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Mit Buchtipps für jedes AlterWie Eltern ihre Kinder wirklich zum Lesen bekommen

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Zwischen den Buchdeckeln warten spannende Welten und Geschichten. Schade, wenn die Kinder das nicht erkennen. 

  • Viele Kinder und Jugendliche haben heute keine Lust mehr, Bücher zu lesen.
  • Smartphones und Tablets scheinen interessanter zu sein.
  • Wie Sie Ihre Kinder trotzdem zum Lesen bringen, verrät „Sendung mit der Maus“-Moderator Christoph Biemann.

Köln – Es ist ja so schade, wenn Kinder nicht gerne lesen. Wenn man selbst Bücher liebt, tut es besonders weh, wenn die Kinder kein Interesse an der spannenden, faszinierenden und oft auch tröstenden Welt zwischen den Buchdeckeln haben. Klar, Bücher haben es heute schwerer denn je, die Konkurrenz zu anderen Medien ist groß. Bücher sind still, YouTube- und Snapchat-Videos sind schnell, bunt und schriller und damit in den Augen vieler Kinder sehr viel interessanter als die schwarzen Buchstaben auf Papier. Christoph Biemann, „Sendung mit der Maus“-Moderator, und Thomas Montasser, Literaturagent und Schriftsteller, möchten das jetzt mit ihrem Buch „Buchstabenzauber. Wie Sie Ihr Kind fürs Lesen begeistern“ ändern.

Freude am Lesen lässt sich nur nach dem Lustprinzip wecken

Die wichtigste Botschaft vorweg: „Es braucht keinen Zwang – im Gegenteil! Freude am Lesen lässt sich nur nach dem Lustprinzip wecken“, schreiben die beiden im Vorwort des Buches. Biemannn und Montasser glauben, dass eine „allgemeine Schlappheit im Umgang mit Texten im Laufe der Kindheit und Jugend zu einer gefährlichen Fantasielosigkeit auswachsen kann“. Lesen sei eine seelische Entlastung, weil die Helden in den Büchern stellvertretend für uns Dinge erlebten oder Probleme lösten. „Wir lernen, uns in jemand anderen hineinzuversetzen, mal jemand zu sein, der wir im normalen Leben nicht sind. Das fördert Weltoffenheit“, heißt es weiter. Einem Zehnjährigen, der keine Lust zu lesen hat und der Bücher langweilig findet, wird das allerdings ziemlich egal sein. Was kann man dagegen tun? 

Vorbild sein. Nehmen Sie zuhause Bücher in die Hand und starren Sie nicht nur auf Ihr Smartphone.

Früh anfangen. Um die Kinder fürs Lesen zu begeistern, sollte man möglichst früh mit Bilderbüchern anfangen.  

Vorlesen. Auch größeren Kindern, die schon lesen können, sollten Sie regelmäßig vorlesen. Finden Sie einen schönen Ort, machen Sie es sich gemütlich, bieten Sie dazu etwas Leckeres an. So wird daraus ein besonderes Erlebnis der Nähe für alle Beteiligten.

Kinder laut vorlesen lassen. Das ist ein gutes Training für die Schule, aber Sie erfahren auf diese Weise auch, was in Ihrem Kind vorgeht und was es über das Gelesene denkt.

Machen Sie es spannend: Fragen Sie: Wie hast du dir die Geschichte vorgestellt? Lesen Sie gemeinsam ein Buch, stoppen Sie regelmäßig und malen Sie, was Sie gehört haben. Lesen Sie mit verteilten Rollen. Bieten Sie Leserätsel an: Lesen Sie ein Stück und fragen Sie dann, wie die Geschichte wohl weiter gehen wird. 

Besorgen Sie Kinderbücher und statten Sie die Regale aus. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind mal ein Buch in die Hand nimmt und etwas Spannendes entdeckt. Gehen Sie in die Bibliothek! Für Kinder ist die Mitgliedschaft oft kostenlos. Oder stöbern Sie einfach mal ohne Ziel in einer Buchhandlung herum. Vielleicht entdeckt Ihr Kind ein interessantes Buch.

Den richtigen Ort zum Lesen schaffen. Es sollte gemütlich sein und keine Ablenkung geben. Wie wäre es zum Beispiel mit einem magischen Lesezelt mit Lichterketten und bunten Kissen? Es reicht aber auch eine besonders hübsch und gemütlich eingerichtete Ecke im Kinderzimmer, wo niemand stört. 

Lesen braucht Zeit. Schaffen Sie also nicht nur einen Ort zum Lesen, sondern auch die nötige Zeit zwischen langen Schultagen, Hausaufgaben und Hobbys. 

Einen Leseclub mit ihrem Kind gründen. Finden Sie gemeinsame Rituale, tauschen Sie sich aus, sprechen Sie über Literatur. Sie können sich auch zu festen Zeiten treffen, es sich gemütlich machen und dann jeder für sich lesen. Übrigens: In vielen Städten bieten Schulen und Bibliotheken solche Clubs an. Die Stiftung Lesen hat ein großes Leseclub-Programm gegründet. 

Veranstalten Sie eine Lesenacht. Ihr Kind darf zwei Freunde zum Übernachten einladen. Voraussetzung ist, dass gemeinsam gelesen wird. Machen Sie auch mit.

Aufhören verhindern! Wenn Kinder älter werden, verlieren Sie manchmal die Lust am Lesen. Versuchen Sie trotzdem, einen Raum für Bücher zu schaffen. Das gelingt besser, wenn Sie Lektüre finden, die mit der Lebenswelt und den Träumen Ihrer Kinder zu tun hat. Außerdem dürfen Kinder auch Bücher lesen, die eigentlich für Jüngere gedacht sind. Das macht es manchmal einfacher.

Belohnen. Auf dem Portal Antolin kann Ihr Kind Fragen zu Büchern beantworten und dafür Punkte sammeln. Viele Schulen nehmen an diesem Programm teil. Sie können Ihrem Kind auch eigene Belohnungen geben, wenn es ein Buch durchgelesen hat, am besten etwas, das gut zu dem Buch passt.

Sagen Sie nie: „Du musst ein Buch lesen.“ Das ist absolut kontraproduktiv. Ihre Kinder sollten Lesen als Belohnung begreifen, als Auszeichnung und als Freizeit. Geben Sie Ihrem Kind deshalb nicht vor, welches Buch es lesen soll und in welcher Zeit. Besorgen Sie auch Quatschgeschichten und Comics, wenn Ihrem Kind das gefällt.

Haben Sie immer ein Buch dabei, falls es bei langen Autofahrten, im Restaurant oder im Wohnzimmer mal langweilig wird. Vielleicht lässt Ihr Kind sich von dem Buch aus der Langeweile „retten“. Das kann eine gute Alternative zu Smartphone und Tablet sein.

Nicht aufgeben. Es ist nicht nötig, das Kind ständig zum Lesen zu drängen und zu schimpfen. Nötigen Sie Ihr Kind auch nicht, ein bestimmtes Buch zu Ende zu lesen. Versuchen Sie, das Thema Lesen stets mit einer gewissen Heiterkeit zu präsentieren.

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Buchtipps für jüngere Kinder und Lese-Einsteiger:

Der Grüffelo (Julia Donaldson, Axel Scheffler) Es klopft bei Wanja in der Nacht (Tilde Michels, Reinhard Michl) Brombeerhag (Jill Barklem) Geschichten vom Franz (Christine Nöstlinger) Die dumme Augustine (Ottfried Preußler) Das kleine Ich bin ich (Mira Lobe, Susi Weigel) Eine Woche voller Samstage (Paul Maar) Mein Urgroßvater und ich (James Krüss) Die Buchreihen Gregs Tagebuch und Die Schule der magischen Tiere

Buchtipps für Jugendliche:

Krabat (Ottfried Preußler) Die Insel der besonderen Kinder (Ransom Riggs) Der Junge im gestreiften Pyjama (John Boyne) Tschick (Wolfgang Herrndorf) Erebos (Ursula Poznanski).

Das Buch: Christoph Biemann und Thomas Montasser: Buchstabenzauber. Wie Sie Ihr Kind fürs Lesen begeistern, Mosaik Verlag, 16 Euro

Rezensionen von Kinder- und Jugendbüchern sowie weitere Buchtipps gibt es hier:

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