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LungenembolieJunge Frau stirbt, weil sie die Pille nahm

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Antobabypille_in_grüner_Verpackung

Sechs Jahre lang verhütete die junge Engländerin mit der Pille (Symbolbild).

Staffordshire – Für viele Frauen ist die Antibabypille das bevorzugte Verhütungsmittel. Sie schützt zuverlässig vor ungewollter Schwangerschaft und ist einfach anzuwenden. Auch Abbey Parkes aus dem englischen Staffordshire verhütete mit der Pille. Doch die Einnahme des Medikaments „Logynon“ bezahlte die junge Engländerin mit ihrem Leben, wie die englische Zeitung „The Sun“ berichtet. Sie starb an den Folgen einer Lungenembolie. Obwohl der Todesfall schon mehr als ein Jahr zurückliegt, sprach ihre Mutter jetzt erneut über den Verlust ihrer Tochter. Sie hoffe, durch die Aufmerksamkeit zu erreichen, dass anderen ein solches Schicksal erspart bleibt. 

Vor ihrem Tod hatte die Rechtsanwaltsgehilfin wochenlang über Schmerzen in der rechten Brust, Benommenheit und Atemprobleme geklagt, berichtet die „Daily Mail“. Daraufhin habe sie ihren Arzt aufgesucht, der eine Infektion feststellte, erzählte ihre Mutter Amanda der Zeitung. Im Krankenhaus wurde Abbey zuvor eine Muskelzerrung attestiert – ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte. Doch auch ihr Hausarzt fand nicht heraus, was das Problem war. Er habe der jungen Frau darauf einen Inhalator und Medikamente verschrieben, so die Mutter. Abbeys Zustand jedoch verschlechterte sich, bis sie bewusstlos zusammenbrach und wenig später starb.

20-Jährige erleidet Herzstillstand

Nach der Obduktion wurde klar: Die 20-Jährige starb an einem Herzstillstand. Eine Lungenembolie hatte zu akutem Sauerstoffmangel geführt. Jahrelang hatte sie die Pille genommen – ohne Beschwerden. Laut ihrer Mutter nahm Abbey die Pille seit sie 14 Jahre alt war. Der Arzt hatte damals „Logynon“ verschrieben, da das Mädchen unter starken Stimmungsschwankungen litt.

Außerdem stellten die Mediziner fest, dass Abbey an einer seltenen Krankheit gelitten hatte: dem Factor-V-Leiden. Dabei handelt es sich um eine Mutation, die erblich bedingt den Risikofaktor eine Thrombose erhöht. Die Gefahr, dass sich ein Blutgerinsel bildet, ist bei Menschen mit einer Mutation im so genannten Faktor-V-Gen vier- bis fünf Mal höher als bei Menschen ohne diese Gendefekt. Das Risiko steigt weiter, wenn zusätzlich Medikamente genommen werden, bei denen der Östrogen-Spiegel steigt. Dazu zählt unter anderem auch die Antibabypille.

Mutter will auf die Nebenwirkungen der Antibabypille aufmerksam machen

„Ich werde den Tag, an dem sie starb, nie vergessen, er wird mich für immer begleiten“ sagt Abbeys trauernde Mutter Amanda jetzt. Sie will nun auf die gefährlichen Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille aufmerksam machen. Sie warnt: „Die Menschen müssen sich der Gefahren bewusst sein, die von der Einnahme der Pille ausgehen.“ Ihre Tochter sei damals, als man ihr die Pille verschrieben hatte, nicht vor den Folgen gewarnt worden.

Das macht eine Lungenembolie so gefährlich

Eine Thrombose kann jeden treffen – und führt im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 40.000 Menschen an einer Lungenembolie. Das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle, Brust- und Prostatakrebs und HIV zusammen. Ein Großteil dieser Todesfälle könnte mit der richtigen Diagnose und Behandlung verhindert werden. 

Sogar Sportler sind Thrombose gefährdet 

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Thrombose zu erkranken, steigt mit dem Alter erheblich. Allerdings können bereits Jugendliche und kleine Kinder Thrombosen erleiden. Viele der Risikofaktoren begleiten den Menschen ein Leben lang. So sind es gerade bei jungen Menschen häufig vererbte Blutgerinnungsstörungen oder Sportverletzungen. Bei einer Verletzung am Bein kann es durch den Heilungsprozess zu einer Entzündung kommen, die eine Thrombose befördert.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Veränderung des Hormonhaushaltes im Blut. Hormonelle Verhütung, etwa mit der Antibabypille, steigert das Thromboserisiko deutlich. Einen ähnlichen Effekt hat eine Schwangerschaft. Die Thromboembolie ist heute die führende Todesursache während der Schwangerschaft.

Gefährlich wird es auch, wenn sich der Blutfluss verlangsamt. Eine plötzliche Immobilität, etwa nach einer Verletzung oder einer Operation, mindert die Leistung der Muskelpumpe, die das Blut durch die Venen pumpt. Das Blut versackt und eine Thrombose entsteht. Besonders beansprucht wird die Muskelpumpe auch bei relativ langen Beinen.

Warum fordert die Krankheit so viele Opfer?

Ärzte sprechen bei der Thrombose von einer „lautlosen Gefahr“, denn obwohl die Diagnostik sehr einfach und für den Patienten schmerzlos ist, fällt der Verdacht aufgrund der unspezifischen oder teilweise fehlenden Symptome oft erst spät auf eine Thrombose. Hinzu kommt, dass die Symptome einer Thrombose in der Bevölkerung leider weitestgehend unbekannt sind. Schmerzen in der Wade, die leicht als Muskelkater fehlgedeutet werden können, eine Schwellung, Überwärmung und Verfärbung des Beines können Anzeichen sein. Zusätzliche Luftnot und Schwindel deuten auf eine mögliche Lungenembolie hin.

Woran erkenne ich eine Thrombose?

Schwellungen und Spannungsgefühl im Bein können auf eine Thrombose hindeuten sowie Rötungen oder Wärme. Gefährdet sind Raucher, Übergewichtige, Schwangere, Frauen, die die Pille nehmen, aber auch Diabetiker.

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Wie kann man sich schützen?

Wie so oft ist ein gesunder Lebensstil die beste Vorsorge: Eine ausgewogene Ernährung und ein ausreichender Flüssigkeitskonsum stärken den Körper und die Blutgefäße. Übergewicht und Tabakkonsum befördern im Gegensatz dazu eher eine Thrombose.

Leichte Übungen regen den Blutfluss in den Beinen an. Diese sollte man während Bus- oder Flugreisen, die länger als vier Stunden dauern, durchführen. (sar / mit dpa)

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