Tipps von zwei Karriere-CoachesWie Frauen erfolgreich mehr Gehalt verhandeln

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Christine Kuch (l.) und Natalie Keto-Girgin bieten Workshops an.

Christine Kuch (l.) und Natalie Keto-Girgin bieten Workshops an.

Köln – Frauen verhandeln weniger als Männer. Während Männer das Mitarbeiterjahresgespräch eher so als „Juhu, es gibt die Chance auf mehr Geld“ sehen und Argumente sammeln, denken Frauen an das, was im letzten Jahr nicht so gut gelaufen ist und weniger an die Vorbereitung einer guten Verhandlungsposition.

So sieht es zumindest Christine Kuch, die findet, Frauen stehen sich oft selbst im Weg, wenn es um die Karriere geht. Die Psychologin berät seit 1994 vor allem Krankenhäuser und Unternehmen im Gesundheitswesen mit dem lösungsorientierten Ansatz.

Workshop

Termin: Dienstag, 21. November, 19 Uhr  (Einlass 18 Uhr) Ort: Studio Dumont, Breite Straße 72, Köln Eintritt: 14,75 Euro inkl. Vorverkaufsgebühren/ 12,75 Euro Sonderpreis Abocard erhältlich im Servicecenter, Breite Straße 72, und unter: ☎ 0221/ 28 01 (☎ 0221 / 28 0344 Abocard) www.koelnticket.de und www.abocard.de/tickets.

Gerade im Gesundheitswesen sind Rollen und Hierarchie-Ebenen noch sehr oft klassisch besetzt. „Frauen werden nur selten Chefärztin, auch Oberärztinnen sind rar. Alles andere sind Ausnahmen von der Regel.“ Dabei droht den Krankenhäusern schon bald der medizinische Nachwuchs auszugehen, zumindest der männliche. Etwa 70 Prozent der Medizinstudiums-Absolventen sind weiblich. Doch viele Frauen arbeiten später gerne in Teilzeit, und Teilzeit ist immer noch ein Karriere-Killer.

Doch es geht auch anders, sagt Kuchs Kollegin, die Juristin Natalie Keto-Girgin.

Karriere trotz Teilzeit

Im Jahr 1995 kam sie aus Finnland nach Deutschland, studierte Rechtswissenschaften und arbeitet seitdem als Rechtsanwältin und Vertragsjuristin in Kanzleien und aktuell in einem internationalen Handelsunternehmen. „Als Ausländerin mit drei Kindern und in Teilzeit arbeitend war ich immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert – aber das hat mich nicht daran gehindert, heute eine interessante Position zu haben. Dabei hat ein dickes Fell geholfen, aber vor allem gute Argumente.“ Irgendwann stellten die beiden Freundinnen fest, dass nur in seltenen Fällen die besten Mitarbeiterinnen auf der Karriereleiter hochsteigen, obwohl zugleich in den Chefetagen das Fehlen von Fachkräften beklagt wird. Das wollen sie ändern.

Nicht unsichtbar bleiben

„Ich bin es als Juristin gewohnt, für Dritte gute Konditionen auszuhandeln“, sagt die 42-Jährige. Mit Christine Kuch, die schon lange als selbständige Beraterin tätig ist, erarbeitete sie zusammen Workshop-Konzepte, die das Ziel haben, Frauen zu befähigen, selbstbewusst auf sich aufmerksam zu machen. „Und das nicht nur beim Mitarbeiterjahresgespräch“, betont Kuch. Auf sich aufmerksam machen sollten Frauen das ganze Jahr – um nicht unsichtbar zu bleiben und sich womöglich unter Wert zu verkaufen.

„Stehen bleiben“ heißt das Konzept, das diese Haltung zusammenfasst und das sie Frauen anbieten, die lernen wollen, nicht mehr alles wegzuschaffen, länger zu bleiben und nichts dafür zu erwarten. „Uns hat es einfach aufgeregt, dass Frauen nicht für sich selbst gut verhandeln können“, sagt Keto-Girgin. „Und warum soll es nicht möglich sein, auch in Teilzeit eine gute Position zu bekommen? Das sehen wir einfach nicht ein.“

Gute Fachkräfte zu bekommen ist schwer

Für die „Gratifikationskrise“, dem Phänomen eines Ungleichgewichts zwischen dem eigenen Einsatz und der erhaltenen Belohnung, „belegen zahlreiche Studien den Zusammenhang mit einer erhöhten Rate an Erkrankungen wie zum Beispiel Depression oder koronaren und kardiovaskulären Krankheiten“, weiß Kuch. Was wiederum für Unternehmen ein Anreiz sein sollte, es nicht so weit kommen zu lassen.

Workshop

Die Organisationspsychologin Christine Kuch und die Juristin Natalie Keto-Girgin zeigen, wie Frauen im Job mit ihren Stärken glänzen und in Verhandlungen das Beste rausholen. Die Teilnehmerinnen erhalten Arbeitsmaterial, anhand dessen sie einen ersten individuellen Handlungsplan entwerfen können. Termin: Dienstag, 21. November, 19 Uhr  (Einlass 18 Uhr) Ort: Studio Dumont, Breite Straße 72, Köln Eintritt: 14,75 Euro inkl. Vorverkaufsgebühren/ 12,75 Euro Sonderpreis Abocard erhältlich im Servicecenter, Breite Straße 72, und unter: ☎ 0221/ 28 01 (☎ 0221 / 28 0344 Abocard) www.koelnticket.de und www.abocard.de/tickets. Workshops Gutes Gehalt verhandeln 18. Januar 2018, 15 - 19 Uhr (Vorbereitung)  , 2. Februar 2018, 9 -17 Uhr (Simulation) Stehen bleiben (Sichtbar sein) 16. Februar 2018, 13 - 17 Uhr (Vorbereitung); 9. März 2018, 9 - 17 Uhr (Simulation) www.sfminds.de

Deshalb bietet das Beraterteam Kuch und Keto-Girgin seine Workshops auch Unternehmen an. Denn gute Fachkräfte zu bekommen ist schwer. Ein Grund mehr, sich auch als Frau entsprechend gut zu verkaufen. „Ihr Licht unter den Scheffel stellen – das können Frauen nämlich gut“, sagt Christine Kuch, die selbst in Chefarzt-Runden anfangs erlebt hat, wie sie als einzige Frau am Tisch nicht ernst genommen wurde. Doch dann käme es darauf an, nicht einzuknicken. „Vor Anfeindungen, Drohkulissen, Druck – da wird ja oft nicht mit Argumenten gearbeitet“, sagt Kuch.

Männer sehen die Gehaltsrunde wie ein Spiel

Dass Verhandeln nicht Last, sondern auch Lust sein kann, ist ein weiterer Punkt, den die beiden vermitteln wollen. „Männer sehen die jährliche Gehaltsrunde wie ein Spiel. Das sollten Frauen auch tun“, so Keto-Girgin. Im Übrigen sei es wichtig, sich in den Chef hineinzuversetzen und ihm wiederum gute Argumente zu liefern für das Gespräch mit seinem Chef, der ja am Ende die Gehaltserhöhung abnicken muss. „Im Grunde ist die Gehaltsverhandlung wie ein Tauschhandel: Ich biete meine Arbeitsleistung im Tausch für den Betrag X an“, sagt Kuch. Neben finanziellen Fragen sollten Frauen auch an Faktoren wie flexible Arbeitszeiten oder einen Tag im Home Office pro Woche denken.

Ein erfolgreiches Gespräch braucht eine gute Vorbereitung. Helfen kann ein Blick in die Stellenbeschreibung und der Abgleich: Was steht da eigentlich und was mache ich wirklich? Und ruhig auch laut im Rollenspiel üben. Wenn man etwas noch nie ausgesprochen hat, kommt man sich in der Live-Situation sonst blöd vor. Das gilt auch für Vorstellungsgespräche, wo die Frage „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ noch immer ein Klassiker ist.

Wenn auch nicht ganz oben auf der Karriereleiter – auf jeden Fall gut sichtbar, wenn es nach Christine Kuch und Natalie Keto-Girgin geht.

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