Abo

Ehemaliger FBI-Agent verrätDaran erkennen Sie, ob Ihr Gegenüber lügt

Lesezeit 4 Minuten
Mann und Frau gestikulieren vor einer Schattenwand

Unser Gegenüber verrät mit dem Körper meist mehr, als er oder sie denkt. (Symbolbild)

Köln – Niemand liest die Körpersprache seines Gegenüber so geübt wie Joe Navarro. Der Ex-FBI-Agent heuerte als 23-jähriger beim US-Geheimdienst an und gehörte später einer Eliteeinheit an, die die Aufgabe hatte, Spione, Maulwürfe und Mitarbeiter feindlicher Geheimdienste zu entlarven. Sein Fachgebiet: die Körpersprache. Was er darüber weiß, verrät er jetzt in einem Buch: „Sehen, was andere denken“.

Worin Navarro berufsbedingt gut sein musste, ist auch im Alltag ganz normaler Menschen nützlich: Nonverbale Zeichen lesen, die verraten, ob der Andere lügt oder anderweitig unter Stress steht. Wer die Anzeichen dafür kennt, kann sie schneller identifizieren oder selbst in stressigen Situation wie einem Vorstellungsgespräch oder einem wichtigen Termin mit dem Chef bei sich selbst vermeiden. 

Häufige Anzeichen, dass jemand lügt oder unter Stress steht:

Der Kopf

Wer mit den Haaren spielt, will sich unterbewusst beruhigen. „Vor allem Frauen streichen sich oft durch die Haare oder zwirbeln einzelne Strähnen mit den Fingern“, hat Navarro beobachtet. Deutet die Handfläche dabei nach innen, also um Kopf hin, ist die Geste vor allem als Beruhigungsgeste zu verstehen. Dabei bauen Menschen Anspannung und Stress ab. Eine weitere Funktion: Zeit überbrücken.

Männer streichen sich durch die Haare, wenn sie gestresst sind. Durch die Bewegung gelangt Luft an die Kopfhaut und gleichzeitig stimuliert der Druck der Fingerkuppen die Nerven der Haut. Frauen, die ihre Haare im Nackenbereich nach oben werfen, tun das, wenn sie beunruhigt, nervös oder aufgeregt sind. Wer diese Bewegung oftmals wiederholt, hat wahrscheinlich übermäßigen Stress, wie Körpersprache-Profi Navarro meint. Männer wie Frauen kratzen sich in Situationen von Unsicherheit, Frust, Stress oder Besorgnis am Kopf. Wer sich über den Kopf streichelt, versucht sich zu beruhigen. 

Die Stirn

Eine angespannte Stirn deutet auf Stress hin. Ob die Stirn angespannt ist, lässt sich am besten erkennen, wenn man auch den entspannten Normalzustand kennt. Runzelt jemand die Stirn, so kann das Unsicherheit oder auf ein schwelendes Problem hindeuten – sofern das Runzeln als Reaktion auftritt.

Menschen, die die Stirnfalten mit Botox behandeln lassen, sind schwieriger zu lesen, da sie ihre Gefühle nicht mehr so gut ausdrücken können – zumindest über die Körpersprache. Menschen, die ihre Stirn massieren, können damit nonverbal ausdrücken, dass sie entweder Informationen verarbeiten oder von Sorgen, Zweifeln oder Angst geplagt werden. Denn das Massieren der Stirn ist eine Entspannungsgeste, die beruhigen soll, und Anspannung lindert.

Die Augen

Die Pupillen lügen nicht: Wenn uns etwas missfällt oder wir negative Gefühle empfinden, verengen sich die Pupillen. Diese Verengung veranlasst das Gehirn, wenn wir in eine Notlage geraten – je verengter die Pupillen desto schärfer wird das Bild. Das ist auch der Grund, warum wir fokussierter sehen können, wenn wir die Augen leicht zusammenkneifen. Wer zudem die Muskeln an den Augenhöhlen anspannt, zeigt, dass er unter Druck steht oder sehr konzentriert ist.

Die Muskeln um die Augen reagieren wesentlich schneller auf Stress-Faktoren als die restlichen Gesichtsmuskeln, darum kann man durch ihre Aktivität oder eben Inaktivität unmittelbar auf den seelischen Zustand des Gegenüber schließen, meint Navarro. Zuckt das untere Augenlid, kann das bedeuten, dass sich derjenige massiv gestresst fühlt oder er Angst hat. Auch häufiges Blinzeln kann auf Stress oder innere Unruhe zurückgeführt werden. 

Außerdem eine Erfahrung aus Navarros Alltag: Lügt das Gegenüber, setzt es oft einen forschenden Blick auf, um herauszufinden, ob man ihm glaubt. Seine Faustregel: „Menschen, die die Wahrheit sagen, verleihen ihren Äußerungen rein informativen Charakter, Lügner versuchen, ihre Zuhörer von der Botschaft zu überzeugen.“

Der Mund

Die Muskeln, die den Mund umgeben sind äußerst beweglich, sie spiegeln den mentalen und seelischen Zustand unmittelbar wider. Wer beispielsweise mit leicht geöffneten Lippen kurz und laut ausatmet, zeigt, dass er angespannt oder frustriert ist. Vor allem bei Zorn dient es der Stressreduktion. „Dieses Verhalten ist oft zu beobachten, wenn jemand eine schlechte Nachricht erhält oder mit einer unangenehmen Situation konfrontiert wird“, meint Navarro.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Lippen

Wer sich in den Lippen zupft, ist oft unsicher, fühlt sich ängstlich, zweifelt oder sorgt sich – eine klassische Beruhigungsgeste. Navarro weiß: „Ist das Zupfen an den Lippen eine außergewöhnliche Erscheinung bei einer Person, signalisiert es deutlich, dass etwas nicht in Ordnung ist.“

Auch wer sich auf die Lippen beißt, will sich beruhigen. „Das Lippenbeißen löst das Daumenlutschen ab, das ab einem gewissen Alter als inakzeptabel gilt, und stimuliert dieselben Nerven“, erklärt Navarro. In Situationen, in denen eine Person gern eine bestimmte Äußerung machen würde, sich dazu aber außerstande sieht oder Schwierigkeiten befürchtet, ist Lippenbeißen häufig zu beobachten.

KStA abonnieren