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„Ich fühle mich betrogen“Wenn Urlaubsziele anders sind, als wir sie uns vorstellen

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Oft kann man die Mona Lisa nur aus vielen Metern Entfernung betrachten – vorausgesetzt es sind keine Köpfe oder Handykameras im Weg.

Köln – Wer verreist, möchte berühmte Orte sehen und aufregendes Erleben. In der Realität enttäuschen Sehenswürdigkeiten jedoch häufig - man drängt sich mit hunderten Touristen vorm Eifelturm oder kämpft um einen kurzen Blick auf die Mona Lisa. In manchen Fällen ist die Enttäuschung sogar noch größer: Wenn die Magie der Instagram-Bilder im wahren Leben fehlt, oder der Touristenmagnet gar nicht so aussieht, wie man ursprünglich dachte.

Kristallklarer See? Von wegen!

So erging es auch der Autorin Polina Marinova, als sie Anfang Juli auf ihrer Bali-Reise den berühmten Pura Lempuyang Luhur-Tempel besichtigen wollte. Der Tempel ist einer der ältesten auf Bali und wird gerne als Fotomotiv genutzt, wie die weit über 15.000 Beiträge auf Instagram zeigen. Das Motiv der Bilder ist immer ähnlich: Eine oder mehrere Personen stehen zwischen zwei Steinsäulen, zu ihren Füßen reicht das Wasser eines kristallklaren Sees bis an den Rand der Tempelanlage. 

Doch als Polina Marinova an der Sehenswürdigkeit ankommt, fehlt vom scheinbar traumhaften See jede Spur. Stattdessen enthüllen Ihre Twitter-Posts den Trick hinter der vermeintlich traumhaften Kulisse: Ein Spiegel, der unter ein Smartphone gehalten wird, und so den „See" vor den Toren des Tempels entstehen lässt.

Nach ihrem Post auf Twitter waren viele User amüsiert, andere ließen ihrer Enttäuschung über den Bild-Betrug freien Lauf. So schreibt ein User:  „Als jemand, der noch nie dort war, muss ich sagen: Ich fühle mich betrogen, dass es dort keinen Tropfen Wasser gibt. Social Media übermalt die Originalität dieses Ortes mit falscher Wahrheit".

Trotzdem stehen die Menschen vor den „Himmelstoren" (#gatesofheaven) Schlange, um ein Fake-Foto für die Nachwelt festzuhalten. Und obwohl Sehenswürdigkeiten wie der Eifelturm oder der schiefe Turm von Pisa hoffnungslos mit fotowilligen Touristen überfüllt sind, träumen Reisende auch weiter von dem perfekten Urlaubs-Schnappschnuss für Instagram und Co. 

Welche berühmte Sehenswürdigkeiten in der Wirklichkeit ebenfalls enttäuschen können, zeigen diese Bilder: 

Eiffelturm, Paris

Der Platz unter dem Eiffelturm: Viele Paare wählen ihn für Liebesgeständnisse oder Heiratsanträge. Dabei ist man dort nicht unbedingt unter sich...

Schließlich ist der Eiffelturm eines der meistbesuchten Wahrzeichen der Welt: Laut der französischen Tourismus-Zentrale besuchen ihn jährlich rund sieben Millionen Menschen.

Markusplatz, Venedig:

Die melancholische Stimmung auf dem fast leeren Markusplatz kann man eher in der Nebensaison, etwa im Januar, erleben. 

Freier Blick auf den Dogenpalast und die Säule mit dem Markuslöwen: das ist in Venedig gerade in den Sommermonaten eher selten. Auch bei romantischen Fahrten auf dem Canal Grande, muss man dann eher aufpassen, nicht von anderen Booten gerammt zu werden.

Mona Lisa, Louvre, Paris

Ihr ironisches Lächeln ist  berühmt-berüchtigt: Wie gerne würde man Leonardo da Vincis Gemälde der Mona Lisa einmal in Ruhe von Nahem betrachten. Das ist nur leider sehr unrealistisch...

Denn leider ist das berühmte Gemälde oft nur aus der Ferne zu bewundern. Schließlich ist das Werk die Hauptattraktion des bekannten Museums.

Mallorca, Spanien

Am Strand auf Mallorca entspannen – das ist für viele Deutsche der ideale Urlaub. Doch man sollte genau prüfen, in welcher Ecke der Insel man sein Hotel gebucht hat, sonst kann der Traumurlaub auch zum Alptraum werden.

Schließlich gibt es sie doch noch: die Orte auf der Insel, an denen man auf dem Weg zum Strand über Schnapsleichen und Erbrochenes stolpert.

Golden Gate Bridge, San Francisco

Die Golden Gate Bridge ist - neben der Freiheitsstatue in New York - DAS Wahrzeichen für die Vereinigten Staaten und wird dementsprechend häufig fotografiert. So schön sonnig wie auf dem Bild oben sieht man die Hängebrücke in der Bucht von San Francisco aber leider eher im Winter. 

Im Sommer bleibt oft der Nebel über der Brücke hängen. Im Stadtzentrum scheint dann die Sonne, während Touristen auf der Brücke unter Feuchtigkeit und Kälte leiden. Selbst im Hochsommer steigen die Temperaturen selten über 20 Grad Celsius, oft liegen sie sogar erheblich darunter.

Malediven

Weißer Sand, türkisfarbenes Wasser, blauer Himmel: Nur unsere Hängematte fehlt auf dem Bild noch. Die Malediven haben wir als Urlaubsparadies abgespeichert. Dort kann es allerdings auch anders aussehen...

Ein Beispiel ist Tilafushi, die auch als „Müllinsel“ bekannt ist:  Die Malediven-Insel war einst eine türkisblaue Lagune im Indischen Ozean, bis die Regierung in den 90er Jahren beschloss, dort einen Großteil des Mülls des Landes abzuladen – die Kehrseite der Urlaubsidylle.

Der schiefe Turm von Pisa, Italien

Ob Pisas Turm wohl auch so berühmt wäre, wenn er nicht schief wäre? Man weiß es nicht. Jedenfalls muss so ein Selfie, auf dem man den Turm stützt, einfach sein.

Diese originelle Idee haben allerdings noch tausende andere Menschen. Man ist sozusagen umringt von Selbstdarstellern. Der Turm gerät da eher zur Nebensache.

Niagara-Fälle

Wer die Niagara-Fälle sehen will, träumt davon, Naturgewalten zu erleben, ohne ständig von anderen Touristen angerempelt zu werden...

Leider ist es rund um das Naturereignis meistens ziemlich voll. Wenn die vielen Menschen in Regenjacken nicht wären, könnte man den Ausblick auf die Fälle jedenfalls besser genießen.

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(dmn/dpa)

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