Aktuelle Studien zeigenCorona-Impfung beeinflusst weiblichen Zyklus – aber nur kurz

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Viele Frauen berichteten nach der Covid-19-Impfung über Veränderungen bei ihrer Menstruation. 

Köln – Für die meisten Frauen ist es ganz normal, dass ihre Periode nicht ganz regelmäßig kommt. Stress, Ortswechsel, Medikamente, zu wenig Schlaf und zu viele Sorgen können den Zyklus schon mal durcheinander bringen. Kein Grund zur Sorge also, wenn die Menstruation mal früher und mal später beginnt. Mit dem Start der Impfungen gegen Covid-19 bemerkten viele Frauen solche Veränderungen und vermuteten einen Zusammenhang. Studien zeigen nun, den gibt es. Doch die Beeinflussung des Zyklus durch die Impfung ist weder von Dauer noch gefährlich, wie zwei aktuelle Studien zeigen. 

Viele Frauen meldeten Zyklusstörungen nach der Impfung

Vor allem in den sozialen Medien meldeten sich immer mehr Frauen zu Wort, die sich darüber wunderten, dass ihre Periode nach der Impfung stärker als sonst war oder viel später als üblich einsetzte. Auch dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Überwachung der Impfstoffe zuständig ist, wurden Zyklusstörungen gemeldet. In einem Sicherheitsbericht vom 19. August 2021 zum Thema Impfnebenwirkungen gibt es einen eigenen Punkt zum Thema. Bis Ende Juli 2021 seien dem PEI demnach 310 Fälle gemeldet worden, davon 157 nach der Impfung mit Cominarty (Biontech), 25 nach Spikevax (Moderna), 127 nach Vaxzevria (AstraZeneca) und ein Fall nach Janssen (Johnson & Johnson). Die Zeitspanne zwischen Impfung und Symptombeginn variierte demnach zwischen einem Tag und 67 Tagen. „Unter Berücksichtigung der Anzahl geimpfter Frauen in den relevanten Altersgruppen und der Häufigkeit von Zyklusstörungen erscheint die Zahl der Meldungen nicht ungewöhnlich hoch zu sein“, heißt es in dem Bericht. Inwieweit die Beschwerden auf die Impfung zurückzuführen waren, ließ sich ebenfalls nicht klar sagen. 

Studien zeigen, dass Störungen nur von kurzer Dauer sind

Zwei aktuelle Beobachtungsstudien zeigen nun, dass tatsächlich nach der Covid-19-Impfung vermehrt Menstruationsstörungen aufgetreten sind, meist einmalig nach der Impfung und von kurzer Dauer. Die Reproduktionsmedizinerin Victoria Male vom Imperial College London hat sich dafür unter anderem Studien aus den USA und Norwegen angesehen und in einem Überblicksartikel in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ (BMJ) zusammengefasst. 

In der US-Kohortenstudie wurden die Daten von 3959 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren verglichen, die ihren Zyklus mit einer App aufzeichneten. 2403 der knapp 4000 Probandinnen waren geimpft, 1556 ungeimpft. 55 Prozent der Geimpften hatten den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten, 35 Prozent den von Moderna und sieben Prozent das Johnson & Johnson-Präparat. Frauen, die mit dem Mittel von AstraZeneca geimpft wurden, wurden nicht in die Studie eingeschlossen. 

Periode setzte nach der zweiten Impfdosis später ein

Die Frauen zeichneten vor ihrer ersten Impfung über drei Monate hinweg eine normale Zykluslänge zwischen 24 und 38 Tagen auf. Danach wurden weitere drei Zyklen beobachtet, bei den Ungeimpften wurden insgesamt ebenfalls sechs Zyklen erfasst. Bei den geimpften Frauen stellte sich heraus, dass ihr Zyklus sich nach der Impfung um etwas weniger als einen Tag verschoben hatte. Besonders auffällig war das nach der zweiten Dosis, nach der die Periode im Schnitt einen halben Tag später einsetzte.

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Am stärksten war die Verzögerung bei 358 Frauen, die beide Impfungen innerhalb desselben Zyklus bekamen, was in Deutschland wegen der Abstände nicht möglich ist: Bei ihnen setzte die Blutung mehr als zwei Tage später ein, bei rund zehn Prozent von ihnen verschob sich die Menstruation sogar um mindestens acht Tage. Innerhalb dieser Gruppe dauerte die Periode bei elf Prozent auch deutlich länger als sonst. Bei allen Frauen normalisierten sich die Abweichungen jedoch nach zwei Zyklen wieder. Die ungeimpften Teilnehmerinnen der Studie hingegen bemerkten keine Veränderungen im Vergleich zu ihren vorherigen drei Zyklen. 

Auch norwegische Studie erfasst Unregelmäßigkeiten

Eine zweite Studie aus Norwegen kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dafür wurden 5688 Frauen zwischen 18 und 30 Jahren nach Menstruationsveränderungen vor und nach jeder Impfung befragt. 38 Prozent berichteten von Unregelmäßigkeiten vor der Impfung, 39 Prozent nach der ersten Dosis, 41 Prozent nach der zweiten Spritze. Am häufigsten wurde eine stärkere Blutung genannt. Spätestens nach zwei Monaten regulierte sich ihr Zyklus wieder. 

Eine mögliche Erklärung für die Menstruationsschwankungen könnte sein, dass mRNA-Impfstoffe eine starke Immunantwort provozieren. Dadurch könnte vorübergehend die Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse beeinträchtigt sein. Diese Achse zwischen bestimmten Regionen im Gehirn, im zentralen Nervensystem und den Eierstöcken steuert die weiblichen Hormone, die den monatlichen Zyklus bedingen, erklärt Spiegel Online.  

Für die Reproduktionsmedizinerin Male liefern beide Studien Sicherheit, weil sie zeigten, dass der Zyklus durch die Impfung nicht dauerhaft beeinträchtigt werde. „Veränderungen bei der Menstruation kommen nach der Impfung vor, aber sie sind gering im Vergleich zur natürlichen Schwankung und gehen schnell wieder weg“, sagt sie. Viele hätten zudem Sorge, dass die Impfung sie unfruchtbar mache, weil weiterhin Fehlinformationen zu diesem Thema verbreitet würden. Dabei gebe es bereits Daten, die bewiesen, dass dies nicht der Fall sei. Dennoch benötige man weitere Studien zu diesem Thema. (mit dpa)

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