrer Seite zu weichen. 

Köln – Helikoptereltern, das ist inzwischen ein altbekannter Begriff – eine Art Mischung aus Schimpfwort, Zeitphänomen und Satiregold. Denn über keine Elternspezies wird sich so gerne empört, wie über jene Mütter und Väter, die sich ultrabesorgt und überengagiert um ihr Kind kümmern und dabei dort einmischen, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Sie kreisen um ihr Kind und wollen um jeden Preis dessen Wohlergehen kontrollieren – dabei ist ihnen (fast) jedes Mittel recht.

Keiner würde sich jemals selbst als „Helikopter“ bezeichnen. Und doch scheint es gar nicht wenige zu geben da draußen. Zumindest wenn man die vielen Geschichten betrachtet, die die Runde machen. Die Bestsellerautorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg sammeln seit vielen Jahren solche Eltern-Anekdoten und haben jetzt ein neues Buch zum Thema veröffentlicht. In „Stellen Sie die Sirenen aus – mein Kind macht Mittagsschlaf!“ bündeln sie die neusten irrsten Storys über Helikoptereltern, die ihnen von Lesern und Leserinnen zugeschickt wurden.

Das tägliche Schreikrampf der Lehrer und Erzieher

Buchtipp

Cover des Buches „Stellen Sie die Sirenen aus – mein Kind macht Mittagsschlaf“

„Stellen Sie die Sirenen aus – mein Kind macht Mittagsschlaf“ (Ullstein, 2020) ist bereits das dritte Buch über Helikoptereltern von Lena Greiner und Carola Padtberg.

Ein wahres Lied singen von schrägem elterlichen Verhalten könnten vor allem jene, die täglich mit Kindern zu tun haben: Hebammen, Kassierer, Lehrer, Erzieher oder Trainer. Sie hätten oft Mühe, allzu fordernde und sorgenvolle Mütter und Väter in die Schranken zu weisen. Da käme es schon vor, dass Erzieher akribische Anleitungen für den Umgang mit dem Kleinkind bekommen würden, Lehrer den Teenager an den Toilettengang erinnern sollten oder Ärzte nachts in der Notaufnahme wegen einer kleinen Schürfwunde verrückt gemacht werden.

Jetzt in der Corona-Zeit mit all den Abstands- und Hygiene-Regeln ist die Kontrollwut der Eltern wahrscheinlich noch größer als vorher. Dabei solle man gerade jetzt, wenn Ängste groß und der Stress mit den Kindern hoch sind, einfach mal locker lassen, sagen Lena Greiner und Carola Padtberg: „Wäre es da nicht umso mehr angebracht, mal tief durchzuatmen und fünfe gerade sein zu lassen, anstatt immer noch mehr kontrollieren zu wollen?“

Das könnte Sie auch interessieren:

Eltern rauben Kinder die Selbständigkeit

Das sollte sicher nicht nur in Krisenzeiten gelten, sondern am besten grundsätzlich. Denn die Beispiele im Buch machen, bei allem Amüsement, auch deutlich, dass zu viel elterliche Sorge und Einmischung vor allem eins zur Folge haben: Dass Kinder bevormundet werden und keinen Raum bekommen, um eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Dass sie keine Chance bekommen, selbständig zu werden. Man wünscht ihnen geradezu, dass sie fleißig und laut gegen ihre Heli-Eltern aufbegehren, bevor die sie ganz ausbremsen, blamieren oder bald auch noch mit aufs erste Date kommen.

Zum Aufregen und Kopfschütteln kommen hier fünf lustige Beispiele aus dem neuen Buch, in denen sich Helikoptereltern in schrecklich absurde Höhen geschraubt haben.

Überwachungsurlaub

„Ich war mit meiner sechsten Klasse auf Klassenfahrt in Belgien am Meer, als mir plötzlich die Oma und die Tante einer meiner Schüler über den Weg liefen. Die Mutter hatte die beiden heimlich hingeschickt, für den Fall, dass ihr Sohn nicht schlafen könne oder sonstige Krisen hätte, die ich nicht bewältigen könnte. Ich hätte Oma und Tante natürlich nicht begegnen dürfen.“

Schatteneltern

„Mein Neffe ist 22 Jahre alt und studiert auf Lehramt. Wenn er seine Doppelkopfrunde mit einigen Kommilitonen hat oder zusammen mit seinem Professor musiziert, warten seine Eltern beide vor der Gaststättentür im Auto auf ihn. Egal, bei welchem Wetter – auch bei Minusgraden – und zu welcher Uhrzeit. Das Gleiche gilt bei Klausuren, die er samstags schreibt. Seine Eltern begleiten ihn zur seelischen Unterstützung und warten, bis er fertig ist. Sein Vater, also mein Bruder, sagt, das sei selbstverständlich, denn ‚schließlich ist man doch stolz auf seine Kinder.‘“

Einschlafbegleitung

„Als wir mit den Kindern für ein paar Tage und Nächte auf einen Bauernhof fahren wollten, nahm mich eine Mutter beiseite und bat mich, ihrem Kind zum Einschlafen am Ohrläppchen zu knabbern. Es könne sonst nicht einschlafen.“

WhatsApp-Spionage

„Ein befreundetes Paar ist immer sehr besorgt um seine beiden Töchter. Ich konnte damit gut leben, bis sie mir erzählten, dass sie sich einen WhatsApp-Account erstellt hatten – mit einer den Töchtern unbekannten Nummer, um als Gleichaltrige getarnt mit ihren Töchtern zu chatten. Ausgegeben haben sie sich als Schulkameradin. Sie überlegten gerade, ob sie einen zweiten, diesmal männlichen Fake-Account anlegen sollten, um zu sehen, wie die Mädchen reagieren.“

Milchkontrolle

„Beim ersten Elternabend erklärt die Klassenlehrerin, wann das Geld für die Schulmilch mitgebracht werden soll. Ein Vater meldet sich: ‚Dürfen wir Eltern diese Milch denn vorher mal probieren?‘ Sprachlose Gesichter. Die Lehrerin erläutert, dass das nicht möglich sei, und fragt, welchen Zweck eine Verköstigung der Eltern mit Schulmilch denn haben solle. Der Vater: ‚Also, ich möchte vorher schon wissen, ob sie meinem Kind auch schmeckt.‘“

KStA abonnieren