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American AirlinesMit dieser Allergie dürfen Betroffene als erste ins Flugzeug

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Wer eine Erdnuss-Allergie hat, darf bei American Airlines künftig als erster das Flugzeug betreten. (Symbolbild)

Köln – Es ist eine ungewöhnliche Maßnahme: Erdnussallergiker können bei American Airlines ab sofort als erste in den Flieger, um ihre Sitze, Armlehnen und Tische selbst zu reinigen.  Die Fluggesellschaft verteile auf ihren Flügen zwar keine Erdnüsse, könne aber nicht dafür garantieren, dass Allergiker in einem gänzlich nussfreien Umfeld fliegen, berichtet die US-Nachrichtenseite Bloomberg. Deswegen sollen die Allergiker ihre Plätze nun selbst abwischen dürfen.

Die Erdnuss gehört nach Angaben der European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF) zu den Nahrungsmitteln, die besonders häufig schwere allergische Reaktionen hervorrufen, bis hin zum anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand. Umso schlimmer, wenn die Betroffenen eine schwere allergische Reaktion an Bord eines Fliegers ereilt.

Laut ECARF leiden in den industrialisierten Ländern etwa ein bis zwei Prozent der Kinder an einer Erdnussallergie. In Europa seien etwa 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen.

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Lufthansa serviert keine Erdnüsse an Bord

Auch in Deutschland stellen sich immer mehr Fluggesellschaften auf Erdnussallergiker ein. Die Lufthansa etwa serviert generell keine Erdnüsse an Bord. „Uns ist das hohe Allergiepotenzial der Erdnuss und die damit verbundenen, potentiell lebensgefährlichen allergischen Reaktionen bewusst“, erklärte eine Sprecherin. Auch auf Condor-Flügen werden keine Erdnüsse mehr angeboten, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte.

Erst kürzlich war es während eines Eurowings-Flugs von London nach Köln zu einem Zwischenfall gekommen. Eine Frau, die nach eigenen Angaben unter einer Erdnuss-Allergie leidet, bat die Flugbegleiter eine Durchsage zu machen. Sie sollten die anderen Fluggäste darum bitten, mit Rücksicht auf die Allergikerin während des Flugs keine Erdnüsse zu essen. Sie hatte den Flieger vorsorglich nur mit Mundschutz betreten. Sie wurde zwar in die hinteren Reihen mit Abstand zu anderen Passagieren versetzt, eine Durchsage lehnten die Flugbegleiter jedoch ab. Ein Arzt setzte sich daraufhin für die Frau ein und warnte die anderen Passagiere. Die Airline zeigte den Mann daraufhin an.

Durch die Klimaanlage können Spuren von Erdnüsse im Flugzeug zirkulieren

Eurowings erklärte daraufhin, dass Spuren von Erdnüssen auch in anderen Produkten enthalten sein können. Auch bei gründlicher Reinigung des Flugzeugs könne eine Vermehrung von Nussspuren nicht verhindert werden. Auch Lufthansa und Condor erklärten, sie könnten nicht dafür garantieren, dass ihre Maschinen gänzlich erdnussfrei seien.

Durch die Klimaanlage in Flugzeugen könnten Spuren von Erdnüssen tatsächlich in der Luft zirkulieren, erklärt Prof. Dr. Thomas Fuchs von der Universitätsmedizin Göttingen. Die Maßnahme von American Airlines hält der Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen jedoch nicht unbedingt für sinnvoll. Der Mediziner kann sich nicht vorstellen, dass Allergiker es schaffen, ihren Sitz und ihr Umfeld gänzlich von möglichen Erdnusspartikeln zu befreien. „Mit einem feuchten Tuch oder Desinfektionsmittel ist das jedenfalls nicht möglich.“

Bei einer hochgradigen Allergie können Erdnussspuren in der Luft zu asthmatischen Beschwerden führen

Die Frage ist, ob die Partikel im Flugzeug bei Allergikern tatsächlich lebensbedrohliche Reaktionen hervorrufen können. Werden sie nicht erst gefährlich, wenn sie verzehrt werden? Dazu gebe es unterschiedliche medizinische Meinungen, so der Allergologe. „Bei einer hochgradigen Allergie können Erdnussspuren in der Luft oder auf den Sitzen bei den Betroffenen durchaus zu Symptomen wie Augentränen, einer triefenden Nase und asthmatischen Beschwerden führen“, so der Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen. Dass es zu einem anaphylaktischen Schock komme, sei aber sehr unwahrscheinlich. Menschen mit einer leichten Erdnussallergie müssten erst mehrere Erdnüsse essen, bis sie erste Symptome bemerkten.

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Dass immer mehr Fluggesellschaften auf das Servieren von Erdnüssen verzichten, hält der Mediziner für richtig. Auch eine Durchsage, mit der andere Fluggäste gebeten werden, aus Rücksicht auf Allergiker keine Erdnüsse zu verzehren, hält er für sinnvoll. „Das Ideal ist natürlich der vollkommen erdnussfreie Flieger“, so Prof. Fuchs, „aber das ist leider kaum zu erreichen.“ (rer)

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