CoronavirusIch gehöre zur Risikogruppe und finde es gut, dass alles abgesagt wird

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Ein Mundschutz kann helfen – allerdings eher den bereits erkrankten, die so ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung schützen können.

  • Die Lungenkrankheit Covid-19 verbreitet sich auch in Deutschland immer weiter.
  • Während die Symptome bei gesunden Menschen häufig harmlos sind, haben Vorerkrankte ein erhöhtes Risiko für schlimme Komplikationen.
  • Unsere Autorin gehört zur Risikogruppe und fordert mehr Achtsamkeit von ihren Mitmenschen.

Köln – Ja, Corona nervt. Die überzogene Hysterie mag in vielen Fällen nicht gerechtfertigt sein. Ich verstehe, wenn man als normal gesunder Mensch das Virus weitestgehend ignorieren möchte und nicht einsieht, im Alltag eingeschränkt zu sein. Selbst eine Erkrankung würde mit großer Wahrscheinlichkeit harmlos verlaufen. Aber für manche Menschen ist das neuartige Virus, für das es weder einen Impfstoff noch eine bewährte Therapie gibt, eine reale Bedrohung. Sie stecken es nicht so einfach weg. Die ersten Deutschen sind inzwischen an der Lungenkrankheit Covid 19 gestorben, beide gehörten zur Risikogruppe. Menschen wie ich, die zur Risikogruppe gehören, sind jetzt darauf angewiesen, dass ihre Mitmenschen sich ebenfalls schützen.

Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern absagen? Richtige Entscheidung!

Nun hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Empfehlung abgegeben, alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen. Das betrifft unter anderem die Bundesliga-Spiele mit tausenden Fans. Von denen viele die Entscheidung nicht nachvollziehen können. Unweit von Heinsberg hatte am Samstag noch das Top-Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund vor knapp 60.000 Zuschauern stattgefunden. Die Fans aus dem stark betroffenen Landkreis waren freundlich gebeten worden, doch bitte nicht zu kommen.

Dort im Stadion saß sicherlich niemand, der übermäßig gefährdet ist. Und dennoch: Großveranstaltungen wie diese erhöhen auch für die Risikogruppen die Gefahr sich zu infizieren. Denn ein Problem ist die lange Inkubationszeit: Bis die ersten Krankheitssymptome auftreten, nachdem man sich angesteckt hat, können bis zu zwei Wochen vergehen. Und bis dahin verteilt man den Erreger unwissentlich weiter, wie eben nach Karneval in Heinsberg.

Vorerkrankte sind auf Rücksicht der Mitmenschen angewiesen

Ich finde die Entscheidung gegen Großveranstaltungen richtig. Tausende Menschen laufen nach einem Bundesliga-Spiel, einem Konzert oder einer Messe herum wie kleine Zeitbomben, niemand weiß, ob sie sich infiziert haben. Am Wochenende waren sie unterwegs und am Montagmorgen sitzen sie mit anderen, womöglich gefährdeten Menschen in der Bahn, teilen sich mit ihnen ein Büro, fahren zusammen Aufzug und essen gemeinsam in der Kantine.

Jeder gefährdete Mensch kann sich jetzt so gut die Hände waschen wie er mag, nichts berühren, sich nicht ins Gesicht fassen und hustenden Personen ausweichen. Zu einem Teil ist er einfach darauf angewiesen, dass auch seine Mitmenschen auf sich aufpassen und sich nicht leichtsinnig einer Infektionsgefahr aussetzen.

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Jeder trägt auch Verantwortung für seine Mitmenschen. Und zwar vor allem für die besonders Gefährdeten: diejenigen, die ein schwaches Immunsystem haben, die schon älter sind oder deren Immunsystem schon mit anderen Krankheiten beschäftigt ist. Andernfalls bliebe allen gefährdeten Gruppen bald keine andere Möglichkeit mehr, als sich wochen- und monatelang zuhause einzubunkern.

Zur Erinnerung: Wenn es ihn nicht gerade wirtschaftlich hart trifft, geht es für einen gesunden Menschen bei dieser Entscheidung allein darum, ob er am Samstag ins Stadion gehen kann oder ein Konzert abgesagt wird. Für einen Menschen wie mich, der aufgrund von Alter oder Vorerkrankung zur Risikogruppe gehört, geht es im Zweifel darum, ob er im Krankenhaus gegen ein Virus ankämpfen muss, für das es noch keine probate Behandlung gibt.

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