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Wie im TatortVerläuft eine Tollwut-Erkrankung immer tödlich?

Lesezeit 4 Minuten
Tollwut_Schild_dpa

Mit diesem Schild wurde 2005 noch auf einen tollwutgefährdeten Bezirk hingewiesen, In weiten Teilen Europas wurde die Tollwut mittlerweile getilgt. 

Köln – Im Tatort am Sonntag brach die Krankheit Tollwut in einem Gefängnis aus, jemand hatte die Erreger dort eingeschleust. Aber kann man sich wirklich so leicht infizieren und besteht überhaupt noch die Gefahr, sich in Deutschland anzustecken? 

Was ist Tollwut und ist die Krankheit tödlich?

Tollwut ist eine akut verlaufende Infektionskrankheit und wird durch Tiere übertragen. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch Bewusstseinsstörungen, Wesensveränderungen und Lähmungserscheinungen. Die Erkrankung kann – auch noch nach einer Infektion mit dem Virus – durch eine Impfung verhindert werden. 

Kann man an Tollwut sterben?

Ja, laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich 59.000 Menschen weltweit an Tollwut. Denn sobald die typischen Krankheitszeichen – wie Lähmungen, Krämpfe, Lichtscheu und Abneigung gegen Wasser – aufgetreten sind, verläuft Tollwut in der Regel tödlich. Eine heilende Therapie gibt es bisher nicht. Der Tod tritt in der Regel im Koma und unter den Zeichen der Atemlähmung oder auch unter Lähmung der Herzmuskulatur ein, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Tod können oftmals nur wenige Tage liegen. Als ansteckend gilt ein Patient bereits bis zu 10 Tage vor dem Auftreten der ersten Symptome.

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Gibt es Tollwutfälle in Deutschland?

Ja, jedoch haben sich die erkrankten Personen im Ausland angesteckt. In Deutschland sind laut Informationen des RKI seit 2001 sechs Fälle von Tollwut gemeldet worden. Zuletzt verstarb im Jahr 2007 ein Mann an der Krankheit, nachdem er von einem streunenden Hund in Marokko gebissen worden war. 2005 erkrankten drei Organempfänger durch die Organe einer infizierten Spenderin und starben. In Deutschland sind Tollwuterkrankungen meldepflichtig. Das heißt konkret: Bereits der Krankheits-Verdacht, jede Erkrankung und der Tod an Tollwut muss dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden.

Welche Tiere können Tollwut übertragen?

Verschiedene Säugetiere können Tollwutviren in sich tragen und teilweise übertragen, darunter in erster Linie Hunde, Füchse und Fledermäuse. Weltweit gehen die meisten Todesfälle beim Menschen auf Bisse durch infizierte Hunde in Ländern zurück, in denen die Tollwut regulär vorkommt. Deutschland gilt, wie viele andere europäische Staaten auch, als frei von Tollwut. „Der illegale Import von Haustieren (Hunde und Katzen) aus Regionen, die als nicht tollwutfrei gelten, stellt jedoch weiterhin ein Risiko dar,“ warnt das RKI.

Können auch Menschen Tollwut übertragen?

Ja, das ist möglich. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut RKI denkbar. Vereinzelt wurden Ansteckungen durch Organtransplantationen bekannt. Andere Formen der Mensch-zu-Mensch-Übertragung, beispielsweise durch Bisse einer bereits erkrankten Person, seien theoretisch denkbar, aber bislang nicht bekannt, so die Experten.

Kann man sich gegen Tollwut impfen lassen?

Ja, gegen Tollwut gibt es eine Impfung. Die besteht aus mehreren Injektionen an verschiedenen Tagen und muss regelmäßig aufgefrischt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung gegen Tollwut für Personen mit beruflichem oder sonstigem engen Kontakt zu Fledermäusen sowie für Personen, die in Laboratorien mit Tollwutviren arbeiten. Auch bei Reisen in Gebiete, in denen Tollwut nicht ausgerottet ist, wird eine Impfung empfohlen.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man von einem Tier gebissen wurde?

Wurde man beispielsweise auf einer Reise von einem möglicherweise tollwütigem Tier gebissen, so rät das RKI, die Wunde ausgiebig mit Waser und einer Seifenlösung zu reinigen. Innerhalb von 24 Stunden nach der Reinigung der Bissverletzung sollte eine Tollwut-Schutzimpfung gespritzt werden und einmalig Tollwut-Immunglobulin verabreicht werden. Dabei gilt, je früher gehandelt wird, desto höher die Schutzrate.

Das gilt generell bei Tierbissen

Ein Biss von einem Tier kann sich schnell entzünden. Darum empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung, wenn die Hautverletzung über einen einfachen Kratzer oder Abdruck hinausreicht. Das rät Unfallchirurg Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes. Die Verletzung sollte zuerst mit Leitungswasser abgespült und danach mit einem sterilen Verband oder Pflaster abgedeckt werden. Gegen Schmerzen hilft eine lokale Kühlung. Generell sollten Bisse mit einer scheinbar geringen Hautverletzung nicht unterschätzt werden, sagt Mischo. Laien könnten die Verletzung des Gewebes kaum abschätzen. „Besonders Katzenbisse reichen meist tief und neigen daher in einem höheren Ausmaß zu einer nachfolgenden Infektion“, sagt der Unfallchirurg. Darum sollten Betroffene im Zweifel immer zum Arzt gehen und in jedem Fall den Impfschutz auf Tetanus überprüfen.

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Letzte Fälle, die für Aufsehen sorgten 

Diese Tollwut-Fälle haben in den vergangenen Monaten für Aufsehen gesorgt. Im Januar starb im US-amerikanischen Florida ein sechs Jahre alter Junge an Tollwut, nachdem er sich durch einen Kratzer einer kranken Fledermaus infiziert hatte. Sein Vater hatte die kranke Fledermaus zur Pflege nach Hause gebracht.

Im vergangenen Herbst war ein zehnjähriges Kind in Frankreich nachweislich an Tollwut gestorben. Es hatte sich bereits im August bei einem Aufenthalt in Sri Lanka infiziert, als es an einem Strand von einem Hund gebissen wurde. (sar/mit dpa)

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