Finanz-ExpertinStreiten Paare ums Geld, steckt häufig etwas anderes dahinter

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Geld Symbol dpa

Haben Frauen Nachholbedarf im Umgang mit Geld?

Frau Härtel-Herrmann, seit über 30 Jahren beraten Sie Frauen bei der Finanzplanung. Was unterscheidet Frauen von Männern, wenn es ums Geld geht?

Es kommt eher selten vor, dass Frauen wirklich Spaß am Thema Geld und richtig Lust darauf haben, sich kontinuierlich um die Finanzen zu kümmern. Oft müssen sie sich richtig überwinden. Bei Männern beobachte ich eine größere Routine. Die erledigen das einfach wie Zähneputzen. Frauen sind häufig etwas zögerlicher damit, Entscheidungen zu treffen und dann auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. Doch eines möchte ich unbedingt klarstellen: Es gibt eine große Bandbreite bei den Frauen im Umgang mit Geld. Die Unterschiede zwischen ihnen sind sogar größer als die zwischen Frauen und Männern.

Und was hat sich in der langen Zeit, in der Sie Frauen in Geld-Dingen beraten, verändert?

Frauen kennen heute ihre finanzielle Lage und ihre Möglichkeiten. Niemand muss ihnen noch etwas über die Risiken von Armut im Alter erklären. Wenn sie Vermögen oder Erspartes haben, legen sie es meistens für die Rentenzeit an. Das war früher anders. Es ist noch gar nicht so furchtbar lange her, da war der Spruch verbreitet: „Ist der Mann versorgt, profitiert auch die Frau“. Die Ehe galt als Versorgungsinstanz. Als ich anfing im Jahr 1986, durften Frauen ja erst seit gut zehn Jahren selbständig eine Arbeit aufnehmen, ohne ihren Mann um Erlaubnis zu fragen. Das ist zum Glück heute alles ein bisschen anders.

Vom Umgang mit Geld

Vom Glück und Stress mit dem Geld – Finanzexpertin Heide Härtel-Herrmann gibt Frauen (und Männern) Anregungen für ihr Finanz-Management, richtet ihre Aufmerksamkeit dabei aber auf weibliche Besonderheiten.

Termin: Dienstag, 28. November, 19 Uhr (Einlass 18 Uhr)

Ort: studio dumont, Breite Straße 72, Köln

Eintritt: 14,75 Euro inkl. Vorverkaufsgebühren/ 12,75 Euro Sonderpreis Abocard erhältlich im Servicecenter, Breite Straße 72, und unter: ☎ 0221 / 28 01 (☎ 0221 / 28 0344 Abocard) www.koelnticket.de, www.abocard.de/tickets

Hatten Sie das Gefühl, Frauen in finanzieller Hinsicht „erziehen“ zu müssen?

Zu Beginn meiner Tätigkeit hatte ich – wenn ich so zurückblicke – einen gewissen missionarischen Eifer, die Frauen zu ermutigen, es so zu machen wie die Männer. Sie sollten die Defizite im Umgang mit Geld überwinden. Gleichzeitig habe ich bei jeder Gelegenheit auf die negativen Folgen von Teilzeitarbeit und Berufsunterbrechungen verwiesen. Ich bin ein Kind der Frauenbewegung. Nichts ist wichtiger – das sehe ich heute noch so – als wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen durch eigenes Einkommen und eigenständige Altersversorgung. Aber ich halte mich zurück, wenn es um Lebensmodelle geht. Ich berate zu dem, was die Einzelne braucht und womit sie in das Beratungsgespräch kommt.

Welchen Frauen begegnen Sie in Ihrem Büro? Wer sind Ihre Klientinnen?

Das Verbindende der Frauen, die zu mir kommen, ist der Wunsch, sich eigenständig um Geld und Rente zu kümmern. Dabei ist es unerheblich, ob sie verheiratet ist oder nicht, ob sie voll berufstätig ist oder schon in Rente. Oder gerade ihren ersten Job antritt. Viele bringen ihren Partner oder eine Freundin mit, manchmal kommen junge Frauen mit ihren Müttern. Oder Mütter haben ihre Söhne dabei, die eine Erbschaft gemacht haben. Die meisten Frauen, die von mir beraten werden möchten, sind im Alter zwischen 45 und 65. Sie haben oft schon einiges erlebt – manche von ihnen sagen auch: „Ich habe manches falsch gemacht“ – nicht nur in Gelddingen. Viele brauchen Rat nach der Scheidung, wenn sie die Summe aus dem Verkauf des gemeinsamen Hauses für die Rente anlegen wollen.

Was raten Sie denen?

Es gibt bei mir keine Standardempfehlungen. Schließlich kommen viele Frauen zu mir, weil ich unabhängig bin und keine Vorgaben von „oben“ habe, was gerade verkauft werden muss. Viele Frauen hatten vorher das Ziel, eine Eigentumswohnung zu kaufen, inzwischen wegen der Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt aber begraben müssen. Das Vermögen muss deshalb nun anders angelegt werden. Oft passt eine private Rentenversicherung gut, bei der die Zahlung sofort losgehen könnte. Oder weil das Bedürfnis nach hoher Sicherheit im Vordergrund steht. Frauen sind für eine nachhaltige Investition sehr aufgeschlossen, sei es in Fonds, wenn sehr breit gestreut werden soll und der Zugriff wichtig ist. Oder sie interessieren sich für eine Beteiligung in Wohnimmobilien oder auch in Erneuerbare Energien. Es gibt – entgegen der landläufigen Auffassung – auch heute noch viele Möglichkeiten, Geld gut anzulegen.

Workshop: Brillante Frauen

Frauen arbeiten oft länger als sie müssten, beschweren sich nicht über Extra-Arbeit, sind fleißig und unauffällig. Zu mehr Selbstbewusstsein im Beruf verhelfen wollen deshalb die Psychologin Dr. Christine Kuch und die Juristin Dr. Natalie Keto-Girgin.

Termin: Dienstag, 21. November, 19 Uhr (Einlass 18 Uhr)

Ort: studio dumont, Breite Straße 72, Köln

Eintritt: 14,75 Euro inkl. Vorverkaufsgebühren/12,75 Euro Sonderpreis Abocard erhältlich im Servicecenter und unter: ☎ 0221 / 28 01 (☎ 0221 / 28 0344 Abocard) www.koelnticket.de, www.abocard.de/tickets

Wie risikofreudig sind Frauen bei der Geldanlage?

Frauen sind eher sicherheitsorientiert. Das ist meistens ja auch durchaus berechtigt. Wenn das Vermögen bald wieder benötigt wird oder wenn das Budget überschaubar ist, passen Anlagen mit Kursschwankungen oder Verlustrisiken einfach nicht. Schade ist es allerdings, wenn trotz vorhandener Spielräume wenig Bereitschaft besteht, sich über Alternativen zum Tagesgeld zu informieren. Doch viele Frauen sind auch offen für Neues. Wichtig ist auf jeden Fall, dass das Konzept zur Person passt und dass jede weiß, was sie da erwirbt.

Haben Frauen Nachholbedarf im Umgang mit Geld?

Heute erlebe ich die selbstbewussten Frauen, die oft sehr klare Vorstellungen vom Leben und vom Geld haben. Es ist keineswegs exotisch, wenn ein junges Paar mit kleinem Kind den gemeinsamen Wunsch formuliert, für die Frau einen gerechten finanziellen Ausgleich für Zeiten zu schaffen, in denen sie sich mehr um das Kind kümmert als der Vater: Wie hoch sind ihre späteren Einbußen bei der Rente durch Teilzeitarbeit und was muss er an „Ausgleichszahlungen“ an sie und in ihren Sparvertrag leisten? Wie wird der Karriereknick dabei „bewertet“?

Haben Frauen mehr Stress mit dem Geld als Männer?

Bei allem Fortschritt beim Umgang mit Geld, ist es in der Tat vielfach immer noch ein „stressiges“ Thema. Es entspannt vielleicht etwas, wenn man sich klarmacht, dass dies schließlich auch mit der Bedeutung zu tun hat, die dem Geld zugewiesen wird. Geld steht oft für Sicherheit, für Anerkennung, für Gerechtigkeit, für Gefühle. Wenn es in Familien und in Beziehungen Streit um Geld gibt, steckt häufig auch noch etwas ganz anderes dahinter. Das schildern mir Frauen jedenfalls immer wieder.

Welche Geldanlagen finden Sie persönlich gerade am spannendsten?

Alles, was mit Nachhaltigkeit und ökologischer Geldanlage zusammenpasst. Das Konzept, wie Vermögen investiert wird, sollte stets zur Persönlichkeit passen. Viele Menschen interessieren sich heute für das Thema Klimawandel und freuen sich, wenn es dazu auch noch die passende Geldanlage gibt, passend aber auch zu ihren anderen Vorgaben und Wünschen. Ich finde spannend, was sich auf diesem Gebiet schon entwickelt hat und zukünftig noch folgen wird. Und ich freue mich, dass gerade Frauen immer wieder sehr offen dafür sind.

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