Stiftung WarentestRezeptfreie Medikamente im Test – jedes vierte fällt durch

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Pillen fallen aus einem Glas

Jedes vierte Medikament in der Datenbank der Stiftung Warentest wird von den Experten als „wenig geeignet“ eingestuft.

Berlin – Rund 100.000 Medikamente sind in Deutschland zurzeit zugelassen, knapp die Hälfte davon gibt es nur mit Rezept vom Arzt. Der Rest ist so in der Apotheke erhältlich. Rund 2000 dieser rezeptfreien Medikamente hat die Stiftung Warentest unabhängige Experten aus Medizin, Pharmazie und Pharmakologie prüfen lassen. 

Das Ergebnis ist ernüchternd: Jedes vierte Medikament fällt im Test durch. Darunter sind auch bekannte Produkte wie Aspirin Complex, Wick MediNait oder Thomapyrin.

Mittel sind in Deutschland zugelassen und fallen gleichzeitig im Test durch

Die Stiftung Warentest prüft in regelmäßigen Abständen Medikamente. Dabei legen die Experten nach eigenen Angaben strengere Maßstäbe an als die Zulassungsbehörden für den deutschen und europäischen Markt. Aktuell hält die Stiftung etwa 500 von 2000 rezeptfrei erhältlichen Arzneimitteln für „wenig geeignet“. Diese Bewertung bekommt ein Medikament, wenn seine therapeutische Wirkung unzureichend belegt oder im Vergleich zu den möglichen Nebenwirkungen zu gering ist.

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Gerd Glaeske, Pharmazeut und unabhängiger Experte der Stiftung Warentest, erklärt: „Nur weil ein Arzneimittel in Deutschland zugelassen ist, muss es nicht empfehlenswert sein.“ Oftmals liefen viele Wirksamkeitsstudien der Hersteller viel zu kurz und Nebenwirkungen, die häufig erst nach längerer Einnahme entstünden, würden so nicht erkannt, erklärt Glaeske, der als Professor an der Universität Bremen zu Arneimittelversorgung forscht. 

Besonders Kombipräparate schneiden schlecht ab

Unter den Medikamenten, von denen die Stiftung Warentest abrät, sind besonders viele Kombi-Präparate. Medikamente, die gegen viele Symptome wirken sollen. Nach Einschätzung der Warentester lohnt sich der Kauf weder aus medizinischer Sicht noch finanziell. Denn für ein Kombi-Mittel mit bekanntem Namen müssten Verbraucher oft mehr bezahlen als für mehrere Medikamente, die jeweils nur einen der Wirkstoffe aus dem Kombi-Präparat enthalten.

Außerdem sei die Kombination der Wirkstoffe oft nicht sinnvoll. Durch die Vielzahl der Wirkstoffe steige das Risiko von Nebenwirkungen. Außerdem enthalten viele dieser Präparate Koffein, das einen Gewöhnungseffekt auslösen kann, oder Alkohol, der eventuell die Wirkung verstärkt.

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Besser als Kombi-Präparate sind diese Einzelwirkstoffe

Besser als „AspirinComplex“, „Wick MediNait“ oder „Grippostad“ bei Erkältung sei es deshalb,  Einzelwirkstoffe separat einzunehmen. Gegen Schmerzen und Fieber reiche beispielsweise ein Wirkstoff allein. Die Experten nennen etwa Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol. Bei Schnupfen raten die Experten zur Anwendung abschwellender Nasensprays und bei Halsentzündungen zu Emser-Pastillen.

Auf der Seite „Medikamente im Test" der Stiftung Warentest finden Verbraucher gute und günstige Alternativen zu den als „wenig geeignet” bewerteten rezeptfreien Arzneimitteln. Die Daten werden laut der Stiftung alle 14 Tage aktualisiert. (sar / mit dpa)

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