Radikales FastenDeutscher soll gestorben sein, weil er nur Licht zu sich nahm

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Anhänger der „Lichtnahrung“ glauben, sich ausschließlich von Licht ernähren zu können.

Hamburg – „Lichtnahrung“ nennt sich eine esoterischen Heilslehre, nach der Menschen lernen können, sich nicht von Essen und Flüssigkeit zu ernähren, sondern ausschließlich von Licht. Das führt immer wieder zu Todesopfern durch Verdursten – wie bei einem jungen Hamburger, dessen Fall jetzt aufgeklärt wurde.

Finn Bogumil starb bereits Ende 2017 im Alter von 22 Jahren auf der Karibik-Insel Dominica, wie aktuelle Recherchen des NDR ergeben haben („Panorama – die Reporter“, Sendung vom 12. März). Er ist der erste deutsche Staatsbürger seit mehr als 20 Jahren, der mutmaßlich diesem Wahn zum Opfer gefallen ist. 

Finn Bogumils Todesursache ist vermutlich radikales Fasten

Die oberste Staatsanwältin von Dominica bestätigte, dass Bogumil vor seinem Tod gefastet habe und dass dies die wahrscheinliche Todesursache sei. Die Todesursache muss noch offiziell in einem Gerichtsverfahren festgestellt werden.

Zeugen berichten, der junge Mann habe zuvor mehrmals versucht, tagelang ohne Flüssigkeit auszukommen. Er hatte auch Familie und Freunden von seinem Entschluss berichtet, ohne Nahrung und Flüssigkeit zu leben und sich von Licht ernähren zu wollen.

Hamburger war zuvor in psychiatrischer Behandlung 

Bogumil hatte eine psychiatrische Vorgeschichte. Wie seine Eltern berichten, war der junge Mann 2015 in Hamburg für zwei Wochen stationär in psychiatrischer Behandlung gewesen. Grund dafür sei womöglich eine Psychose nach dem Konsum von Drogen gewesen.

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Aber was steckt hinter dieser irren Lehre? Die Anhänger der „Lichtnahrung“, die „Pranier“, glauben, dass Menschen erlernen können, sich ausschließlich von Lichtenergie zu ernähren und daher auf Lebensmittel und sogar auf Wasser verzichten zu können. Bekannt wurde dieses Konzept durch die Australierin Ellen Greve, die sich Jasmuheen nennt und einen Anleitung zur Umstellung des Körpers entwickelt hat.

Heilslehre verspricht, man können lernen, Licht als Nahrung aufzunehmen

Während dieses „Lernprozesses“ sollen „Energiewesen“ den Körper umbauen und ihm so ermöglichen, Licht als Nahrung aufzunehmen. 2010 ging der österreichische Filmemacher Peter-Arthur Straubinger in seiner Dokumentation „Am Anfang war das Licht“ dieser „Ernährungsweise“ nach.

Versuche, die belegen sollten, dass Menschen tatsächlich jahrelang ohne Essen und Trinken auskommen können, schlugen bislang fehl. Die Erklärung dürfte in der Zwanglosigkeit dieser Lehre liegen – sie ist eine Einladung zum Selbstbetrug: Denn auch wenn Pranier angeblich keine Nahrung mehr benötigen, dürfen sie weiterhin Speisen und Getränke konsumieren. Greve selbst gibt zu, ab und zu mal kleine Mengen zu essen, etwa aus gesellschaftlichen Gründen – könnte aber auch ohne leben. (tst)

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