Apotheker warntAsthmaspray als Corona-Medikament ist nichts für die Hausapotheke

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Einer Studie aus Großbritannien zufolge können Kortisonsprays schwere Corona-Verläufe verhindern.

Köln – Mit einem Asthmaspray Corona bekämpfen – laut Forschern der britischen Oxford-Universität scheint das möglich: In einer Studie verhinderte das Kortisonspray Budesonid 90 Prozent der schweren Covid-19 Verläufe. Müssen sich Asthmatiker, die auf dieses Medikament angewiesen sind, wegen Lieferengpässen sorgen? Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, hält das für unwahrscheinlich. Die Nachfrage an Kortisonsprays stieg in seiner Apotheke nur leicht an.

In dieser Woche fielen Preis nur „einzelne Mehrverordnungen“ des Medikaments auf. Mit leeren Budesonid-Regalreihen rechnet er auch künftig nicht. Schließlich sind Kortisonsprays ein Standardmedikament in jeder Apotheke: Rund 10 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an Asthma, Ärzte verschreiben deshalb große Mengen an Inhalatoren „Die eine oder andere zusätzliche Verordnung fällt da kaum auf“, sagt Preis.

Kortisonsprays sind nichts für die Hausapotheke

Trotzdem sind Kortisonsprays dem Apotheker zufolge nicht als prophylaktisches Medikament gedacht. In den letzten Tagen zeigten einige von Preis‘ Kunden ein Rezept vor, die das Spray vorher noch nie eingenommen haben. „Der eine oder andere kriegt das sicherlich auch verordnet, um das auf Reserve in die Hausapotheke zu legen“, so Preis. „Das halten wir nicht für sinnvoll.“ Budesonid ist schließlich verschreibungspflichtig und wirkt nur in den wenigsten Fällen vorbeugend.

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Thomas Preis in seiner Apotheke in Köln.

Längst nicht jeder Corona-Infizierte entwickelt zudem starke Symptome. „Was dagegen absolut nachvollziehbar ist, wenn ein Arzt sagt: Jemand hat eine Corona-Infektion und Symptome, der bekommt Budesonid oder ein anderes Kortisonspray“, sagt Preis. Das Medikament sei schließlich gut verträglich, auch wenn es für die Behandlung von Corona-Patienten noch keine offizielle Zulassung hat.

Kein Umsteigen auf Budesonid

Seit bekannt wurde, dass Budesonid gegen Covid-Erkrankungen wirken kann, haben sicherlich einige Menschen auf ihre Asthmasprays geguckt. Nicht auf jedem Notfallspray steht jedoch Budesonid oder ein anderes Kortison als Wirkstoff. Ob diese Betroffenen auf andere Sprays umsteigen sollten, so Preis, liegt in der Verantwortung ihres behandelnden Arztes.

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„Ich glaube aber nicht, dass die Ärzte das machen werden. Es gibt einfach keinen Anlass dafür“, sagt Preis. „Jeder, der ein Asthmaspray verschrieben bekommt, sollte gerade in dieser Corona-Zeit ganz stark darauf achten, dass er die Therapie auch konsequent fortsetzt.“ Außerdem hätten nur gut eingestellte Asthmatiker milde Corona-Verläufe.

„Game Changer“-Medikament Kortison

Grund für die Studie zu Asthmaspray-Behandlungen von Corona waren überraschende Entdeckungen in der ersten Corona-Welle: Gerade Asthmatiker steckten die Lungenerkrankung Covid-19 auffallend oft problemlos weg. Eine mögliche Erklärung bieten die Medikamente von Asthmatikern: Viele von ihnen greifen zweimal täglich zum Kortison-Inhalator.

Kortison ist ein entzündungshemmendes Medikament, während Covid-19 starke Entzündungen im Körper verursachen kann. Auch Ärzte im Krankenhaus setzen bereits seit der ersten Welle auf das Kortison Dexamethason, der laut WHO als einziges Medikament "einen Überlebensvorteil bringt". Der Wirkstoff Budesonid gehört ebenfalls zu den Kortikoiden.

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