In Sachen LiebeMeine Freunde posten ständig Bilder ihrer Kinder – Soll ich was sagen?

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Symbolbild Vater Foto Kind Internet

Bilder mit oder von ihren Kindern machen alle Eltern. Aber müssen diese im Internet landen?

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal erklärt Désirée Beumers, ob und wann das Posten von Kinderbildern in Sozialen Medien vertretbar ist – und ob man Freunde darauf hinweisen sollte.

Köln – Meine Freunde teilen regelmäßig Bilder ihrer Kinder auf Social Media. Sollte ich mit Ihnen darüber reden oder mich raushalten? Nora, 32

Nicht nur erwachsene Menschen haben Rechte, auch Kinder haben diese schon. Sie sind geregelt über die UN-Konvention über die Rechte des Kindes, die die Vereinten Nationen vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufen haben. 1990 wurde die Konvention auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet.

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Désirée Beumers ist Psychotherapeutin.

Geregelt ist darin unter anderem das Recht eines jeden Kindes auf Privatsphäre. Darunter fällt der Schutz davor, dass seine Briefe oder E-Mails gelesen werden, aber eben auch davor, dass Fotos von ihm gemacht und erst Recht ohne seine Zustimmung veröffentlicht werden. Dieser Schutzanspruch besteht grundsätzlich auch erst einmal gegenüber Eltern oder sonstigen Sorgeberechtigten. Denn das „Recht am eigenen Bild“ gilt für Kinder wie für Erwachsene und bedeutet, dass Eltern im Grunde nicht für ihre minderjährigen Kinder einer Veröffentlichung zustimmen können.

Im Klartext heißt das, dass Babyfotos grundsätzlich nicht öffentlich gepostet werden sollten. Je älter das Kind wird, desto eher kann es natürlich zu seiner Meinung befragt werden. Sie wären überrascht, wie differenziert Kinder beurteilen können, welche Fotos sie von sich mögen und welche nicht. Grundsätzlich tabu sollte es sein, Bilder zu posten, die das Kind in irgendeiner Art und Weise beschämen – das sind Fotos von weinenden oder wütenden Kindern, Kindern in peinlichen Situationen und selbstredend Bilder nackter Kinder. Das hat auch mit dem Schutz vor Pädophilen zu tun, die sich immer öfter Bildmaterial und sogar Opfer über Social Media suchen.

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Erschreckenderweise gibt es 30 Jahre nach Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention in Deutschland immer noch viele Erwachsene, die noch nie davon gehört haben. Hier gilt es, ein wenig freundliche Aufklärungsarbeit zu betreiben. Kinder, deren Eltern die Kinderrechte nicht kennen, kennen sie selbst mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht und können dementsprechend nicht für sich selbst einstehen. Sie sind angewiesen auf aufmerksame und engagierte Erwachsene im Umfeld ihrer Eltern.

Natürlich ist es eine Gratwanderung, andere Eltern in ihrem Verhalten zu kritisieren. Die Gefahr, dass Dinge persönlich genommen werden, ist groß, denn das Elterndasein kann mit einer hohen Kränkbarkeit einhergehen. Die meisten Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder und können empfindlich reagieren, wenn man ihnen zurückmeldet, dass ihr Verhalten ihren Kindern schadet. Daher ist Fingerspitzengefühl gefordert.

Ich finde es toll, dass Sie den Schutz der Kleinsten mitdenken und bin mir sicher, dass Sie den richtigen Ton treffen und mit Feingefühl an die Sache herangehen werden. Versuchen Sie dazu, Ihren Freunden mit möglichst viel Verständnis und der Grundhaltung gegenüberzutreten, dass sie sich sicherlich nicht darüber im Klaren sind, etwas zu tun, was die Privatsphäre ihres Kindes verletzt. Eben weil die meisten Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen, werden sie im Endeffekt eine etwaige eigene Kränkung herunterschlucken können und Ihnen auf lange Sicht dankbar sein, dass Sie so mutig waren und damit ihre Kinder beschützt haben. Auch als Kind kann man sich nur solch starke Menschen im Umfeld wünschen, die sich unbequemen Situationen stellen und sich damit auf die Seite des Kindes schlagen.

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