Merck und AstrazenecaNeue Pillen sollen schwere Covid-19-Verläufe verhindern

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Pillen dpa 170919

Viele Firmen forschen gerade an der Pille gegen Covid 19. 

Amsterdam/London/Washington – Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca äußert sich in einer aktuellen Mitteilung optimistisch zur Wirksamkeit seines Antikörper-Medikaments AZD7442, mit dem es gute Resultate bei der Behandlung von Corona-Erkrankten erziele. Bei Phase 3 und somit der Endphase der klinischen Studie habe das Mittel, das intramuskulär injiziert werden muss, eine „statistisch signifikante Reduzierung“ von schweren oder tödlichen Verläufen bei Covid-Patienten mit leichten bis mittelschweren Symptomen erreicht.

Schwere Covid 19-Fälle um die Hälfte reduziert 

Es reduziere die Fälle von schwerer Erkrankung und Tod bei Covid-19-Erkrankten um die Hälfte, wenn es innerhalb von sieben Tagen nach Beginn der Symptome verabreicht wurde. Wurde das Mittel innerhalb von fünf Tagen gespritzt, war die Zahl der schwer Erkrankten oder Gestorbenen sogar um 67 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe, die ein Placebo-Mittel erhielt.

Derzeit prüft die europäische Arzneimittelbehörde Ema mit Sitz in Amsterdam die Zulassung eines Corona-Medikaments des Schweizer Pharmaunternehmens Roche, das einen Antrag auf Zulassung seiner Antikörper-Therapie Ronapreve gestellt hat. Mit dem aus zwei Wirkstoffen (Casirivimab und Imdevimab) bestehenden Mittel, das vom US-amerikanischen Hersteller Regeneron Pharmaceuticals mitproduziert wurde, sollen Menschen ab 12 Jahre behandelt werden, die mit dem Coronavirus infiziert sind und ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Zusätzlich kann das Mittel nach Angaben der Hersteller auch bei Menschen eingesetzt werden, die ein akutes Ansteckungsrisiko haben, etwa weil sie mit einem Infizierten in einem Haushalt leben.

WHO empfiehlt Antikörper-Kombination

Erst kürzlich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Cocktail aus Casirivimab und Imdevimab zur Vorbeugung einer schweren Covid-19-Erkrankung bei infizierten Risikopatienten empfohlen. In Deutschland wird diese Antikörper-Kombination bereits in speziellen Fällen eingesetzt. Die Experten der Ema bewerten nun alle vorgelegten Daten und wägen Vorzüge und Nachteile des Präparates gegeneinander ab. Mit einem Ergebnis werde in zwei Monaten gerechnet. Die Experten hatten bereits Forschungsergebnisse des Herstellers geprüft, bevor dieser einen offiziellen Antrag gestellt hatte. Dadurch wird das Zulassungsverfahren verkürzt.

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Studie mit 900 Covid 19-Patienten

Durchgeführt wurde die Phase-III-Studie an rund 900 erwachsenen Patienten mit leichten bis mittelschweren Covid-19-Symptomen, die nicht im Krankenhaus waren. Ein großer Teil der Teilnehmer (90 Prozent) gehörte aber zu Risikogruppen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf, beispielsweise durch Vorerkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen. Das Präparat könne sowohl als Prophylaxe wie auch als Mittel zur Therapie eingesetzt werden, sagte ein Astrazeneca-Sprecher.

Bisher ist in der EU nur das Arzneimittel Remdesivir, als spezielles Corona-Medikament zugelassen, es wird intravenös verabreicht. Zur Zeit laufen insgesamt Zulassungsverfahren für fünf Präparate, eine Reihe von Pharmakonzernen arbeitet an antiviralen Medikamenten gegen Covid-19, die verhindern sollen, dass Viren in Körperzellen eindringen oder sich dort vermehren.

Merck & Co. beantragt Notfall-Zulassung für Corona-Pille

Der US-Pharmariese Merck & Co. hat in den USA eine Notfallzulassung für sein Corona-Medikament Molnupiravir beantragt. Angesichts der „Dringlichkeit“ im Kampf gegen die Pandemie habe sein Unternehmen bereits zehn Tage nach Erhalt der Daten aus der klinischen Phase-3-Studie einen entsprechenden Antrag bei der Gesundheitsbehörde FDA gestellt, erklärte Merck-Chef Robert Davis. Er kündigte weitere Anträge in anderen Ländern an. Der Antrag ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer einfachen Pille zur Behandlung von Covid-19.

Anfang Oktober hatten Merck und sein Partner Ridgeback Biotherapeutics mitgeteilt, dass Molnupiravir bei infizierten Patienten das Risiko einer Krankenhauseinlieferung oder eines tödlichen Krankheitsverlaufes halbiere. Demnach wurden während einer klinischen Phase-3-Studie 7,3 Prozent der 385 Patienten mit leichten oder mittleren Covid-19-Symptomen, die das antivirale Medikament erhielten, ins Krankenhaus eingeliefert. Einen Todesfall gab es nicht. In der Versuchsgruppe mit 377 Patienten, die ein Placebo erhielten, kam es in 14,1 Prozent der Fälle zu einer Krankenhauseinlieferung oder einem tödlichen Verlauf. Konkret starben acht Patienten. (dpa/afp)

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