Stiftung WarentestSchadstoffe in Tiefkühl-Garnelen entdeckt

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Beliebtes Objekt, um Verbraucher zu täuschen: Garnelen. 

Ein Geschmack leicht nach Meer, etwas süßlich, knackig und orangerosa im Aussehen – das charakterisiert perfekte Garnelen, wenn sie zubereitet sind. Aber einige Garnelen sind von vornherein alles andere als perfekt. So enthalten sie zum Beispiel nennenswerte Mengen an Schadstoffen oder haben Fehler im Geschmack. Das stellte die Stiftung Warentest beim Test von 20 tiefgekühlten Garnelenprodukten fest. Die Qualitätsurteile reichen von gut bis mangelhaft (Preise: 1,78 bis 4,40 Euro pro 100 Gramm).

Einzug in die Alltagsküche

Mit ihrem feinen Geschmack, dem orangeroten Fleisch und der gekringelten Form veredeln Garnelen festliche Gerichte und Häppchen. Längst haben die Meerestiere Einzug in die Alltagsküche gehalten – in Pasta und Salat, auf Pizza, am Spieß gegrillt oder gebraten. Noch in den 70er Jahren waren Garnelen seltene Luxuslebensmittel, heute verkaufen praktisch alle Supermärkte und Discounter die Meeresfrüchte. Mehr als 500 Gramm Garnelen verspeist jeder Bundesbürger durchschnittlich im Jahr. Meist kauft er sie tiefgefroren. 100 Gramm Tiefkühlgarnelen sind schon ab 1,78 Euro zu haben.

King Prawns und Black Tiger Prawns

Die Tester haben vor allem große Warmgarnelen geprüft, die zum Beispiel als Riesengarnelen, King Prawns und Black Tiger Prawns vermarktet werden. Spitzenreiter sind die großen, vorgekochten Warmwassergarnelen von Eismann für 4,40 Euro je 100 Gramm.

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Alnatura schneidet gut ab

Die besten rohen, großen Warmwassergarnelen bieten Alnatura für 2,67 Euro. Auch einige kleine Garnelen sind im Test vertreten, die etwa als „Shrimps“ im Handel sind. Hier schneiden die Tiefsee Shrimps von Costa (2 Euro pro 100 Gramm) ebenso gut ab wie die von Lidl (Ocean Sea Grönland Garnelen) für 2,22 Euro/100 Gramm). Insgesamt haben die Tester 20 Garnelenprodukte untersucht: 16 vielverkaufte Produkte plus vier Bioprodukte, darunter rohe und gekochte – allesamt tiefgefroren und geschält.

Neunmal gut, einmal mangelhaft

Neunmal konnten die Warentester das Qualitätsurteil Gut vergeben. Einige Produkte waren aber nennenswert mit den Schadstoffen Perchlorat und Chlorat belastet. Beide Substanzen können die Jod-Aufnahme im Körper und damit den Stoffwechsel der Schilddrüse hemmen. Die Garnelen von „Three Coconut Tree“ waren wegen eines auffälligen Gehalts an Perchlorat sogar mangelhaft. Weitere Produkte überzeugten nicht in der sensorischen Prüfung (Geruch, Aussehen, Konsistenz und Mundgefühl).

Keine Nordseegarnelen geprüft

Nordseegarnelen sind übrigens nicht unter den geprüften Produkten, weil sie nicht zu den marktbedeutenden Tiefkühlgarnelen zählen. Umweltschützer kritisieren immer wieder die ressourcenintensive Verarbeitung dieser europäischen Garnelen. Sie werden etwa in der Nordsee gefischt und zum Pulen nach Marokko transportiert. Doch auch bei den Garnelen aus Asien oder Lateinamerika gibt es Probleme mit der Nachhaltigkeit.

Fisch aus Aquakulturen

Für steten Nachschub an Garnelen sorgen Fischer und Zuchtbetriebe – sogenannte Aquakulturen – in tropischen Ländern wie Vietnam und Indien, Honduras und Ecuador. Die Farmteiche liegen meist unmittelbar an der Küste, wo Ebbe und Flut für einen natürlichen Wasseraustausch sorgen. Doch große Aquakulturen mit Intensivzucht können den Ökosystemen schaden: Wenn für die Zuchtteiche im großem Stil die küstennahen Mangrovenwälder gerodet werden, gehen sie zum Beispiel als Kinderstube für Jungfische und als Hochwasserschutz verloren.

Nachhaltige Produktion

Mancherorts werden auch Bewohner verdrängt, die seit Generationen im Küstengebiet fischen und Reis anbauen. Dazu kommt, dass laut Studien die neuen Aquakultur- und Verarbeitungsbetriebe längst nicht immer genug neue Jobs für die Einheimischen bieten und auch die Arbeitsrechte nicht immer wahren. Es gibt aber zunehmend Farmen, die ökologisch und sozial verantwortlich arbeiten. Einige lassen sich mit einem Nachhaltigkeitssiegel zertifizieren, für das sie bestimmte Standards einhalten müssen.

Die wichtigsten Nachhaltigkeitssiegel

Zehn der Produkte im Test tragen mindestens eines der vier folgenden Nachhaltigkeitssiegel:

Bio Es steht für eine ökologisch verantwortliche und tiergerechte Produktion.

Naturland Das Siegel des Bioverbands geht über die Vorgaben des Biosiegels hinaus und verlangt von den Lizenznehmern, explizite soziale Standards einzuhalten.

ASC Das Siegel haben Wissenschaft, Wirtschaft und Umweltschützer gemeinsam nach Vorbild des MSC entwickelt. Es gibt eine Reihe ökologische und soziale Standards vor.

MSC-Siegel Es steht auf Garnelen aus Wildfang und bürgt dafür, dass sie nur in bestimmten Gebieten mit ökologisch vertretbaren Methoden gefangen wurden.

87 Kilokalorien pro 100 Gramm

Garnelen sind eine gute Eiweißquelle. Sie bestehen zu fast 20 Prozent aus Eiweiß und nur zu 1 Prozent aus Fett – 100 Gramm enthalten daher auch nur 87 Kilokalorien. Menschen mit einem hohen Cholesterinspiegel sollten sich bei diesen Meeresfrüchten allerdings trotzdem zurückhalten: Schon 100 Gramm enthalten mit 135 Milligramm Cholesterin fast die Hälfte dessen, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung pro Tag empfiehlt. Menschen ohne Cholesterinprobleme müssen sich in dieser Hinsicht aber keine Sorgen machen. (td)

Das wichtigsten Test-Ergebnisse: Garnelen im Test

Testsieger: Auf dem  ersten Platz landen die großen, vorgekochten Warmwassergarnelen von Eismann für 4,40 Euro je 100 Gramm. Ebenfalls gut in dieser Gruppe: Die Bio-Shrimps von Ristic  für 3,75 Euro pro 100 Gramm. Testsieger bei den großen, rohen Warmwassergarnelen sind die von Alnatura Bio für 2,67 Euro.  Nur knapp dahinter liegen die rohen Garnelen von Netto-Marken-Discount, Real, Escal und Norma. Auch sie sind im Gesamturteil gut,  mit 1,78 Euro pro 100 Gramm allerdings günstiger. Kleine gekochte Garnelen: Bei den kleinen, gekochten Garnelen  teilen sich Costa (2 Euro) und Lidl (2,22 Euro) den ersten Platz. Durchgefallen:   Für die Garnelen von Three Coconut Tree lautete das Testurteil aufgrund des hohen Schadstoffgehalts mangelhaft. Ergebnisse aus  dem Heft „test“ der Stiftung Warentest, Ausgabe Januar 2017

Das sollten beachten - beim Zubereiten von Garnelen

Feiner Geschmack, attraktives Aussehen, ruckzuck zubereitet – mit Garnelengerichten können eilige und selbst ungeübte Köche große Effekte erzielen. Ein paar Tipps für die Zubereitung:

Tiefgekühlte Garnelen auftauen

 Geben Sie die gefrorenen Garnelen in ein Sieb. Lassen Sie sie nach Packungsempfehlung auftauen. Spülen Sie zwischendurch Eisreste unter fließendem Wasser ab, da das Eis unter Umständen Chlorat aus chloriertem Trinkwasser der Herkunftsländer enthalten könnte. Die Chloratrückstände sind zwar nicht akut gesundheitsschädlich, aber man sollte möglichst wenig davon aufnehmen. Trocknen Sie die Garnelen vor dem Verarbeiten mit einem Küchenkrepp ab. Garnelen, die bereits geköpft, geschält und entdarmt sind, können jetzt zubereitet werden. Bei Garnelen, die fix und fertig mit Kräutern vorgewürzt sind, ist Abspülen normalerweise nicht vorgesehen – es würde die Würzmischung entfernen.

Garnelen schälen

Wer große Garnelen mit Kopf und Kruste gekauft hat, muss sie schälen: Kopf abdrehen, die Unterseite des Schwanzteils aufschneiden und ablösen. Ziehen Sie den dunklen Faden, der aus dem Kopfende des Schwanzteils ragt, vorsichtig heraus oder schneiden Sie ihn weg. Manche Köche erledigen das Schälen vor dem Braten und Kochen, um es beim Essen komfortabler zu haben. Andere bereiten die Garnelen bewusst mit Kopf und Panzer zu, weil sie auf diese Weise maximal viel Aroma und Saftigkeit  herausholen möchten. Mit ganzen Tieren lassen sich Speisen auch verzieren. Die zubereiteten Garnelen müssen nach dem gleichen Prinzip wie rohe geschält werden.

Rohe Garnelen  durcherhitzen

Viele tiefgefrorene Garnelen werden roh eingefroren. Theoretisch können sie Keime enthalten, die die Minusgrade überleben. Garen Sie rohe Garnelen daher grundsätzlich durch – braten Sie sie etwa drei Minuten auf jeder Seite oder erhitzen Sie sie auf andere Weise. Im Kern sollte mindestens für zwei Minuten eine Temperatur von mehr als 75 Grad erreicht werden.

Gekochte  oft nur auftauen

Der Handel bietet auch tiefgefrorene Garnelen, die vor dem Einfrieren gekocht wurden. Die meisten enthalten weniger Wasser als rohe Garnelen und schmecken schon nach gekochter Garnele. Viele Hersteller empfehlen, die vorgekochten Garnelen gleich nach dem Auftauen in kalte Gerichte zu geben wie Shrimpcocktails, Salate oder Sandwiches. Wer die vorgekochten Garnelen lieber heiß mag, kann sie aber auch ohne Probleme braten oder noch einmal erhitzen. (td)

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