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LeukämieKrebskranke Mutter sucht Stammzellenspender – so können Sie helfen

Lesezeit 4 Minuten
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Jenny P. mit ihrem Sohn.

Großes Glück und ein Schicksalsschlag können nah beieinander liegen: Bei Jenny P. aus Quickborn liegen genau vier Tage dazwischen. So viel Zeit verging zwischen der Geburt ihres ersten Kindes und der Diagnose Leukämie – die frischgebackene Mutter hat Blutkrebs. Monatelang kämpft sich die 35-Jährige durch Chemotherapien und besiegt den Krebs tatsächlich. Doch nach nur zwei Wochen Familienleben zu Hause setzt die Achterbahnfahrt der letzten Monate wieder zum Sturz an: Der Krebs kehrt zurück, aggressiver als zuvor. Ihr einzige Chance aufs Leben ist jetzt eine Stammzellenspende. 

Nach drei Jahren Warten endlich schwanger

Mit Hoffnung kennen sich Jenny P. und ihr Mann Alex aus: Drei Jahre lang versuchten die beiden, schwanger zu werden. Anfang 2020 war es endlich so weit: ein Kind ist unterwegs. Doch gegen Ende der Schwangerschaft geht es der werdenden Mutter von Tag zu Tag schlechter. Sie muss ins Krankenhaus, zwei Wochen vor dem Geburtstermin entbinden die Ärzte per Notkaiserschnitt. „Unser Sohn ist gesund und wunderschön“, schreibt Jenny auf Instagram. Doch anstatt die ersten Monate mit ihrem Kind zu genießen, verbringt die junge Mutter ab September die meiste Zeit im Krankenhaus. Während ihr Mann zuhause den Neugeborenen versorgt, kämpft sie sich durch sechs hochdosierte Chemotherapien.

Schließlich, nach viereinhalb Monaten Chemo, gilt sie als geheilt. Endlich kann sie bei ihrem Mann und ihrem Kind in ihrem kleinen Haus nahe Hamburg leben. „Ich hatte genau zwei Wochen mit meiner Familie, bis ich einen Rückfall erlitt“, sagt Jenny P. in einem Video auf YouTube. „Der Krebs war zurück und deutlich aggressiver als vorher. Das einzige, was mir hilft, mein Leben zu retten, ist eine Stammzellenspende.“

Weniger Registrierungen bei der DKMS seit Corona

Doch weder in ihrer Familie noch in der Knochenmarkspendedatei DKMS findet sich ein passender Spender. Ihre einzige Chance aufs Überleben sind Menschen, die noch nicht bei der DKMS registriert sind: Sollte ein passender Spender in den nächsten Wochen einen Wangenabstrich machen und der DKMS zuschicken, könnte das ihr Leben retten. 

Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS)

Die DKMS ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Registrierung von Stammzellenspendern widmet. Für viele Blutkrebspatienten ist eine Stammzellenspende die einzige Überlebenschance. Doch nur ein Drittel der Patienten findet einen geeigneten Spender innerhalb der Familie: Der Rest muss auf nicht verwandte Spender hoffen. 

Zur Registrierung als Spender gelangen Sie hier

Wenn Blutkrebspatienten Spender suchen, organisiert die DKMS normalerweise Typisierungsaktionen vor Ort. Hunderte, Tausende Menschen lassen sich so zu einem Wangenabstrich überzeugen und als Spender registrieren. Durch die Corona-Pandemie sind solche Aktionen nicht mehr möglich. „Im Jahr 2020 haben sich 36 Prozent weniger Menschen registrieren lassen als im Vorjahr“, sagt Julia Durcardus, Sprecherin der Organisation.

Stattdessen gibt es jetzt Stäbchensets, die man sich online kostenlos zuschicken lassen kann. Doch davon bekommt die DKMS nur 65 Prozent zurück. Ducardus findet das sehr schade. Die Registrierung dauert nur fünf Minuten, sagt sie, und jeder komme doch an einem Briefkasten vorbei. In ganz NRW haben sich seit 1991 circa 1,5 Millionen Menschen in der Spenderdatei registriert, davon 113.000 in Köln. Bisher konnten 1.302 Kölner Stammzellen spenden.

Jennys Spender muss in den nächsten Wochen gefunden werden

Jennys Angehörige haben derweil den Wettlauf gegen die Zeit angetreten, um rechtzeitig einen passenden Spender für die junge Mutter zu finden. Dafür bleiben ihnen nur wenige Wochen. Ihre Familie und Freunde seien „wahnsinnig engagiert“, sagt Ducarus. Sie schrieben Medienunternehmen an, kontaktieren Influencer, verteilen Informationsflyer zur DKMS-Registrierung in Briefkästen und erstellen Blogs. „Ich möchte Leben und mein Kind aufwachsen sehen und mit meinem Mann alt und faltig werden“, schreibt Jenny dort. „Ich möchte die Einschulung meines Sohnes miterleben. Seine erste Liebe kennenlernen. Ihm die Hand halten und für ihn da sein, wenn er mich braucht.“

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Das Engagement zahlt sich aus: „Letztes Wochenende hatten wir über 10.000 Registrierungsanfragen“, sagt Ducarus. Die meisten hätten angegeben, über Social Media und Fernsehen über die Aktion erfahren zu haben. Selbst wenn die Registrierung ihr nicht helfen könne, schreibt Jenny auf Instagram weiter, könne sie vielleicht „einem anderen eine Chance auf Leben geben“. Es wäre nicht das erste Mal: Bei einer Typisierungsaktion in Stuttgart, sagt Ducarus, ließen sich 3400 Menschen bei der DKMS registrieren. 24 von ihnen konnten seitdem mit ihrer Spende Leben retten. 

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