Alkohol, Rauchen, SportWas man nach der Corona-Impfung besser vermeiden sollte

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff von Biontech, Astrazeneca und Moderna.

Köln – Beinahe acht Menschen werden in Deutschland derzeit pro Sekunde gegen das Coronavirus geimpft. 660.299 Impfungen sind das dem Dashboard des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) nach im Durchschnitt jeden Tag. Und mit jeder Woche nimmt das Tempo weiter zu. Doch zwischen die Freude über den Pieks mischt sich bei manchen auch Verunsicherung: Darf ich mit einem Glas Alkohol auf meine Impfung anstoßen? Wie lange sollte ich warten, bis ich wieder Sport treibe? Ist es eigentlich okay, eine Zigarette zu rauchen, wenn ich aus dem Impfzentrum trete? Und muss ich meinen Impftermin verschieben, wenn ich erkältet bin? Ein Überblick.

Meistgelesen 2021

Unsere besten Texte 2021 – dieser Text ist erstmals am 4. Mai 2021 veröffentlicht worden.

Im Netz finden sich die unterschiedlichsten Antworten auf solche Fragen. Die Spanne reicht dabei von der Empfehlung von Anna Popowa, der obersten Amtsärztin Russlands, vor und nach der Impfung gegen das Coronavirus ganze 56 Tage lang keinen Alkohol zu trinken. In Deutschland fallen die Empfehlungen moderater aus. Die Internistin Beate Sauter erklärte im Bayerischen Rundfunk gar, sie sehe keinen Einfluss von Alkohol auf die Wirksamkeit der Impfung. Doch was stimmt nun? 

Sollte man Alkohol nach der Impfung erstmal meiden?

Die Wirkung von Alkoholkonsum unterscheidet sich von Impfstoff zu Impfstoff, kann unter Umständen aber den Aufbau von Antikörpern reduzieren. Das ist zum Beispiel bei der Pneumokokken-Impfung der Fall. Über die Wirkung von Alkohol auf eines der freigegeben Covid-Vakzine gibt es bisher keine Daten. Auch ob die Impfstoffe von Biontech, Moderna, Astrazeneca oder Johnson&Johnson in Verbindung mit Alkohol zusätzliche Nebenwirkungen auslösen, ist noch unklar.

Grundsätzlich sollte man deshalb besser Vorsicht walten lassen. Denn: „Alkohol hat einen negativen Einfluss auf den Körper und das Gehirn. Im Allgemeinen wird empfohlen die tägliche Trinkmenge auf 30 Gramm bei Frauen und 50 Gramm bei Männern zu begrenzen. Dies bezieht sich aber auch auf die dauerhafte Einnahme und die Folgen für die Leber“, sagt Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein dem Kölner Stadt-Anzeiger. 500 Milliliter Bier mit einem Alkoholgehalt von 5 Prozent enthalten etwa 20 Gramm Alkohol.

Die Barmer-Krankenkasse empfiehlt, in den ersten Tagen nach der Impfung keinen Alkohol zu trinken, wenn man sich matt fühlt. Der Körper könne nach einer Impfung schlechter Antikörper bilden, wenn er damit beschäftigt sei, Alkohol abzubauen.

Wie sieht es mit dem Rauchen von Zigaretten aus?

Da Rauchen unter anderem das Thromboserisiko erhöht, fragen sich gerade Raucher, ob sie mit dem Vakzin von Astrazeneca geimpft werden sollten. Bei dem Vektorimpfstoff treten in seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen auf. Doch ob Zigaretten das Risiko nach einer Impfung mit Astrazeneca erhöhen, wurde bisher nicht untersucht.

Unabhängig davon gilt: „Rauchen ist schon immer gesundheitsschädigend gewesen und löst in vielen Fällen Lungen- und Gefäßerkrankungen aus. Das findet auch bei Corona-Infektionen statt, wenn auch auf eine andere Weise. Deshalb haben Raucher ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf“, sagt Dr. Funken.

Darf in den Tagen nach der Impfung Sport getrieben werden?

Laut dem RKI muss man sich nach der Corona-Impfung nicht unbedingt schonen, einige Ärzte raten dagegen zu einer etwa zweitägigen Pause von Sport und anderen anstrengenden körperlichen Aktivitäten. „Obwohl in der Praxis häufig Bedenken gegen Training nach Impfungen geäußert werden, finden sich in der Literatur keine Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten von Impfnebenwirkungen unter körperlicher Belastung“, sagt Dr. Funken. Anders könne es allerdings bei intensivem Training aussehen: „Nebenwirkungen werden nur bei extensiven körperlichen Belastungen beschrieben. Impfreaktionen traten dann an der Impfstelle auf.“ Wichtig sei auch, dass man sich körperlich fit fühle. Gegen moderate Bewegung sei dann nichts einzuwenden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ist eine Corona-Impfung auch mit einer Erkältung möglich?

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine Erkältung oder auch eine leicht erhöhte Temperatur unter 38,5 Grad Celsius kein Grund, sich nicht gegen Sars-CoV-2 impfen zu lassen. Wer hohes Fieber hat (38,5 Grad oder höher), sollte aber erst nach der Genesung wieder geimpft werden. Wer hingegen eine Corona-Infektion durchgemacht hat, sollte sich frühestens sechs Monate später impfen lassen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko).

Was kann man noch tun, um das Immunsystem nach der Covid-19-Impfung zu unterstützen?

Zur Stimulierung des Immunsystems seien allgemein Bewegung, Kältereize mit Wechselduschen und eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung hilfreich, rät Dr. Funken. „Das ist schon ein guter Schritt und für fast alle machbar.“

Gibt es Methoden, um Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder Fieber zu lindern?

Körperliche Reaktionen auf die Impfung seien in erster Linie normal und könnten sogar sinnvoll sein, stellt Dr. Funken klar. „Die häufigsten Nebenwirkungen von Impfungen sind die natürlichen Impfreaktionen, die auch als grippeähnliche Symptome bezeichnet werden.“ Dabei komme es neben Kopf- und Gliederschmerzen mit einer gewissen Müdigkeit auch zu Temperaturerhöhungen, die in seltenen Fällen mit mehr als 38,5 Grad Celsius auch mal bis zum Fieber gehen könnten.

„Das alles hat natürlich das Ziel den Körper zu schonen und auch die Selbstheilung zu verbessern“, erklärt Dr. Funken. Wenn die Beschwerden subjektiv zu stark würden, könnten aber Schmerzstiller wie Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin helfen. „Die Schonung sollte man dann dennoch einhalten“, betont der Allgemeinmediziner.

Fazit

Bei der Corona-Impfung wird der Körper mit einem unbekannten Krankheitserreger konfrontiert. Das setzt den Körper unter Stress: Das Immunsystem wird aktiviert und beginnt, den Eindringling zu bekämpfen und unschädlich zu machen und das kostet Energie. Ob und wie sehr man sich jedoch schonen sollte, hängt in erster Linie von der Stärke der Impfreaktion ab. Die kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Fühlt man sich aber schlapp, sollte man unbedingt auf den Körper hören und sich ausruhen. Für Alkohol gilt: So lange noch keine Daten zu der Wirkung auf die Covid-Vakzine vorhanden sind, ist es wohl besser in den ersten Tagen nach der Impfung zu verzichten. Auch körperliche Bewegung sollte man besser erstmal nur moderat ausführen.

Unsere besten Texte 2021 – dieser Text ist erstmals am 4. Mai 2021 veröffentlicht worden.

KStA abonnieren