Bauch, Beine, PoKann ich gezielt an bestimmten Körperregionen abnehmen?

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Gezielte Übungen sollen dabei helfen, gezielt Fett am Bacuh zu verbrennen (Symbolbild).

  • Die Badehose oder der Bikini haben letzten Sommer noch besser gepasst, nun haben sich Fettpolster an Bauch, Beinen oder Po gesammelt.
  • Im Internet gibt es zahlreiche Tipps, um gezielt am Bauch oder den Oberschenkeln Fett abzubauen. Doch funktioniert das wirklich?
  • Wir haben dazu die Sportmedizinerin Christine Graf befragt.

Köln – Vielen Menschen geht es in den letzten Wochen wohl wie mir: der Weg zur Arbeit fällt weg, der Sportkurs aus und Freunde treffen. Naja, Sie wissen es ja wahrscheinlich selbst, dass der Höhepunkt an Bewegung für viele Homeoffice-Arbeiter derzeit der Gang zum Kühlschrank ist. Und das hat Folgen: meine einstmals weite Mom-Jeans ist zur engen Röhre geworden. Denn das ist typisch für mich – die ersten Kilos gehen sofort auf die Oberschenkel, der Rest sieht eigentlich aus wie immer. Und damit bin ich nicht allein, ganze Sportkurse widmen sich Bauch, Beinen und dem Po, eben weil sich die Fettzellen dort meist zuerst bilden. Geht das also, gezielt an einer bestimmten Körperregion abzunehmen?

Wer abnehmen will, muss weniger essen und sich mehr bewegen

So einfach, wie es uns die „10 Tipps, um Bauchfett endlich loszuwerden“ oder „Diese Übungen helfen in drei Wochen gegen Reiterhosen“ vormachen, ist es nicht. Christine Graf ist Sportmedizinerin an der Sporthochschule in Köln und macht mir erstmal wenig Hoffnung: Leider funktioniere es nicht wirklich, mit gezielten Übungen für Bauch, Beine oder Po, genau in dieser Körperregion Fett abzubauen. „Unterhalb der jeweiligen Zonen werden zwar die Muskeln gestärkt und es mag straffer aussehen. Die Fettpolster verschwinden letztlich nur, wenn man insgesamt abnimmt.“ Die Formel ist so alt wie simpel: Wer abnehmen möchte, muss die Kalorienzufuhr drosseln und sich mehr bewegen.

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Christine Graf

Wissenschaftlich ist nicht belegt, dass wir prozentual gleich viel Fett am ganzen Körper verlieren. „Es gibt Stellen, wie an der Brust beispielsweise, wo man häufig schnell sieht, dass dort Fett abgebaut wurde.“ Meist bemerkt das Umfeld einen Gewichtsverlust zuerst im Gesicht. Das falle den Menschen wahrscheinlich einfach am ehesten auf, meint Graf. Dass sich der Gürtel ein Loch enger schnallen lasse, sei eher nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Für 30 Gramm Butter, muss man eine Stunde joggen

Soll die Jeans wieder besser sitzen, heißt es also, besser mit dem Rad zum Einkauf, statt mit der Bahn. Um abzunehmen, sei letztlich jede Art von Bewegung gut, weil sie die Verbrennung in Gang setzt und Energie verbraucht wird. „Fett ist ein Brennstoff, der wie Kohlenhydrate im Rahmen der Energiegewinnung genutzt wird. Die beiden Stoffe funktionieren praktisch Hand in Hand; ohne Kohlenhydrateverbrennung gibt es auch keine Fettverbrennung“, erklärt die Sportmedizinerin.

Die Intensität des Trainings entscheide, ob mehr Fette oder mehr Kohlenhydrate genutzt werden. Je weniger anstrengend eine Belastung sei, umso stärker werden die Fettreserven abgebaut. Allerdings werde bei moderatem Training nicht so viel Energie verbraucht, wie bei anstrengenderen Übungen. „Für 30 Gramm Fett müsste man etwa eine Stunde moderat joggen“, sagt Graf.  

Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining ist sinnvoll

Gezielt Bauch, Beine oder Po zu trainieren, sei trotzdem sinnvoll. Durch Sport verbrauche man insgesamt mehr Energie, was eine Gewichtsabnahme unterstützen könne. „Es ist auch gut, weil Muskeln unter dem Fettgewebe gestärkt und gestrafft werden.“ Prinzipiell sei es empfehlenswert, eine Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining zu machen. Der Körper und seine Verbrennung sei aber viel zu individuell, um zu sagen, dass X passiert, wenn Y gemacht wird. Es lohne sich auszuprobieren, was für einen selbst am besten geeignet sei. „Es sollte eine Mischung daraus sein, was am meisten Spaß macht und damit vermutlich am meisten bringt“, rät die Sportmedizinerin.

Wer an Gewicht verlieren möchte, sollte ein bis zwei Stunden nach dem Sport nichts essen, sondern Wasser trinken, weil sonst der sogenannte Nachbrenneffekt gebremst wird. „Werden durch das Training Kohlenhydrate abgebaut, erfolgt eine Nachlieferung durch Fette – isst man nach dem Training viele Kohlenhydrate, füllt der Körper die Reserven damit auf und hemmt die Fettverbrennung“, erklärt Graf.

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Um mir keine neue Hose kaufen zu müssen, werde ich in Zukunft vor allem auf das viele Snacken zwischendurch verzichten müssen. Und mich mehr bewegen, denn zum Glück sind die Versprechungen von gezielter Fettabnahme in bestimmten Körperregionen insofern richtig, dass Bewegung den Energieverbrauch ankurbelt und beim Abnehmen unterstützen kann. Wer also in den letzten Wochen fleißig Bauch-Beine-Po-Workouts gemacht hat – die Arbeit war nicht umsonst!

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