Psychologe erklärtWas die Partnerschaft mit einem Muttersöhnchen so schwierig macht

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Ein gutes Verhältnis zwischen Mutter und Sohn ist sehr schön – doch eine zu enge Bindung kann problematisch sein (Symbolfoto).

  • Laut einer Umfrage empfinden viele Frauen ihre Männer als unselbstständig.
  • Doch ist ein Mann, der sich zuhause nicht einbringt, gleich ein Muttersöhnchen?
  • Psychologe Roland Kopp-Wichmann zeigt auf, was einen Mutterknaben ausmacht und was das für die Beziehung bedeutet.

Köln – Die Mutter ist zu Gast und mäkelt am Essen herum, das die Schwiegertochter gekocht hat. Die schaut zu ihrem Mann und erhofft sich von ihm Unterstützung. Doch der ergreift Partei für seine Mutter. Sagt vielleicht sogar: „Dein Essen war immer schon etwas fad – bei meiner Mutter schmeckt es besser!“ Solche oder ähnliche Situationen seien typisch für Muttersöhnchen, schildert der Psychologe Roland Kopp-Wichmann.

„Die Partnerin spielt bei einem Muttersöhnchen immer die zweite Geige“, sagt der Experte. In einer Beziehung mit einem solchen Mann sei dies in vielen alltäglichen Situationen zu erkennen. Ein Beispiel: Die Frage, wo und wie man die Weihnachtsfeiertage verbringt. Der Mutterknabe möchte Heilig Abend und die Feiertage natürlich bei seiner Mama verbringen, dass seine Frau einen Feiertag bei ihren Eltern verbringen möchte, ist für ihn nicht so wichtig.

Die Lösung für ihn: Weihnachten getrennt bei der eigenen Familie verbringen, statt auf die Bedürfnisse der Partnerin Rücksicht zu nehmen. Oft haben Muttersöhnchen eine dominante Mutter, wie in Loriots Film „Ödipussi“, die ihre Schwiegertochter als Rivalin ansieht und eifersüchtig auf sie ist. Der Sohn dagegen ist unselbstständig und hört meist auf Mama.

Muttersöhnchen pflegen auffallend engen Kontakt zur Mama

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Der Psychologe Roland Kopp-Wichmann. 

Den Eindruck, dass ihr Partner nicht sehr selbstständig ist, haben einige Frauen. In einer Umfrage des Rheingold Instituts gaben 33 Prozent der Frauen an, dass sie ihren Mann als weiteres Kind empfinden und nicht als Partner. Doch Männer, die sich nicht so stark in den Haushalt und die Kindererziehung einbringen, wie es ihre Partnerinnen gerne hätten, seien nicht das gleiche wie Muttersöhnchen, erklärt Kopp-Wichmann.

Das typische Merkmal: „Muttersöhnchen haben eine zu enge Beziehung zu ihrer Mutter.“ Der Sohn hat sich nicht richtig „abgelöst“, erklärt der Psychologe. Auch wenn alle Freunde nicht so einen engen Kontakt mit ihrer Mama pflegen, habe ein Mutterknabe kein „Problembewusstsein“. Er sieht nur, dass er sich gut mit seiner Mutter versteht. Der auffallend enge Kontakt sei ein Zeichen, dass Männer Muttersöhnchen sind. Das trifft nicht nur auf junge Männer zwischen 25 und 30 Jahren, sondern auch für einen Mann mit 50 oder 60 Jahren zu.

Kein Problembewusstsein für das eigene Verhalten

Das zeige sich im Alltag zum Beispiel bei täglichen Telefonaten. Dabei werde „peinlich genau darauf geachtet, diese einzuhalten – selbst im Urlaub“. Manchmal störe sich der Mann selbst daran und würde ein Telefonat lieber ausfallen lassen. Doch könne er das nicht umsetzen, die Schuldgefühle sind zu groß. Umerziehen könne man erwachsene Menschen in einer Partnerschaft generell nicht, sagt Kopp-Wichmann.

Es können in einer Beziehung Wünsche geäußert werden – dann komme es auf den Partner an, diese ernst zu nehmen und etwas zu ändern. „Bei Muttersöhnchen ist das schwierig, weil sie kein Bewusstsein für ihr Problem haben und sich der Konflikt unterbewusst abspielt“, erklärt der Psychologe.

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Gleichberechtigte Beziehungen sind fast unmöglich

Es sei fast unmöglich, mit einem Muttersöhnchen eine gleichberechtigte Beziehung zu führen. Das liege an der Ursache, warum Jungen sich zu Mutterknaben entwickeln, sagt Kopp-Wichmann. „Oft entsteht eine zu enge Bindung zwischen Mutter und Sohn, wenn der Vater abwesend ist oder zumindest emotional nicht greifbar ist.“

Statt die Probleme mit ihrem Partner zu besprechen, fragt die Mutter den Sohn und bespricht sie mit ihm. „Der Sohn fühlt sich dadurch aufgewertet und hat das Gefühl etwas Besonderes zu sein.“ Das Verhalten, das der Junge erlernt hat, behält er dann auch bei.

Muttersöhnchen suchen sich oft Vater-Töchter als Partnerin

Eine solche Beziehung sei meist schwierig und problematisch, sagt der Psychologe. Häufig würden sich Mutterknaben Partnerinnen suchen, die ihrer Mama ähneln. Eine häufige Konstellation: Muttersöhnchen und Vater-Töchter. „Beide sind nicht von ihrer Mutter beziehungsweise ihrem Vater abgelöst, was früher oder später zu Problemen in der Partnerschaft führt – das äußert sich häufig im Sexleben.“ Beide seien innerlich nicht erwachsen, erklärt der Kopp-Wichmann.

Doch gebe es bei den Muttersöhnchen eine Bandbreite an Rollen: einige Mutterknaben kämen wegen ihrer sanften und emotionalen Art bei Frauen gut an – sie können gut zuhören. Es gebe aber auch den Typ „Macho“, den viele aus Gangster-Filmen kennen. „Ein ganz harter Typ, für den die Mutter über allem steht.“

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