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Erste Lieferung in Deutschland angekommenSo wirkt der Affenpocken-Impfstoff Imvanex

Lesezeit 3 Minuten
Imvanex DPA 240522

Der deutsch-dänische Impfstoff Imvanex hilft auch gegen Affenpocken.

Köln/Kopenhagen – Die Zahl der Affenpocken-Fälle in Deutschland steigt seit dem Wochenende weiter an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Dienstag eine 21-tägige Isolation für Infizierte angeordnet. Der SPD-Politiker brachte auch eine Impfung von Kontaktpersonen und Risikogruppen ins Spiel.

Dafür hat die Bundesregierung 40.000 Dosen des Impfstoffs Imvanex bestellt, aus den USA hat der deutsch-dänische Konzern ebenfalls einen Großauftrag erhalten. Wie gut Imvanex gegen Affenpocken wirkt und welche Unterschiede es zu einem Corona-Impfstoff gibt: Die wichtigsten Fragen und Antworte im Überblick:

Affenpocken: Wie lange ist der Pocken-Impfstoff Imvanex schon zugelassen?

2019 wurde der Impfstoff erstmals in den USA und Kanada zugelassen, nachdem Forscher eine Pocken-Zelle reproduzieren konnten. Bei Imvanex handelt es sich um einen Lebend-Impfstoff. Auch in der Europäischen Union hat die EU-Gesundheitsbehörde ECDC das Vakzin für Menschen ab 18 Jahren zugelassen, eine Empfehlung oder Zulassung für Kinder gibt es nicht.

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In Nordamerika und Großbritannien werden die von Lauterbach angedachten Ringimpfungen, bei denen Kontakt- und Risikopersonen eines Affenpocken-Infizierten geimpft werden, bereits durchgeführt. Hierfür wird auch Imvanex verwendet, die USA hat beim Mutterkonzern Bavarian Nordic mehrere Millionen Impfdosen geordert.

Affenpocken: Wer steckt hinter dem Impfstoff Imvanex?

Imvanex wird im Auftrag des dänisch-deutschen Konzerns Bavarian Nordic hergestellt. Das Pharma-Unternehmen hat seinen Hauptsitz im dänischen Hellerup, betreibt aber auch eine Forschungsanlage in Martinsried bei München. Das Unternehmen arbeitet zudem an Impfstoffen gegen Enzephalitis und Denguefieber.

Wie gut wirkt Imvanex gegen Affenpocken?

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO soll der eigentlich für die Pocken produzierte Impfstoff zu 85 Prozent auch vor Affenpocken-Erregern schützen. Die WHO bezieht damit auch die derzeit kursierenden Erreger mit ein, die nach ersten Erkenntnissen einige Mutationen im DNA-Strang vorweisen. Empfohlen wird eine Impfung vor allem für Risiko- und Kontaktpersonen.

Affenpocken: Wie wirkt Imvanex und wie unterscheidet es sich zu anderen Impfstoffen?

Imvanex ist ein klassischer Lebend-Impfstoff. Forscher haben das dem Menschen gespritzte Pockenvirus dabei so verändert, dass es weder eine Krankheit auslösen, noch sich vervielfachen kann. Dadurch ist Imvanex deutlich verträglicher als der bis Ende der 1970er-Jahre gespritzte Pocken-Impfstoff ACAM2000.

Dieser enthielt noch sogenannte replikationsfähige Viren, sodass sich an der Einstichstelle der Geimpften oft Hautläsionen bildeten und es zu einer charakteristischen Narbe wie nach einer Pockeninfektion kam. Außerdem bestand das Risiko, das geimpfte Personen das Virus an Kontaktpersonen weitergeben konnten.

Imvanex funktioniert dabei gegensätzlich zum Corona-Impfstoff Novavax, der als Totimpstoff keine abgeschwächten, sondern abgetötete Erreger enthält. Gegen das Coronavirus gibt es derzeit keinen Lebend-Impstoff, sondern neben Novavax nur mRNA- und Vektor-Vakzine.

Wie viele Impfdosen gegen Affenpocken lagern in Deutschland?

Deutschland verfügt derzeit über rund 100 Millionen Impfdosen, viele davon enthalten aber noch den alten Impfstoff ACAM2000, der ein deutlich höheres Risiko in Sachen Nebenwirkungen hat. Daher hat das Gesundheitsministerium nun einen ersten Imvanex-Auftrag an Bavarian Nordic gestellt.

Wie schnell die Nachfrage gestillt werden kann, ist unklar. Neben einem großen Auftrag aus den USA hat Bavarian Nordic einen weiteren Auftrag aus einem nicht-europäischen Land erhalten, wie das Unternehmen angibt.

Affenpocken: Wer benötigt eine Impfung mit Imvanex?

Grundsätzlich sind Menschen, die in ihrem Leben bereits eine Pocken-Impfung erhalten haben, auch gegen die Affenpocken geschützt. Da diese Impfung aber vor allem bei jüngeren Menschen nicht mehr zum Standard-Repertoire zählt, fehlt diesen der Impfschutz.

Notwendig ist die Impfung laut Robert-Koch-Institut nicht, sie wird allerdings bei Kontakt zu Infizierten empfohlen. (shh)

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