ARD-BerichtSo stark werden Haselnüsse für Nutella mit Pestiziden behandelt

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Nutella

Ferrero stellt aus den Haselnüssen unter anderem Haselnusscreme her.

Köln – Nutella, Kinderschokolade, Rocher und Duplo: Alles kommt aus dem Hause Ferrero. Der weltweit größte Schokoladenhersteller benötigt für die Herstellung der beliebten Produkte Haselnüsse. Viele Haselnüsse. Diese kommen zu großen Teilen aus der Türkei, dem führenden Exporteur für Haselnüsse, sowie aus Italien. Auch in Chile lässt Ferrero Haselnüsse anbauen.

Dort, so kritisiert das Pestizid-Aktionsnetzwerk Chile (RAP), wird ein Pestizid eingesetzt, das in Europa und in der Schweiz aufgrund des hohen Giftgehaltes seit rund 10 Jahren verboten ist. Das Herbizid Paraquat ist ein hochgiftiges Pestizid, das immer wieder zu Gesundheitsschäden und Todesfällen unter den Arbeiterinnen und Bauern führt. Es soll laut dem RAP-Netzwerk zu Gesundheitsschäden wie Nierenversagen, Atemnot, Lungenschmerzen, Seh- und Leberschäden, schweren Hautverletzungen, Todesfällen sowie Embryoschädigung führen. Trotzdem wird es in Chile weitflächig eingesetzt und im Anbau von Haselnüssen gegen Haselstrauch-Nebentriebe und Unkraut gespritzt.

Schilder vor den Plantagen warnen vor Pestiziden

Der chilenische Bauer David Valenzuela beliefert ein Tochterunternehmen von Ferrero namens AgriChile mit seiner gesamten Haselnussernte, wie er dem ARD-Weltspiegel in einem  aktuellen Beitrag erklärt. Auch er nutze Pestizide, damit zwischen seinen Haselnusssträuchern kein Unkraut störe. Auch auf Ferreros firmeneigenen Plantagen in Chile warnen Schilder vor Pestiziden wie Glyphosat, berichtet die ARD-Redaktion. Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat ist zwar noch in der EU zugelassen, steht allerdings unter Verdacht, krebserregend zu sein. Ferrero nutzt die Haselnüsse unter anderem im Verkaufsschlager Nutella, das auch wegen dem Einsatz von Palmöl immer wieder in der Kritik steht.

Auf den Einsatz von Pestiziden in Chile angesprochen, verweist Ferrero gegenüber der ARD-Redaktion auf die mit den Lieferanten geschlossenen Verträge: Diese würden „die eindeutige Verpflichtung“ beinhalten, „weder Paraquat noch andere in der EU verbotene Pflanzenschutzmittel“ einzusetzen. Auf den Plantagen des Unternehmens in Chile werde seit Jahren kein Paraquat verwendet.

Es reicht, wenn Pestizide in Europa nicht mehr nachgewiesen werden können

Nicolas di Cosme, Präsident von ChileNuts erklärt, dass der Einsatz von Pestiziden in Chile legal sei, Ferrero als Exporteur lediglich sicherstellen müsse, dass die Pestizide, sobald die Nüsse in Europa ankommen, alle „europäischen Regeln für Pestizid-Rückstände einhalten.“ Ferrero teilte dazu mit, dass ihre Rohstoffe auf Pflanzengifte getestet werden. Bisher seien keinerlei Rückstände gefunden worden.

Dass in Europa keine Pestizid-Rückstände gefunden werden, hilft den Bauern und Erntehelfern in Chile nicht.

Vor allem die Kinder leiden unter den Pestiziden, ihre Schulen liegen oftmals inmitten der behandelten Felder. Lehrer berichten von gestiegenen Lernschwächen, Wissenschaftler bestätigen diesen Zusammenhang. Im Urin von betroffenen Schulkindern konnten die Forscher sogar noch giftigere Stoffe als Paraquat nachweisen, das hochgiftige Parathion. Der Stoff ist sogar in Chile verboten, weil er so toxisch ist.

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Ein ehemaliger Arbeiter berichtet im ARD-Weltspiegel davon, dass Pestizide wie Paraquat und Glyphosat bis nah an Wohnhäuser gesprüht werden. Auf den Plantagen werde alles eingesetzt, was die Agarchemie empfehle. Wissenschaftler, Erntehelfer und Anwohner fordern ein Verbot der Pestizide auf den Haselnuss-Anbauflächen, auch in Chile. Doch das ist momentan nicht in Sicht. (sar)

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