Trink-Mythos„Bier auf Wein…“ – Studie klärt endgültig, ob der Ratschlag stimmt

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Bierflaschen im Sonnenuntergang

Bei einem fiesen Kater hilft oft nur die Schmerztablette.

Köln – „Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat ich dir“ – so einfach lautet eine bekannte Trink-Formel. Nicht nur im deutschen Sprachgebrauch ist diese Weisheit bekannt. Auch in anderen Sprachen kennt man diese Trink-Regel. Doch was ist wirklich dran?

Dieser Frage ging nun ein internationales Forscherteam nach. Im Dienst der Wissenschaft testeten mehr als 100 Freiwillige die kurzfristigen Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Das heißt, sie betranken sich – unter kontrollierten Bedingungen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher um Studienleiter Kai Hensel kürzlich im „American Journal of Clinical Nutrition

105 Testpersonen tranken im Dienst der Wissenschaft

So lief das Experiment ab: 105 Testpersonen im Alter von 19 bis 40 Jahren meldeten sich freiwillig zur Studie. Die einzige Voraussetzung war, dass Probanden Bier und Wein zumindest mögen und gerne konsumieren. Bei der Auswahl der Testpersonen achteten die Forscher darauf, dass es zu jedem Teilnehmer zwei Pendants gab. Darunter verstehen sie eine ähnlich alte Person mit demselben Geschlecht, ähnlichem Trinkverhalten und Body-Mass-Index.

Diese drei Personen wurden dann je einer von drei Gruppen zugeteilt. Während eine Gruppe erst Bier, dann Wein trank, konsumierte die zweite Gruppe den Alkohol anders herum: Sie tranken erst Wein, dann Bier. Am darauffolgenden Abend änderten sie die Reihenfolge. Eine dritte Gruppe trank ausschließlich Wein, am nächsten Abend nur Bier. Alle Teilnehmer verbrachten einen geselligen Abend mit dem Ziel, einen Blutalkoholwert von 1,1 Promille zu erreichen. Vor dem Trinken erhielten aber alle noch eine standardisierte Mahlzeit, die nur in den Mengen an Alter und Geschlecht angepasst wurde.

Alle übernachteten unter denselben Bedingungen

Vor dem Schlafengehen erhielten alle Probanden kühles Wasser – die Menge war angepasst an ihr Körpergewicht. Sie übernachteten alle in derselben Unterkunft in Uninähe und wurden gleichzeitig geweckt. Nach dem Aufstehen mussten alle Teilnehmer dann anhand acht körperlicher Symptome die Stärke ihres Katers einschätzen und bewerten. 

So konnten die Forscher die Antworten besser miteinander vergleichen. Und das fanden sie heraus:„ „Bier auf Wein, das lass sein. Wein und Bier, das rat ich dir“ – das Sprichwort stimmt nicht. Zumindest bei dem verwendeten Lagerbier (Carlsberg stellte das Bier für die Studie zur Verfügung) und Weißwein machte es für den Kater am nächsten Morgen keinen Unterschied. Ob man nur das eine oder das andere – oder beides nacheinander trinkt – der Kater schlägt trotzdem zu.

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Individuelles Gefühl der Betrunkenheit ist guter Indikator

Vielmehr fanden die Wissenschaftler heraus, dass Testpersonen, die sich während des Abends betrunkener eingeschätzt hatten als andere oder die sich sogar noch am Abend übergeben mussten, am nächsten Morgen unter stärkeren Kater-Symptomen litten als andere – egal, wie viel Alkohol getrunken wurde.

Und: Das Fazit des Studienleiters fällt nicht nüchtern aus. Er erfüllte sich einen lang gehegten Traum: „Einmal in meinem Leben aber wollte ich eine Studie durchführen, die einfach nur Spaß macht - und gleichzeitig höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, absolut wasserdicht ist“, erklärte Kai Hensel gegenüber „Spiegel Online“ seine Motivation zur Studie. (sar)

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