Krebserregendes PalmölWie gesundheitsschädlich ist Nutella wirklich?

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Nutella_Gläser_dpa

Auch in Nutella ist Palmöl enthalten.  

Palmöl, das in Lebensmitteln wie Brotaufstrich, Margarine, Eiscreme und Backwaren verarbeitet wird, soll krebserregend sein. Das sagt eine Studie der europäischen Lebensmittelbehörde. Bereits im Mai 2016 warnt sie davor, dass die im Palmöl enthaltenen Schadstoffe gesundheitsschädigend sind und Krebs verursachen können, wenn sie gegessen werden. Für Kinder sind bereits kleine Mengen gefährlich, so die Behörde in der Mitteilung. 

Als Reaktion auf die Studie nahm beispielsweise die italienische Supermarktkette Coop rund 200 Produkte, die Palmöl enthalten, aus dem Sortiment, wie der britische „Independent“ berichtet.

Als Konsequenz verzichteten einige Lebensmittelhersteller auf den Einsatz des umstritteneren Pflanzenfetts. So entfernte der Nudel und Soßenhersteller Barilla Palmfett aus über 50 Produkten. Wie der Konzern bekannt gab, werde Palmöl durch Öle, wie Sonnenblumen- und Olivenöl ersetzt.

Palmöl ist ein wesentlicher Bestandteil von Nutella

Die Firma Ferrero stellen die Ergebnisse der Studie vor größere Herausforderungen. Ihr Produkt Nutella, ein Nuss-Nougat-Brotaufstrich, besteht zu großen Teilen aus dem umstrittenen Palmöl, wie eine Grafik der Verbraucherzentrale aufschlüsselt:

Trotz der gesundheitlichen Bedenken hält Ferrero aber an Palmöl als integralem Bestandteil der Nuss-Nougat-Creme fest. So heißt es auf der Produkt-Homepage: „Das für die Herstellung von Nutella verwendete Palmöl verleiht dem Produkt seine spezielle, cremige Beschaffenheit sowie die gewünschte Konsistenz.“ Der Nachrichtenagentur Reuters sagte der Ferrero-Manager Vincenzo Tapella: „Wenn wir Nutella ohne Palmöl herstellen würden, würden wir einen schlechteren Ersatz für das echte Produkt produzieren, das wäre ein Schritt zurück.“ 

Krebserregende Stoffe entstehen bei der Erhitzung von Palmöl 

Sollten Verbraucher jetzt lieber kein Nutella mehr essen? Jein. Krebserregend ist laut Studie nicht das Pflanzenöl an sich, sondern seine Weiterverarbeitung in Brotaufstriche, Margarine, Eiscreme und Backwaren. Das Kernproblem: Um Palmöl für Lebensmittel verwenden zu können, wird es bei Temperaturen über 200 Grad erhitzt. Bei der Verarbeitung können die Pflanzenfette, wenn sie auf über 200 Grad Celsius erhitzt werden, Glycidyl-Fettsäureester (GE) entwickeln, das wiederum von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft wird.

Der Konzern dazu auf Anfrage: „Ferrero trifft eine sorgfältige Auswahl von qualitativ hochwertigen Rohstoffen und wendet spezielle industrielle Verfahren an, die das Vorhandensein von Schadstoffen auf ein Minimum begrenzen“ Dies geschehe laut Pressestelle „in in völliger Übereinstimmung mit den von der EFSA festgelegten Parametern.“  

Nutella_Brot_dpa

Schon kleine Mengen, der im Palmöl enthaltenen Schadstoffe, können die Gesundheit schädigen.

Großflächige Nutella-Kampagne in Italien

Mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen und Werbespots will Ferrero nun in Italien den angeknacksten Ruf des Vorzeigeprodukts Nutella wiederherstellen. Laut dem „Handelsblatt“ wirbt Einkaufsleiter Tapella mit dem Versprechen, dass das von Ferrero verwendete Palmöl sicher sei „weil es aus frisch gepressten Früchten gewonnen und bei kontrollierten Temperaturen verarbeitet wird.“

Reuters hat einmal vorgerechnet, was ein Wechsel zu einem anderen Pflanzenöl die Italiener kosten würde und ist dabei auf Mehrkosten von jährlich zwischen acht und 22 Millionen Dollar gekommen. Diese Berechnungen wollte Ferrero nicht kommentieren. (sar)

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