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Fieber, SchmerzenSchützt die Corona-Impfung auch, wenn man kaum Nebenwirkungen hatte?

Lesezeit 3 Minuten
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Nach dem Piks merkt nicht jeder Nebenwirkungen.

Köln – Ein Freund und ich bekommen am gleichen Tag unsere erste Impfung gegen Covid-19. Einige Stunden nach dem Piks folgt am Abend ein kurzer Austausch: „Merkst du irgendwas?“, fragt er. Ich fühle mich inzwischen etwas fiebrig, habe Kopfweh, und ganz so, als müsste man nach einem langen Tag dringend ins Bett. Das Gefühl hält auch die kommenden beiden Tage an. Mein Leidensgenosse jedoch – verdient diesen Titel gar nicht. Er scheint rein gar nichts zu spüren von dem Impfstoff, der seinen Körper gerade so gut es geht auf einen möglichen Kontakt mit Coronaviren vorbereitet. Was heißt das nun?, fragen wir uns. Gleicher Impfzeitpunkt, gleicher Impfstoff, und doch fallen unsere Reaktionen auf die Impfung so unterschiedlich aus. Ist mein Immunsystem jetzt besser als seins? Oder schlechter? Und fällt der Impfschutz bei einem von uns beiden nun kleiner oder größer aus? Antworten auf diese Fragen im Faktencheck.

Wie kommt es zu einer Impfreaktion?

Die Antwort auf diese Frage ist laut Peggy Riese noch nicht ganz verstanden. Sie ist Expertin für Impfungen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Fakt aber sei: Die klassischen Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung, wie etwa Fieber und Müdigkeit, sind ein Zeichen dafür, dass der Körper sich wehrt und das sogenannte angeborene Immunsystem auf den Eindringling reagiert. Dieser Teil des Immunsystems reagiert sofort – mit der Impfreaktion, von der alle sprechen. Die wiederum gibt nach bisherigem Forschungsstand den Anstoß dafür, dass auch der zweite Teil des Immunsystems, das „erwobene Immunsystem“, aktiviert wird. Im Falle der Coronaschutzimpfung: Der entscheidende Teil, der im Falle einer Infektion Antikörper bildet und uns damit schützt.

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Warum sind die Reaktionen unterschiedlich?

Angeborenes und erworbenes Immunsystem stehen die ganze Zeit über in engem Austausch. Bleibt aber eine spürbare Impfreaktion aus, wird dann etwa das erworbene Immunsystem zur Bildung der Antikörper gar nicht aktiviert? „Auch wenn man keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder Kopfschmerzen bekommt, ist man mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie Menschen, die stärkere Impfreaktionen wie Fieber, Unwohlsein oder Gelenkschmerzen aufzeigen“, erklärt Forscherin Riese.

Das bestätigt auch Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Menschen könnten komplett symptomfrei sein und dennoch einen starken Schutz ausbilden.

Bei wem ist welche Reaktion wahrscheinlich?

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagt Falk darüber, dass vor allem ältere Menschen keine ganz so gute Immunreaktion zeigten, da ihr Immunsystem in der Regel schwächer als bei jüngeren Personen ausfalle. Auch Menschen, die etwa eine Organtransplantation hinter sich haben, sind von diesem schwächeren Immunschutz betroffen. Ganz gleich aber, ob schwacher oder starker Schutz: Es gebe keine hundertprozentige Garantie, dass man sich nicht auch trotz Impfung ansteckt. Deshalb seien andere Vorsichtsmaßnahmen, wie Masken auf engem Raum, weiter sinnvoll.

Und: Der schlussendliche Immunschutz steht in keinem Zusammenhang mit der tatsächlichen Impfreaktion. Fakt ist also: Wer keine Symptome nach der Impfung zeigt, muss sich keine Gedanken machen. Wer nach der Impfung nur ein leichtes Ziehen im Arm spürt, sei mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie jemand, der drei Tage wegen Fieber und Gliederschmerzen ausfällt.

Gute Nachrichten also – für meinen symptomlosen Freund genauso wie für mich. (mit dpa)

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