Einfach verschwundenAb wann wird ein Vermisster für tot erklärt?

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Eine besonders schwere Frage, mit der sich Angehörige einer verschwunden Person früher oder später konfrontiert sehen: Wann kann jemand für tot erklärt werden?

Köln – Der Fall von Daniel Küblböck, der am Sonntag von einem Kreuzfahrtschiff in der Labrador See vor Neufundland verschwunden ist, bewegt ganz Deutschland. Und wirft viele Fragen auf. Nicht nur zum persönlichen Schicksal des Sängers, sondern auch zu seinem Fall allgemein.

Das Verschwinden einer geliebten Person und die Ungewissheit, die eine solche Situation mit sich bringt, bedeutet eine große Belastung für die Angehörigen. Doch was heißt es rechtlich, wenn eine Person verschwindet und die Wahrscheinlichkeit auf eine Rückkehr gering ist?

Der Rechtsanwalt Markus Mingers von der Kanzlei Mingers und Kreuzer beantwortet drängende Fragen. 

Wann kann ein Vermisster für tot erklärt werden?

Eine besonders schwere Frage, mit der sich Angehörige einer verschwunden Person früher oder später konfrontiert sehen. Dabei stellt sich zunächst die Frage nach der Art des Verschwindens, erklärt Mingers. Handelt es sich um einen Unfall, sinkt die Frist, ab der eine Person für tot erklärt werden kann.

Einen Unterschied macht da auch der Ort des Verschwindens. Flugpassagiere können bereits nach drei Monaten für tot erklärt werden. Bei Seereisenden liegt die Frist bei sechs Monaten nach Verschwinden.

„In allen anderen Unglücksfällen muss zunächst ein Jahr gewartet werden“, so Mingers. In diesen Fällen ist auch das Alter entscheidend. Personen unter 25 Jahren dürfen demnach gar nicht für tot erklärt werden, wenn ihr Verschwinden kein Unfall war. Personen über 25 nach zehn Jahren und Personen über 80 nach fünf Jahren.

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Generell müssen laut Markus Mingers zwei Voraussetzungen für eine Todeserklärung erfüllt sein: „Zunächst muss die bereits genannte Frist eingehalten werden. Des Weiteren lassen fehlende Nachricht beziehungsweise fehlende Informationen über das Schicksal der Person, falls diese zu erwarten waren, eine Todesvermutung zu.“

Wer kann eine Person für tot erklären?

Entschließen sich die Angehörigen der vermissten Person, diesen Schritt zu gehen, muss ein Antrag für eine Todeserklärung beim zuständigen Amtsgericht eingereicht werden. Allerdings dürfen nur bestimmt Personen einen solchen Antrag stellen. „Dies sind zunächst einmal nahe Angehörige, wie beispielsweise Ehegatten, Lebenspartner, Kinder und Eltern des Verschollenen“, erklärt Markus Mingers.

Besteht ein rechtliches Interesse an einer solchen Erklärung, können betreffende Personen oder die Staatsanwaltschaft ebenfalls einen Antrag stellen.

Was bedeutet es für die Angehörigen, wenn eine Person nicht für tot erklärt wird?

„Neben der psychischen Belastung der Ungewissheit ist eine Todeserklärung auch erbschaftlich von großer Bedeutung“, sagt Mingers. Denn alle Angelegenheiten, die die Erbschaft betreffen dürfen erst dann geregelt werden, wenn die Person für tot erklärt wurde. Auch bei der Ausschüttung der Lebensversicherung, die für die Angehörigen wichtige finanzielle Unterstützung bedeuten kann, verhält es sich so.

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