Von Kleinkind bis TeenieWas tun, wenn das eigene Kind nur Ärger macht?

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Fiese Sprüche, genervte Blicke: In der Pubertät sind das normale Verhaltensweisen. Eltern sollten deshalb versuchen, die Angriffe nicht persönlich zu nehmen. 

Köln – Eigentlich lieben wir unsere Kinder und haben Freude an ihnen. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen wir an ihnen verzweifeln. „Warum macht es das jetzt?“, fragen wir uns. Das beginnt mit Tobsuchtsanfällen im Kindergartenalter und endet mit der Erkenntnis: „Meine Tochter war gar nicht bei ihrer Freundin, sondern auf der verbotenen Party.“ Das Eltern-ABC der Bundeskonferenz Erziehungsberatung e.V. gibt Tipps für den richtigen Umgang mit rebellierenden Kindern in jedem Alter.  

Mein Kind tobt und ist immer trotzig: Wie gehe ich damit um?

Schreit und tobt das Kind in einem Trotzanfall, bleiben Sie am besten so ruhig wie möglich. Wenn Eltern selbst in Rage geraten oder gekränkt sind, wird der Konflikt nur noch größer. Gelingt es ihnen aber, ruhig und sachlich zu bleiben, wird sich das Kind eher wieder beruhigen. Die Trotzphase ist untrennbar mit der Entwicklung des eigenen Ichs verbunden. Für das Kind ist das eine wichtige Erfahrung. Insofern sind Kinder immer enttäuscht oder wütend, wenn Eltern sich ihrem Willen entgegenstellen. 

Herumwütende Kinder werden von den Eltern oft zur Beruhigung in ein anderes Zimmer geschickt. Solche Auszeiten sind sinnvoll, sollten aber nicht als Strafe eingesetzt werden. Mit der Zeit sollten Kinder lernen, selbst den Punkt zu erkennen, an dem sie sich besser zurückziehen. Sätze wie: „Wenn du dich beruhigt hast, kannst du wiederkommen“ oder „Ich schaue in ein paar Minuten nach dir“ zeigen dem Kind, wie der Rückweg aussehen kann. Damit sich das Kind im anderen Zimmer auch tatsächlich beruhigt, sollte man es eine Weile alleine lassen. Wenn es zu lange dauert, sollte man sich aber zu ihm setzen, um zu verhindern, dass es sich zu weit in das Drama hineinsteigert.

„Ich habe dich tot gemacht“: Wie umgehen mit drastischen Ausdrücken?

Mit solchen Sprüchen schildern Kinder drastisch ihre Stimmungslage. Sie berücksichtigen nicht, wie sich der Angesprochene dabei fühlt. Im Alter von drei, vier Jahren beginnen Kinder, ihre Stimmungen in Worte zu fassen und ihre Gefühle anschaulich zu schildern. Es ist wichtig, dass Eltern die Worte eines kleinen Kindes nicht auf die Goldwaage legen. Ernst nehmen sollten sie jedoch das Gefühl des Kindes, wie zum Beispiel Ärger. Und sie erklären ihm am besten, was das Gesagte bedeutet und wie traurig oder ängstlich man ist, wenn so etwas gesagt wird. Kinder müssen angeleitet werden, zu lernen, dass man mit solchen Worten andere Menschen verletzt. Gleichzeitig sollten Eltern ihren Kindern Alternativen aufzeigen, wie man negative Gefühle äußern kann.

Immer redet das Kind über „Kacka, Pipi, Pups und Popo“ – ich kann es nicht mehr hören.

Manche Kinder finden alles, was mit Kacke, Popo und Pups zu tun hat, wahnsinnig lustig. Statt das Kind ständig zu ermahnen, sollten Eltern die Fäkalsprache einfach ignorieren oder ab und zu einen ruhigen Hinweis darauf geben. Kleine Kinder interessieren sich für Ausscheidungsprodukte und sind fasziniert von der Macht der Worte. Erst allmählich lernen sie am Vorbild der Erwachsenen,  welche Wortwahl für die jeweilige Situation angemessen ist.

„Nein, das ziehe ich nicht an!“ – wie man das Kind dazu bringt, eine Mütze aufzusetzen.

Gerade im Winter gibt es oft Machtkämpfe um die angemessene Kleidung, denn viele Kinder mögen keine Mützen oder Schals. Wenn es vom Wetter einigermaßen vertretbar ist, sollte man sein Kind ruhig ohne Mütze gehen lassen, damit es selbst die Erfahrung machen kann, dass es dann kalt an den Ohren ist. Machtkämpfe um Kleidung sollten möglichst vermieden werden, denn es geht dabei um die Individualität des Kindes. Besser ist es, gemeinsam nach Alternativen zu suchen. „Was kannst du noch machen, damit dir draußen nicht kalt ist?“ Hilft das alles nicht und es ist wirklich zu kalt, muss das Kind – sofern möglich - entweder zuhause bleiben oder es setzt die Mütze auf, obwohl es eigentlich nicht will.

Wie konnte es so weit kommen? Wenn das Kind andere Kinder schlägt

Wenn ein Kind immer wieder andere schlägt, müssen Eltern klar Position beziehen. Schlagen ist grundsätzlich verboten, weil man andere damit verletzt. Gemeinsam mit dem Kind muss besprochen werden, wie es dazu kommt, dass es zuschlägt. Wut lässt sich häufig reduzieren, wenn man kreativ oder sportlich aktiv wird. Ebenso wichtig ist es, dass Eltern mit dem Kind die Konfliktsituation besprechen und nach alternativen Lösungen suchen. Aufgabe der Eltern ist es, den Kindern Wege zu zeigen, wie sie mit ihren Empfindungen umgehen können, ohne andere oder sich selbst zu verletzten. Wenn Kinder im Kindergarten aggressiv werden, müssen außerdem unbedingt die Erzieher mit eingebunden werden.

„Ich kann dich nicht hören“: Warum Kinder bei Erklärungen auf Durchzug stellen

Schalten Kinder bei Erklärungen der Eltern auf Durchzug, bringt es gar nichts, immer weiter auf sie einzureden. Wenn man etwas zehnmal erklärt hat, wird es auch beim elften Mal nicht besser. In solchen Situationen geht es in der Regel nicht um fehlendes Verständnis, sondern um Widerstand. Manchmal wollen Kinder Erklärungen nicht hören und die Eltern abblitzen lassen. In diesen Fällen sind klare Ansagen gefordert. Hat das Kind sowieso keine Wahl, muss man nicht auch noch Einsicht verlangen, sondern aushalten, dass das Kind an diesem Punkt mit den Eltern nicht zufrieden ist.

Wozu braucht es das? Wenn Kinder Geld stehlen

Besonders in der Vorpubertät kann es vorkommen, dass Kinder ihren Eltern Geld klauen. Die ist kein Anlass für Panik, allerdings ein Anlass für deutliche Worte. Stehlen Kinder ihren Eltern Geld, kann das auf seelische Probleme hinweisen. Möglicherweise versucht das Kind, sich aufzuwerten oder mit Geschenken Freunde zu gewinnen, die es sonst nicht hat. Hier braucht das Kind Unterstützung. Gleichzeitig sollte es ruhig und sachlich darauf hingewiesen werden, dass es nicht stehlen darf. Außerdem sollten Eltern eine Rückzahlung verlangen.

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„Bitte um 22 Uhr zuhause sein!“ Jugendliche müssen sich an Absprachen halten

Teenager sollten sich unbedingt an Absprachen halten, insbesondere was das abendliche Ausgehen angeht. Eltern sollten klare Ansagen machen und standhaft bleiben, aber unbedingt mit ihren Kindern im Gespräch bleiben und herausfinden, warum es sich nicht an die Vereinbarungen hält. Rücksichtnahme und die Akzeptanz von Regeln sind bei Jugendlichen erst zum Teil entwickelt. Elterliche Präsenz und die Bereitschaft, den Teenager zur vereinbarten Zeit notfalls auch abzuholen, können wirksam sein. 

Sehen heranwachsende Kinder bestimmte Regeln nicht ein, sollten Eltern das hinnehmen und trotzdem auf die Einhaltung bestehen. Erziehung muss nicht immer harmonisch sein. Deshalb ist es besser, klar Position zu beziehen und solche Konflikte durchzustehen, als die Jugendlichen mit unrealisierbaren Harmonievorstellen zu nerven. Hat man der 15-jährigen Tochter schon 99 Mal erklärt, warum sie um 22 Uhr zuhause sein soll, schadet eine 100. Erklärung eher als dass sie nützt. Es geht dann nur noch darum, wer sich durchsetzt. Eltern müssen es aushalten, wenn der Nachwuchs Regeln kritisiert.

Statt bei einem Freund bei der Party: Wenn Teenager lügen

Wenn Teenager lügen, sollten Eltern damit kreativ gelassen umgehen. Auf jeden Fall sollten sie den Vorfall ansprechen, beispielsweise wenn sie erfahren, dass das Kind statt bei einem Freund bei einer Party war. Und sie sollten Regeln aufstellen und Wünsche äußern. In diesem Fall etwa, grundsätzlich über den Aufenthalt des Kindes informiert zu werden. Hilfreich sind gemeinsam zu treffende Vereinbarungen, wann und worüber Eltern informiert werden, wie viel Freiraum die Jugendlichen bekommen und wo die Grenzen liegen. Wichtig ist es, Jugendlichen auch nach so einem Vorfall einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Wie soll ich reagieren, wenn plötzlich die Polizei vor der Tür steht?

Steht die Polizei vor der Tür, ist das zunächst noch keine Katastrophe. Vor allem ist es ein Zeichen, dass etwas schief gelaufen ist, denn meist sind dieser Situation schon viele Streitgespräche und Ermahnungen voraus gegangen. Wenn Jugendliche Ärger mit der Polizei haben, sollten sie allerdings die Konsequenzen daraus spüren. Entscheidend ist, ob sie die Verantwortung übernehmen und etwas daraus lernen. Selbstherrliche Rechthaberei der Eltern à la „Ich habe es schon immer gewusst“ ist ebenso ungeeignet wie das Kind zu sehr in Schutz zu nehmen. Es empfiehlt sich, die Situation klar zu benennen und Unterstützung anzubieten. (twe)

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