ARD-MagazinAbgaswerte auf „Aida Prima“ so hoch wie auf einer befahrenen Straße

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Das Kreuzfahrtschiff Aidaprima fährt nach seiner Taufe während des 827. Hafengeburtstags aus dem Hamburger Hafen.

Der Naturschutzbund Nabu hat das Flaggschiff der Kreuzfahrtreederei Aida Cruises, die „Aida Prima“, kritisiert. Die Luft auf dem Schiff sei keineswegs so sauber, wie das Unternehmen behaupte, erklärte der Nabu. Bei verdeckten Abgasmessungen auf dem Schiff durch die ARD-Sendung „Plusminus“ habe sich eine „alarmierende Konzentration“ von ultrafeinen Partikeln ergeben.

Statt sauberer Seeluft Schadstoffe wie auf einer stark befahrenen Straße

Bis zu 500.000 Partikel je Kubikzentimeter zeigte das Messgerät an der gut besuchten Kunsteislaufbahn an. Im Durchschnitt der halbstündigen Messung lagen die Werte dort mit 68.000 Partikeln je Kubikzentimeter rund 50mal höher als bei sauberer Seeluft zu erwarten wäre. „Die Crew und die Passagiere an Bord werden Konzentrationen gesundheitsgefährdender Luftschadstoffe ausgesetzt, die weit über dem Niveau stark befahrener Straßen liegen“, so der Nabu. 

Aida Cruises weist Kritik zurück

Aida Cruises wies die Kritik zurück. „Die im Beitrag gezeigten Messungen an Bord der „Aida Prima“ entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage und stellen kein anerkanntes Prüfverfahren dar“, erklärte die Reederei. Die Autoren des Beitrags spielten mit den Ängsten der Verbraucher, hieß es. Man halte alle vorgeschriebenen gesetzlichen Standards und Grenzwert ein.

Bereits im Januar hatte der Nabu nach dem Test eines französischen Fernsehsenders die Belastung durch ultrafeine Partikel an Bord von Kreuzfahrtschiffen kritisiert. Die ultrafeinen Partikel sind für den Menschen verhältnismäßig gefährlich, da es im Körper keinen Filter dafür gibt und diese so ins Blut gelangen können. Nach Angaben des Kreuzfahrtverbandes Clia gibt es derzeit im Schiffsbau keinen Filter für diese Partikel. Stattdessen setzten mehrere Reedereien auf Flüssiggasantrieb (LNG). Dabei entstehen die Partikel erst gar nicht. 

Deutsche Lungenstiftung: Menschen mit Atemwegserkrankungen sollen Einatmen von Schiffsabgasen vermeiden

Die jetzt von „Plusminus“ getestete „Aida Prima“ kann im Hafen mit LNG betrieben werden, fährt auf See aber mit Marinegasöl. Die nächste Aida-Schiffsgeneration kann komplett mit LNG betrieben werden. 

Derweil raten sowohl die Deutsche Lungenstiftung wie auch der Pneumologenverband Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, sich aufgrund der Abgasbelastung nur in bestimmten Bereichen an Deck von Kreuzfahrtschiffen aufzuhalten und das Einatmen von Schiffsabgasen zu vermeiden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Dieselabgase unlängst als ebenso krebserregend ein wie den Gefahrenstoff Asbest. (dpa)

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