Paarberaterin gibt TippsWie finde ich bloß ein gutes Geschenk für meinen Partner?

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Hände halten ein Geschenk

Geschenke sind etwas Schönes – wenn sie erstmal eingepackt sind! Die Suche nach Ideen gibt einem dagegen oft Rätsel auf.

„Was schenke ich bloß meinem Partner?!“ Für viele ist vor Weihnachten diese Frage besonders schwierig zu beantworten – warum eigentlich? Maria Brohl: Die ersten Jahre in der Beziehung ist das Schenken einfach. Es wird immer schwieriger, je länger Paare sich kennen. Wenn man lange zusammen ist, hat man sich vielleicht die üblichen Sachen alle schon einmal geschenkt. Wie könnte man denn herausfinden, was dem Partner oder der Partnerin wirklich gefällt?

Das Tolle am Schenken ist ja die Aufmerksamkeit für die Person. Es kann immer wieder gelingen, etwas Schönes zu finden. Aber Schenken ist auch nicht einfach. Es ist eine Kombination zweier Dinge: Zum einen zu sehen, was der andere mag, zum anderen auch etwas von sich selbst mit hinein zu geben. 

Zunächst sollte man überlegen, was von der Partnerin oder dem Partner überhaupt als Geschenk angesehen wird. Wenn ich eine Kleinigkeit selbst bastele, aber der andere dafür gar keinen Sinn hat, ist das vielleicht kein so geeignetes Geschenk. Es ist gut, den Stil des anderen zu berücksichtigen. Und zu wissen, welche Art Geschenk zu ihm oder ihr passt.

Sollte man vorher über Wünsche sprechen und Schenkregeln aufstellen?

Es ist sicherlich eine gute Idee, zu klären, ob man sich überhaupt etwas schenkt und wie der Rahmen grob aussehen soll. Denn es wäre blöd, wenn nur einer dann vielleicht ohne Geschenk da steht. Manche Paare sind auch so miteinander vertraut, dass sie bereits wissen, in welchem Bereich sich das Schenken bewegt.

Ich finde, es ist Geschmacksache, wie viel man vorher abspricht. Wenn Paare zu viel drüber darüber reden, ist auch ein Teil des Zaubers verflogen. Und wir wollen ja alle an Weihnachten ein bisschen überrascht werden. Deshalb sollte man das eher allgemeiner bereden, nach dem Motto: Wie machen wir es denn an Weihnachten? Damit noch Spielraum ist für das Eigene des Schenkers.

Und wie findet man aus eigenen Stücken etwas Passendes?

Im Idealfall sollten wir nicht bis kurz vor Weihnachten warten, um Geschenkideen zu suchen, sondern lieber über das Jahr beobachten, worauf der Partner gut reagiert. Und dann schon Ideen sammeln und aufschreiben. Wer kurzfristig dran ist – und wir kennen das alle, dass Weihnachten plötzlich ganz nah ist –, der könnte in Erinnerungen kramen und überlegen, was er oder sie irgendwann mal erwähnt hat oder toll fand. Hier geht es im Grunde um die alltägliche Achtsamkeit dem Partner gegenüber.

Es muss auch nicht immer klassisch ablaufen. Ich kenne auch ein Paar, das zusammen auf dem Weihnachtsmarkt war und dort etwas entdeckt hat, was beiden gefiel. Sie haben sich das dann gegenseitig geschenkt. So etwas kann auch eine Möglichkeit sein. Die Bestätigung des Partners findet auch in solchen Momenten statt. Das gilt auch für besondere gemeinsame Unternehmungen rund um Weihnachten.

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Könnte auch jeder einen kleinen Wunschzettel schreiben, wie es die Kinder machen?

Ja, warum nicht. Das ist etwas Aktives. Der Partner kann aus so einer Liste eine Idee ziehen, die er oder sie eventuell noch leicht abwandelt, um es überraschender zu machen. Oder die Partner stellen über das Jahr zwei kleine Kisten auf, in die sie jeweils Zettelchen mit eigenen Wünschen einwerfen, wenn ihnen etwas einfällt, das sie gerne hätten.

Wie geht man mit der Angst um, die Erwartungen des Partners zu enttäuschen?

Der eine Partner sollte sich nicht durch ein ausgefallenes Geschenk beweisen müssen. Und der andere Partner nicht derart hohe Erwartungen haben. Denn im Grunde geht es ja auch nicht um das Geschenk selbst, sondern um die Botschaft, um die Zuneigung, die man damit für den Partner zeigt. Das kann man letztendlich auch nicht wirklich in materiellen Werten ausdrücken.

Wenn man also keine zündende Geschenkidee hat, reicht es auch, auf ideelle Weise zum Ausdruck zu bringen, dass man den anderen mag. Indem man zum Beispiel ein paar liebe Worte ausformuliert.

Das heißt, man sollte sich nicht so einen Schenkstress machen?

Ich würde die Schenkerei an Weihnachten allgemein nicht zu hoch aufhängen, denn genau das macht den Druck. Am Geburtstag ist es vielleicht etwas anders, weil da nur eine Person im Fokus steht. Doch an den Feiertagen sind wir sowieso schon überfordert, da viele Menschen beschenkt werden müssen. Das Weihnachtsgeschenk des Partners dann so groß zu planen, das ist zusätzlicher Stress.

Das Schenken ist ja auch eine Art Zeremonie, die das Feiern einläutet. Es ist der Auftakt für die Weihnachtstage. Das Ritual des Schenkens bringt einen in eine positive Stimmung, vermittelt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Vielleicht sollte man es einfach so betrachten.

Ist sich gar nichts zu schenken eigentlich unromantisch?

Das geht natürlich auch. Es gibt Paare, die schon sehr lange zusammen sind und sich grundsätzlich nichts mehr schenken. Aber ich finde das ein bisschen schade, weil es auch verpasste Gelegenheiten sind, um die Wertschätzung für den anderen auszudrücken. Wir alle brauchen immer wieder Bestätigung. Da ist es schön, einen Anlass zu haben. Auch dafür, sich die Zeit zu nehmen, über den Partner und seine Wünsche nachzudenken.

Und am Tag der Bescherung ist dann die große Frage, wie die Geschenke ankommen…

Ja. Und hier ist es auch sehr entscheidend, wie sich der Empfänger verhält. Das Beschenktwerden ist nämlich auch etwas Aktives. Es ist wichtig, dass derjenige, der das Geschenk bekommt, auch versucht, zu entschlüsseln, was mit dem Geschenk gemeint ist. Nicht einfach aufpacken und „Oh Gott“ sagen, sondern offen und neugierig sein und den guten Willen, die Zuneigung, die Liebe dahinter suchen und erkennen. Zu verstehen, dass der andere sich Gedanken gemacht hat. Das ist ja eigentlich auch das wahre Geschenk.

Sollte man dem Partner sagen, wenn man enttäuscht ist und ein Geschenk blöd findet? Damit es nächstes Mal besser läuft?

Klar, wenn der Partner ein Paar Socken von Aldi schenkt, ist schon Enttäuschung da. Es ist nicht leicht, hier gut zu reagieren. Wir sind ja sowieso nicht mehr daran gewöhnt, mit negativen Gefühlen und Enttäuschungen umzugehen. In der Situation selbst sollte man trotzdem die Contenance bewahren und keine Szene machen. Es ist schließlich Weihnachten. Es geht auch darum, mal etwas annehmen zu können. Nicht immer alles kontrollieren zu wollen. Manche geben Geschenke auch zurück. Das finde ich schwierig. Lieber hinterher nochmal sagen: „Hör mal, statt der Socken würde mir dann eine Flasche Sekt besser passen!“ Und man kann das ja auch humorvoll sehen.

Wenn der Partner, obwohl er sich stetig bemüht, allerdings immer wieder komplett daneben liegt, dann ist es sicher gut, einen kleinen Hinweis zu geben und vielleicht zu sagen: „Du, Rot ist einfach nicht meine Farbe!“ Denn es ist auf Dauer schon frustrierend, wenn man immer nur das Falsche bekommt. 

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