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Jetzt erhältlichCorona-Schnelltest für Zuhause ist positiv – was ist dann zu tun?

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Ein Strich beim Buchstaben C bedeutet bei diesem Schnelltest: Das Ergebnis ist negativ, es konnte keine Covid-19-Infektion nachgewiesen werden.

Köln – Vor Verwandtenbesuchen noch schnell selbst auf Corona testen? Das ist nun möglich. Discounter und Drogeriemärkte wollen die Tests anbieten und haben damit teilweise auch schon begonnen. Lange waren die Selbsttests für Laien in Deutschland nicht erlaubt, doch Mitte Februar hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die ersten drei Sonderzulassungen für Corona-Tests zur Eigenanwendung durch Laien erteilt. Mittlerweile sind sechs Produkte zugelassen. Wir erklären, um welche Tests es genau geht, wie verlässlich sie sind, was sie kosten – und was zu tun ist, wenn ein Test positiv ausfällt.

Ab wann sind Schnelltests für Laien zu kaufen?

Bereits seit Anfang Februar ist die Abgabe solcher Schnelltests an Laien durch eine Änderung der Medizinprodukt-Abgabeverordnung prinzipiell erlaubt. Nach der Sonderzulassung waren die Selbsttests theoretisch ab sofort verfügbar, verkauft wurden die ersten Tests am 6. März bei dem Discounter Aldi. Die Drogeriekette dm kündigte einen Verkauf von Selbsttets ab dem 9. März an. Auch bei Lidl, Rewe und Edeka sowie Müller und Rossmann sollen die Tests bald erhältlich sein. In Apotheken und online könnten die Tests ebenfalls in Kürze zur Verfügung stehen.

Derzeit haben etwa 30 weitere Hersteller Zulassungen bei dem Bundesinstitut beantragt, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. „Wir gehen also davon aus, dass in den nächsten Wochen weitere Sonderzulassungen erteilt werden. Von Tag zu Tag wird die Verfügbarkeit der Schnelltests dann zunehmen.“

Was für Schnelltests sind das?

Bei den drei Mitte Februar zugelassenen Tests werden die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenbereich entnommen. Dieser könne nach den von den Herstellern vorgelegten Studien jeweils durch Laien sicher durchgeführt werden, erklärte das BfArM. Thomas Preis erklärt: „Ein Abstrich im vorderen Nasenbereich ist einfacher und weniger unangenehm als die bislang bekannten professionellen Nasen-Rachenabstriche.“

Es muss also nicht so tief in die Nase eingeführt werden, ansonsten sei der Ablauf ähnlich: „Das Teststäbchen muss in den vorderen Bereich beider Nasenlöcher eingeführt werden und jeweils fünf Mal gedreht werden. Die Probe muss anschließend einer Extraktionslösung zugefügt werden. Drei Tropfen dieser Lösung trägt man auf das Testkit auf. Ein Kontrollstreifen zeigt, dass die Probe richtig aufgetragen wurde. Nach 15 bis 30 Minuten kann man das Ergebnis ablesen, ist dann ein zweiter Streifen sichtbar, ist das Testergebnis positiv.“ 

Die tieferen Nasen-/Rachen-Abstriche, die bislang nur von Fachpersonal durchgeführt werden dürfen, werden nach der Einschätzung des Apothekerverbands Nordrhein auch jetzt nicht für Laien freigegeben werden. Sie seien zu schwer umzusetzen. Es könnte aber sein, dass es auch noch weitere Schnelltest-Arten geben wird, sagt Preis. Zum Beispiel einen Spuck- oder einen Gurgeltest.

Kann bei der Anwendung auch etwas schiefgehen?

Der Zeitpunkt sei entscheidend, um das beste Testergebnis zu erzielen. „Die Viruslast ist zwei Tage vor Symptombeginn bis zum siebten Tag der Infektion am höchsten“, sagt Preis. Wie verlässlich ein Ergebnis ist, sei aber auch abhängig von der Probeentnahme. Zum Beispiel müsse bei einem Nasenabstrich das Stäbchen lang genug in der Nase sein, damit genug Material entnommen wird. „Wenn die Probe nicht richtig entnommen wird, nützt auch der beste Test nichts“, sagt Thomas Preis. Eine persönliche Beratung im Vorfeld sei deshalb das A und O.

Sind die Ergebnisse verlässlich?

Der höchste Standard bleibt der PCR-Test im Labor, sagt der Apotheker. Der brauche allerdings 24 Stunden und sei auch gar nicht immer notwendig. „Mit einem Schnelltest kann man sich für 24 Stunden eine relativ hohe Sicherheit verschaffen“, sagt Preis. Wichtig bleibt trotzdem: „Es handelt sich bei den Testungen immer nur um Momentaufnahmen.“

Was muss ich tun, wenn der Test positiv ist?

Wenn das Ergebnis des Tests positiv ist, muss man davon ausgehen, dass man eine Coronavirus-Infektion hat. Ein positiver Schnelltest wird also erst einmal wie ein positiver PCR-Test behandelt: Man muss sich umgehend in häusliche Quarantäne begeben, heißt es beim Bundesgesundheitsministerium. Auch, wenn man auf der Arbeit oder woanders außerhalb der eigenen vier Wände getestet wird. Auf den ÖPNV solle dann verzichtet werden. Auch eine kurze Einkaufsfahrt, ein Spaziergang oder der Gang zum Arzt sind dann erst einmal nicht mehr möglich.

Eine Meldepflicht für positive Selbsttests besteht allerdings nicht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auf die Eigenverantwortung der Getesteten. „Ich gehe davon aus, dass 90, 95, vielleicht sogar noch mehr Prozent der Bürgerinnen und Bürger in dem Wissen, dass sie für andere ansteckend sind, ihr Verhalten schon mal verändern.“ Neben der sofortigen Einhaltung der häuslichen Quarantäne bedeutet dies ein Anruf beim Gesundheitsamt oder beim Hausarzt. Mit ihnen kann dann geklärt werden, wie und wo ein PCR-Test durchgeführt wird, der das Ergebnis bestätigt, heißt es vom Bundesgesundheitsminsterium. Auf der Seite der Stadt Köln heißt es, dass jede Person mit einem positiven Corona-Schnelltest-Ergebnis dies beim Gesundheitsamt melden muss. Auf Anfrage heißt es von der Stadt Köln: „Die Meldepflicht umfasst auch die Corona-Schnelltests, die die Betroffenen selbst durchführen können. Die Meldepflicht ist erforderlich, um das Infektionsgeschehen weiterhin kontrollieren zu können.“

Apotheker Preis erklärt: „Zwar kann es sich auch um ein Falsch-Positives-Ergebnis handeln, doch man muss vorerst davon ausgehen, dass man Virusträger ist.“ Wenn das Ergebnis hingegen negativ ist, entbinde dies keineswegs von den AHA-Regeln. „Man muss sich genauso verhalten, als wenn man nicht getestet worden wäre. Dennoch gibt ein negatives Ergebnis ein Stück weit mehr Sicherheit.“ 

Wo kann ich die Selbsttests kaufen?

Eine Apothekenpflicht für die Abgabe der Selbsttests gibt es nicht. Die Hersteller Siemens Healthineers und Roche bestätigten gegenüber „tagesschau.de“, dass sie ihre Tests zunächst nur an Apotheken liefern werden. Die Drogerieketten dm, Müller und Rossman wollen Tests verkaufen und auch bei dem Discounter Aldi gibt es sie zu kaufen. Dort waren diese zu Verkaufsstart jedoch schnell vergriffen – genau so wie bei Lidl, wo die Tests zunächst nur online angeboten worden waren. Ebenfalls Tests verkaufen wollen Edeka und Rewe. Allerdings: Nur in der Apotheke finde eine Beratung statt, macht Preis deutlich und die sei bei diesem Produkt dringend zu empfehlen. Außerdem würden die Apotheken auf Qualitätsprodukte achten.

Wie viel kostet ein solcher Selbsttest?

„Wir gehen derzeit davon aus, dass die Corona-Schnelltests um die zehn Euro kosten werden“, sagt Thomas Preis. Er plädiert dafür, dass bedürftige Familien finanziell unterstützt werden, damit auch sie sich solche Tests leisten können. Der Discounter Aldi verkauft eine Packung mit fünf Tests für 24,99 Euro. Die Abgabemenge ist zunächst auf ein Paket pro Kunde begrenzt. Die Drogerieketten dm und Müller geben an, dass sie die Kits so günstig wie möglich verkaufen werden. Der Discounter Kodi kündigte gegenüber „tagesschau.de“ an, die Tests zum Selbstkostenpreis abzugeben.

Was bringen Schnelltests für Laien?

„Mit diesen Schnelltests werden Infizierte aufgedeckt, die es gar nicht wussten, weil sie keine Symptome oder nur ganz leichte Symptome haben“, sagt Preis. Auch wer leichte Symptome hat, kann sich mit einem solchen Test absichern.

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„Grundsätzlich sehe ich es bei der aktuellen Pandemielage als sinnvoll an, dass jeder zumindest einmal die Woche einen Corona-Schnelltest durchführt“, sagt Preis. Am besten wären sogar zwei. Das sei eine gute Screening-Möglichkeit der Bevölkerung. Durch ein so breites Testen würden viele Infektionen entdeckt und die Weiterverbreitung vermieden werden. Beispielsweise wäre der Profisport, wie der Fußball, ohne solche Schnelltests nicht möglich, sagt Preis.

Was sollen die Selbsttests leisten?

Die Selbsttests soll man einfach zu Hause anwenden können. Sie könnten mehr Sicherheit geben, heißt es in einem Diskussionspapier des Gesundheitsministeriums – im privaten Kontext für Getestete selbst, aber etwa auch bei Familientreffen. Denkbar wären aber auch Selbsttests unter „Aufsicht“ vor Ort direkt durch Veranstalter – zum Beispiel als Voraussetzung, um Restaurants, Theater oder Kinos zu betreten. (mit Material der dpa, tli)

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