In Sachen Liebe„Ich möchte Kinder, mein Partner aber nicht – was nun?“

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Wenn sich nur einer von beiden Kinder wünscht, kann das die Beziehung sehr belasten.

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  • In dieser Folge stellt sich Peter Wehr der Frage, wie Paare damit umgehen können, wenn nur einer von beiden einen Kinderwunsch hegt.

Köln – Ich bin mit meinem Partner schon einige Zeit zusammen. Zu Beginn unserer Beziehung war mir das noch nicht ganz klar, aber jetzt mit Anfang 30 bin ich mir sicher, dass ich ein Kind möchte. Mein Partner sagt aber sehr bestimmt, dass er keine Kinder will. Bedeutet das das Aus für unsere Beziehung?

Sie haben Ihren Wunsch nach einem Kind ganz eindeutig ausgedrückt. Das ist gut. Denn diese klare Haltung, die mit Ihrem Lebenskonzept verbunden ist – „ich möchte eine Familie“ - wird Ihnen auf dem Weg zu einer Entscheidung helfen. Und dabei, diesen Weg in der Auseinandersetzung mit Ihrem Freund zu finden.

Beziehung nicht zu schnell aufgeben

Derzeit befinden Sie sich im Hinblick auf den Kinderwunsch in einer Patt-Situation: Sie sagen „Ja“ und Ihr Freund sagt „Nein“. Darin stecken Sie fest und fragen, ob das jetzt das Aus für die Beziehung bedeutet. Vielleicht wird das so sein. Ich rate Ihnen allerdings, nicht ganz so schnell aufzugeben.

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Diplom-Psychologe Peter Wehr

Denn Ihr „Ja“ und das „Nein“ Ihres Freundes stellen, dem Eisbergmodell entsprechend, gewissermaßen nur die Spitze jeweils zweier Eisberge dar. Sie sind das sichtbare Resultat aus Ihren gesamten Lebenserfahrungen zum Thema Familie und Kinder. Unter der Wasseroberfläche liegt all das, was damit in irgendeiner Weise verknüpft ist: Gedanken, Gefühle, Motive, Einstellungen, Werte, Sinnfragen... Es gilt nun, diese gemeinsam zu erforschen.

Wichtig: Im Gespräch bleiben

Ich lasse mal meine Gedanken dazu schweifen, was unter dem Nein Ihres Freundes liegen könnte. Vielleicht hat er negative Erfahrungen in seiner Ursprungsfamilie gemacht und kein für ihn erstrebenswertes Bild von einer Familie entwickeln können. Oder er ist in einer Hülle von Überfürsorge aufgewachsen, stand immer selbst im Mittelpunkt seiner Bedürfnisbefriedigung und möchte diesen für ihn komfortablen Zustand nicht aufgeben. Es kann auch sein, dass er Angst hat, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, einer Verantwortung, die er dann nicht mehr loslassen kann; Angst, dass er sich dem nicht gewachsen fühlt, sich nicht zutraut, über einen langen Zeitraum die Sorge für ein Kind zu tragen.

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Möglicherweise hat er auch Angst, dass sein Kind nicht gesund sein könnte. Vielleicht blickt er auch grundsätzlich eher resigniert in die Zukunft. Es können auch ganz andere Themen sein, die unter dem Nein Ihres Freundes liegen. Trauen Sie sich und interessieren Sie sich für die Themen, die unter der Wasseroberfläche liegen! Durch einen Dialog, das heißt durch einen liebevoll zugewandten Austausch, kann Bewegung in Ihr Patt kommen. Es können Themen betrachtet und reflektiert werden, die bisher noch nicht so deutlich ins Bewusstsein gedrungen sind oder bisher nicht so wichtig genommen wurden. Das kann zu einem ganz neuen Blick auf Ihren Kinderwunsch und Ihre Beziehung führen. Gehen Sie dabei achtsam und wertschätzend miteinander um.

Gleichermaßen bedeutsam sind Ihre Gedanken, Gefühle, Motive und Einstellungen, die mit Ihrem Ja verbunden sind. Stellen Sie auch diese in den dialogischen Raum, damit der Blickwinkel sich noch mehr erweitern kann, Wachstum eine Chance bekommen und eine Entscheidung reifen und kann. Wie auch immer sie letztendlich aussehen mag. Alles Gute dabei!

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