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Saison 2020/2021Patienten können sich in der Apotheke gegen Grippe impfen lassen

Lesezeit 3 Minuten
Grippeimpfung dpa

Die Grippeschutzimpfung bieten diese Saison erstmals auch ausgewählte Apotheken an.

  • Zunächst nehmen nur wenige Apotheken in vier ausgewählten Regionen in NRW an dem Pilotprojekt teil.
  • Läuft das Impf-Projekt erfolgreich, soll es auf andere Regionen ausgeweitet werden.
  • Mediziner kritisieren das Vorhaben scharf. Impfen sei eine originär ärztliche Aufgabe.

Köln – Die Grippesaisonnaht. Den besten Schutz vor einer Erkrankung mit Influenza bietet nach Meinung der Gesundheitsexperten eine rechtzeitige Impfung. Im vergangenen Jahr ließ sich jeder Achte in NRW gegen Grippe impfen. Die Zahl der Impfwilligen könnte diesmal steigen. Laut aktuellen Umfragen wollen sich in diesem Jahr mehr Frauen und Männer in Deutschland gegen Grippe impfen lassen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb zuletzt dafür.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Grippeschutzimpfung für Ältere über 60 Jahre und chronisch Kranke mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Leber- und Nieren-Erkrankungen. Zudem für medizinisches Personal, Pflegekräfte und Schwangere sowie Bewohner von Seniorenund Pflegeheimen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, rät außerdem zu einer lückenlosen Impfung von Erziehern und Lehrern.

Was ist mit den Kindern?

Auch Kinderärzte raten Eltern dazu, ihre Kinder in diesem Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. Johannes Hübner, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, wies darauf hin, dass Kinder das Influenza-Virus maßgeblich übertragen würden. Zudem hätten in derVergangenheit viele Kinder im Winter wegen Grippe stationär aufgenommen und sogar mit Sauerstoff behandelt werden müssen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Impfung für Kinder ab sechs Monaten.

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Wo lässt man sich gegen Grippe impfen?

Grundsätzlich kann die Grippeschutzimpfung von jeder Ärztin und jedem Arzt durchgeführt werden. Meist findet sie in Hausarztpraxen sowie in internistischen, kinder- und frauenärztlichen Praxen statt. Erstmals wird es ab diesem Herbst möglich sein, sich in NRW in ausgewählten Apotheken gegen Grippe impfen zu lassen. Im Rahmen eines Pilotprojektes arbeitet der Apothekerverband Nordrhein mit der AOK Rheinland/Hamburg zusammen. In vier Modellregionen sind Apotheken in Düsseldorf und Umgebung, in den Regionen Essen/Mülheim/Oberhausen, in Bonn/Rhein-Sieg und am rechten Niederrhein eingebunden. In jeder Region nehmen etwa 25 Apotheken teil.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Impfen?

Laut Landeszentrum GesundheitNRW hat die Influenza-Welle in den vergangenen Jahren häufig Anfang Januar begonnen. Um sich rechtzeitig zu schützen, sei es laut STIKO ratsam, sich im Oktober oder November impfen zu lassen. Es dauert 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Wer sich impfen lassen möchte, sollte sich möglichst schon jetzt anmelden.

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Sind die Praxen vorbereitet?

Die Praxen haben laut Kassenärztliche Vereinigung den Impfstoff zu Beginn des Jahres vorbestellt. Nach Auskunft einzelner Firmen sei mit der Lieferung der ersten Impfdosen ab Mitte September zu rechnen.

Reicht der Impfstoff?

Da gehen die Meinungen auseinander. Das auch für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) trat Befürchtungen entgegen, der zur Verfügung stehende Impfstoff könne nicht reichen. Das Deutsche Ärzteblatt zitiert PEI-Präsident Klaus Cichutek mit der Aussage: „Wir können derzeit keinen Mangel an Grippeimpfstoff für die Influenza-Saison 2020/2021 in Deutschland erkennen.“ Gemessen am Impfverhalten der Bevölkerung in den zurückliegenden Jahren müssten die Grippeimpfstoffe ausreichen. Erwartet werden mindestens 25 Millionen Impfdosen. Vier Millionen mehr als letztes Jahr. Auch das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass der Impfstoff reicht. Thomas Mertens, Vorsitzender der STIKO, befürchtet dagegen einen Engpass beim Impfstoff, wenn sich ein Großteil der Bevölkerung – wie von Gesundheitsminister Jens Spahn empfohlen– impfen lässt.

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