Abo

Farbe, GeruchWas Urin über unsere Gesundheit aussagt

Lesezeit 4 Minuten
geöffnete_Toilette

Unser Körper kommuniziert mit uns: Auch am Urin können wir erkennen, ob wir krank sind. 

Köln – Urin auszuscheiden ist so überlebenswichtig wie Luft ein- und auszuatmen. Etwa 1500 Liter Blut strömen täglich durch die Nieren. Hier wird das Blut permanent gereinigt: Wertvolle Stoffe werden zurückgewonnen, „Abfallstoffe“ wie Harnstoff werden mit dem Urin ausgeschieden. 

Für Ärzte ist der „gelbe Saft“ deshalb eine wichtige Informationsquelle. Er gibt Hinweise auf mögliche Krankheiten.

Ungewöhnlich hohe Mengen bestimmter Stoffe oder untypische Substanzen wie beispielsweise Blut oder Bakterien im Urin, sind labordiagnostisch sehr gut zu bestimmen und oft der Grundstein für eine zielgerichtete ärztliche Behandlung.

So entsteht Urin

Die tägliche Urinbildung von durchschnittlich 1,5 bis 2 Litern erfolgt in zwei Stufen: Die Nierenkörperchen (Glomeruli) entziehen dem Blut Wasser und gelöste Stoffe. Die übrigen Blutbestandteile wie Blutzellen, Eiweiße und Blutplättchen werden zurückgehalten. In einem zweiten Schritt wird in den Harnkanälchen (Tubuli) die endgültige Zusammensetzung des Urins festgelegt.

Störungen in der Niere

Bakterien im Urin deuten auf Harnwegsinfekte hin. Wenn die Keime über die Harnleiter hochwandern, entzündet sich auch das Nierenbecken. Meist lassen sich dann neben Bakterien auch weiße Blutkörperchen im Harn nachweisen. Bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) können diese sogar das einzige Anzeichen sein.

Eiweiß im Urin

Eiweißkörper können die Nierenkörperchen nicht passieren. Deshalb enthält der Harn normalerweise kein Eiweiß. Tauchen dennoch vermehrt kleine Eiweißkörper auf, so sind die Harnkanälchen der Niere geschädigt. Ist das Nierengewebe entzündet (Glomerulonephritis) passieren auch größere Eiweißkörper das Sieb der Nierenkörperchen. Mögliche Folge der Entzündung kann Eiweißmangel sein.

Blut im Urin

Dies ist nicht nur ein Warnsignal für Nieren- und Harnwegs-Tumore. Es kann ebenso ein Anhaltspunkt für Nierensteine und eine Vielzahl anderer Funktionsstörungen der Niere sein. Meist ist das Blut mit bloßem Auge nicht erkennbar. Ein Urintest kann bereits winzige Mengen roter Blutkörperchen entdecken.

„Zuckersüßer Urin“

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) heißt übersetzt honigsüßer Durchfluss, denn der Urin Erkrankter schmeckt zuckersüß. Ab einer bestimmten Zuckermenge im Blut (über 180 mg pro 100 ml) werden die Nierenkörperchen überlastet. Der Zucker kann nicht vollständig zurückgewonnen werden. Folge: Der Zucker wird mit dem Urin ausgeschieden. Der Arzt stellt dies mit einem Labortest fest. Dieser regelmäßige Blutzucker-Check ist besonders wichtig: Bleibt ein Diabetes unbehandelt, schädigt der dauerhaft hohe Blutzucker die Nierenkörperchen. Eiweiße werden dann durchgelassen. Um Funktionsstörungen der Nieren frühzeitig zu erkennen, sollten Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck testen lassen, ob bestimmte Eiweißstoffe, wie beispielsweise Albumin, im Urin enthalten sind. Albumin muss auch in geringsten Mengen erfasst werden (Mikroalbuminurie), um die Nierenschädigung in einem möglichst frühzeitigen Stadium diagnostizieren zu können.

Wenn die Leber den Urin färbt

Die Farbe des Urins ist auch beim Gesunden nicht immer gleich. Wird zu wenig Flüssigkeit getrunken, ist der Urin gewöhnlich dunkler als normal, wird viel getrunken, ist er entsprechend heller. Ein fast dunkelbrauner Urin ist jedoch ein Warnsignal: Möglicherweise ist die Funktion der Leber beeinträchtigt. Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist für die Färbung des Urins zuständig.

Ist der Leber-Galle-Darm-Kreislauf gestört, sammelt sich Bilirubin im Blut an und wird über den Urin ausgeschieden. Hohe Bilirubinkonzentrationen in Blut und Urin sind deshalb Frühsymptome für Leberschäden. 

Das könnte Sie auch interessieren:

Harnanalyse mit bunten Test-Streifen

Teststreifen, die in den Urin getaucht werden, können erste wichtige Hinweise auf Krankheiten liefern. Für viele dieser Untersuchungen wird der Morgenurin (erstes Wasserlassen am Tag) benötigt, er ist besonders konzentriert. Zur näheren Eingrenzung von Funktionsstörungen z. B. der Niere oder Leber sind weitere diagnostische Methoden wie Bakteriennachweis, Aufschlüsselung der Eiweißstoffe, Suche nach Bakterienart und Bluttests nötig. Zeigt ein Urintest Veränderungen im Harn an, muss dies nicht immer auf eine Krankheit hindeuten!

Nach Sport und Unterkühlungen oder während der Schwangerschaft sind beispielsweise häufig Eiweiße zu finden. Und während der Regelblutung kann leicht Blut in den Urin gelangen und einen Harntest verfälschen. Eine leicht rötliche Färbung kann sogar auch durch so etwas Banales wie den Verzehr von Roter Beete entstehen. Das sollten gerade Patienten, die sich Teststreifen für zu Hause in der Apotheke besorgen, ebenfalls wissen. (dmn)

KStA abonnieren