Impfprogramme für SchülerKinder sind keine kleinen Erwachsenen

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Ein Arzt bei einer Impfung (Symbolbild)

Düsseldorf – Weil die sogenannten Risikogruppen im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stehen, haben es Kinder und Jugendliche in der Pandemie schwer. Nicht allein die Schließung von Schulen und Kitas sorgt dafür, dass viele einen Alltag in Isolation verbringen müssen. Warum gibt es also keine Impfprogramme speziell für diese Altersgruppe? Kinder könnten wieder in die Tagesstätte, Schüler in die Schule, so dass ihr Bildungsweg nicht in Gefahr wäre, und die Freunde könnte man auch wieder treffen.

Gibt es überhaupt einen geeinigten Impfstoff?

Darin liegt das Problem: Laut Robert-Koch-Institut sind die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna von der EU nur für Personen ab 16 beziehungsweise 18 Jahren zugelassen, in Deutschland dürfen sie laut Impfverordnung grundsätzlich erst mit 18 Jahren verimpft werden. Dass die zugelassenen Vakzine nicht ohne Weiteres an Kinder und Jugendliche verimpft werden können, hat verschiedene Gründe. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, betont das Paul-Ehrlich-Institut, das für Impfstoffe zuständig ist. Das Immunsystem arbeitet anders. Das heißt: Der Impfstoff muss ausführlich getestet werden.

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Was kann man tun?

Rolf Hömke vom Verband forschender Arzneimittelhersteller weist darauf hin, dass die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer Moderna derzeit in Studien mit Jugendlichen ab zwölf Jahren erprobt werden; es gebe aber noch keine Ergebnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit. Die Erprobung mit Kindern bis unter zwölf Jahren ist vorgesehen, hat aber noch nicht begonnen. Auch der Zulassungsantrag von AstraZeneca betrifft nach Hömkes Kenntnis nur die Impfung von Erwachsenen. Außerdem müssen die Unternehmen Studien an Babys, Kindergarten- und Schulkindern durchführen. Diese sind aufwendiger als bei Älteren, weil hier die Dosis genau ermittelt werden muss, sie sollen spätestens 2024 abgeschlossen sein.

Wird das überall so streng praktiziert wie in Deutschland?

Indonesien geht mit seiner Impfstrategie einen Sonderweg: Während Europa und Amerika zuerst Senioren impfen, die in der Coronavirus-Pandemie als besonders gefährdet gelten, nimmt das gemessen an der Einwohnerzahl viertgrößte Land der Welt zunächst die Erwerbsbevölkerung und die Jüngeren in den Blick.

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Was fordern Befürworter der Impfung für Kinder und Jugendliche in Deutschland?

Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, plädiert dafür, dass hinsichtlich gesellschaftlicher Teilhabe auch Kinder und Jugendliche einen Anspruch darauf haben, bestmöglich geschützt zu werden. In diesem Zusammenhang verweist Fischbach auf die Kinderrechte-Charta der Weltgesundheitsorganisation. Sein Verband wünscht sich, dass nicht nur Pharmafirmen, sondern auch die Politiker auf die Interessen der jungen Altersgruppe in dieser Frage stärkeres Augenmerk legen.

Und was sagt die Politik?

Aus dem NRW-Gesundheitsministerium von Karl-Josef Laumann heißt es dazu, dass weder die Hersteller noch der Staat das Impfrisiko eingehen würden: „Solange wir keinen Impfstoff haben, der für Kinder zugelassen ist, können wir die Kinder nicht impfen. Wir können aber dafür sorgen, dass deren Eltern oder Großeltern oder Pfleger geimpft werden und damit ein höherer Schutz auch für die Kinder gewährleistet ist.“

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