Parallelen zu CoronaVirologen entdecken zahlreiche Mutationen bei Affenpocken

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Affenpocken IMAGO 300522

Ein Test für Affenpocken.

In Zusammenhang mit der steigenden Zahl der Affenpocken-Infektionen weltweit haben Virologen in zwei neuen Studien nun einen möglichen Auslöser für den erneuten Ausbruch bei Menschen gefunden. Forscher aus Portugal und der Schweiz haben die Genome des Affenpocken-Virus sequenziert und dabei zahlreiche Mutationen festgestellt.

Affenpocken mutieren normalerweise sehr langsam, typisch ist eine Mutation am Genom pro Jahr“, schreibt der deutsche Forscher Richard Neher von der Universität Basel. Der derzeitige Affenpocken-Ausbruch unterscheide sich aber signifikant von Affenpocken-Viren, die 2018 untersucht wurden. „Wir haben etwa 40 Mutationen festgestellt“, so Neher.

Affenpocken: Deutscher Forscher findet zahlreiche Mutationen

Neher vermutet, dass durch die vielen Mutationen am Genom der Affenpocken der derzeitige Ausbruch zu erklären ist. Wahrscheinlich sei, dass die starke Veränderung des Affenpocken-Virus bei der Zoonose zwischen Mensch und Orginal-Virusträger oder Mensch und Zwischenwirt entstanden sei. „Das Genom mutiert derzeit mindestens einmal im Monat“, so der Biophysiker weiter.

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Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt auch ein Forscher-Team um den portugiesischen Virologen Vitor Borges, der durch Genomsequenzierungen des Coronavirus bereits früh die Eigenschaften der Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 identifizieren konnte.

Auch Borges sieht starke Veränderungen im Genom, ähnlich wie bei den Varianten des deutlich schneller mutierenden Coronavirus. Sein Team untersuchte einen der ersten Affenpocken-Fälle in Portugal und will kommende Fälle ebenfalls sequenzieren.

Affenpocken: Corona-Forscher findet mutmaßlichen Ursprung

Dabei entdeckten die Forscher aus Portugal auch den mutmaßlichen Ursprung der aktuellen Affenpocken-Variante. Demnach wurde ein Affenpocken-Ausbruch mit ähnlichen Merkmalen 2018 und 2019 in Nigeria festgestellt, auch damals verbreitete sich das Virus in mehreren Ländern. Es handelt sich um die westafrikanische Variante, die durch einen milderen Verlauf gekennzeichnet ist.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte in Absprache mit dem Robert-Koch-Institut in der vergangenen Woche eine 21-tägige Isolationspflicht für Infizierte angeordnet. Auch bei Kontakt mit einer mit den Affenpocken infizierten Person soll über eine mögliche Quarantäne nachgedacht werden.

Lauterbach regte außerdem eine Ringimpfung um infizierte Personen herum an. Dabei würde der Pocken-Impfstoff Imvanex des deutsch-dänischen Herstellers Bavarian Nordic genutzt werden, der für Affenpocken in der Europäischen Union aber noch zugelassen werden muss. In Großbritannien, wo die Zulassung ebenfalls noch fehlt, wird er aber bereits „off-label“, also ohne offizielle Zulassung, gegen Affenpocken eingesetzt. (shh)

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