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In Sachen LiebeMein Partner ist depressiv – wie gehe ich am besten damit um?

Lesezeit 3 Minuten
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Das Zusammenleben mit einem depressiven Partner kann emotional sehr fordernd sein

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal erklärt Daniel Wagner, wie man mit der schwierigen Situation umgeht, wenn der Partner eine Depression hat und sich nicht helfen lassen möchte.

Köln – Mein Mann, mit dem ich nun seit 2015 zusammen und seit 2017 verheiratet bin, leidet seit etwa einem Jahr an einer Depression. Obwohl er früher sehr lebensfroh war, lacht er nun sehr selten. Er ist häufig müde, gereizt und antriebslos. Auch ist er viel verschlossener geworden, zieht sich zurück und hat kaum mehr Lust auf körperliche Nähe. Ich frage mich, wie ich ihm helfen kann – aber auch, wie ich gut für mich sorge, denn auch ich leide zunehmend unter der Situation. Marion, 44

Das Risiko, im Laufe seines Lebens an einer Form einer depressiven Erkrankung zu erkranken, liegt hierzulande bei 16 bis 20 Prozent. Das ist also gar nicht so selten. Und tatsächlich ist eine Depression nicht nur für die Betroffenen sehr belastend, sondern auch für Angehörige, insbesondere für Partner.

Es ehrt Sie, dass Sie Ihren Mann unterstützen möchten. Vermutlich werden Sie aber schon festgestellt haben, dass das häufig gar nicht so leicht ist. Depressive Menschen lehnen Hilfe häufig ab, oder schlimmer noch, ignorieren Sie. Bevor Sie also konkrete Hilfe anbieten, ist es hilfreich zu verstehen, wie Ihr Partner die Depression erlebt. Probieren Sie offene Fragen zu stellen und einfühlsam zuzuhören.

Eine wichtige Entlastung kann sein, dass Sie die Belastung nicht allein tragen müssen. Falls noch nicht geschehen, können Sie Ihrem Partner helfen, sich unterstützen zu lassen und eine Behandlung in Betracht zu ziehen, indem Sie Folgendes tun: Teilen Sie die Symptome mit, die Sie bemerkt haben. Drücken Sie Ihre Besorgnis aus. Erklären Sie Ihre Bereitschaft zu helfen, einschließlich der Vorbereitung von Terminen. Wichtig ist eine klare Einordnung: Handelt es sich wirklich um eine depressive Phase? Oder liegen der Symptomatik womöglich andere körperliche Ursachen zugrunde?

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Handelt es sich tatsächlich um eine depressive Episode, können Sie Ihren Mann ergänzend zur professionellen Behandlung auch mit ganz pragmatischen Ansätzen unterstützen: Fördern Sie zum Beispiel gesunde Mahlzeiten, ausreichend Bewegung, und planen Sie – wenn möglich – angenehme Aktivitäten, die Freude machen und bereichern.

Wunder wirkt bisweilen auch die positive Bestärkung: Wenn Menschen sich hoffnungslos fühlen, neigen sie dazu, sich selbst hart zu beurteilen. Achten Sie also darauf, Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um Ihrem Mann zu helfen, Fortschritte zu sehen.

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Das Zusammenleben mit einem depressiven Partner kann emotional sehr fordernd sein. Es können bei Ihnen selbst Ärger, Überforderung und auch Schuldgefühle entstehen. Daher ist es wichtig, gute Selbstfürsorge zu betreiben und das eigene Unterstützungsnetzwerk zu vergrößern. Sprechen Sie mit Freunden und gegebenenfalls auch mit einem Psychotherapeuten. Und tun Sie alles, was Ihnen selbst gerade guttut. Nur wer sich gut um sich selbst kümmert, hat die Kraft, sich auch um andere zu kümmern.

Eine hervorragende Hilfestellung für Angehörige hat übrigens die Stiftung Deutsche Depressionshilfe zusammengestellt. Hier finden sich viele wertvolle Informationen und weiterführende Angebote.

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