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Australiens WahrzeichenTouristen strömen auf den Uluru – bevor er ganz gesperrt wird

Lesezeit 3 Minuten
foto Uluru

Der geheimnisvolle Uluru

„Please don’t climb Uluru“ – den Uluru bitte nicht besteigen. Das steht schon seit Jahren auf Schildern am Fuße des roten Berges mitten in Australien. Nur dass sich niemand daran hält. Der Aufstieg auf den Ayers Rock, wie die Kolonialherren das Sandstein-Gebilde einst nannten, gehört für viele Australien-Besucher zum Pflichtprogramm.

Doch vom 26. Oktober an ist endgültig Schluss – dann wird der Berg für Touristen gesperrt. Und damit eine jahrzehntealte  Forderung der Aborigines erfüllt, für die der Berg heilig ist. Wegen der bevorstehenden Schließung hat nun ein Endspurt auf dem Uluru eingesetzt.

Die Campingplätze des Nationalparks und die nahe gelegenen Hotels sind komplett ausgelastet. Touristen übernachten am Straßenrand, was verboten ist. Und sie lassen ihren Müll einfach zurück, wie die australische Nachrichtenseite „ABC News“ berichtet.

Voll wie auf dem Mount Everest

In den sozialen Medien machen Fotos die Runde, die eine endlose Schlange auf dem steilen Aufstieg zeigen – sie erinnern an Fotos jener menschliche Ameisenstraße auf dem Gipfel des Mount Everest, die vor einigen Wochen um die Welt gingen. Jeder will auf den Gipfel, solange es noch geht. Während sich normalerweise 50 bis 140 Menschen pro Tag heraufquälten, waren es zuletzt laut Tour-Guides bis zu 500.

348 Meter hoch ist der Uluru, dessen rote Farbe je nach Sonneneinstrahlung immer wieder anders glüht. Der extrem steile Aufstieg ist nur mit einer 1966 angebrachten Stahl-Kette markiert, an der man sich hochziehen kann. Wie bei vielen weltberühmten Touristenattraktion nimmt so mancher die Herausforderung nicht wirklich ernst.

Dabei geht man auf nacktem Fels, es gibt keine Toiletten oder andere Infrastruktur. Es kann extrem heiß werden. Doch immer wieder machen sich Menschen ohne ausreichende Wasservorräte und auf Flipflops auf den Weg. 36 Menschen kamen in den letzten Jahrzehten auf dem Uluru ums Leben, Plaketten auf dem roten Stein geben davon Zeugnis ab.

Uluru ist kein Disneyland

Auch wegen dieser Gefahren wollten die Anangu, die lokalen Aborigines, dass der Aufstieg gesperrt wird. Denn sie fühlten sich mitverantwortlich. Seit den 80er Jahren versuchten sie, ihren heiligen Berg wieder für sich zu bekommen. Der Chef der Anangu, Sammy Wilson, sagte einmal: „Es ist ein extrem wichtiger Ort, kein Spielplatz oder Themenpark wie Disneyland.“

Traditionell dürfen nur ausgewählte Männer der Anangu hochklettern – und auch das nur zu ganz besonderen Gelegenheiten. Viele Formationen am Felsen sind strikt tabu, Höhlen etwa, in die Frauen zum Gebären gingen.

Die mächtige Tourismusindustrie allerdings kämpfte lange dagegen, dass der komplette Besuchermagnet für tabu erklärt wird. Dabei gehört das Land seit dem 26. Oktober 1985 wieder den Anangu, die zuvor in einem Reservat leben mussten.

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Nun also ist wieder ein 26. Oktober eine Zäsur. Dass der „climb“ dann gesperrt ist, sei ein Grund zum Feiern, so die Anangu. Und an die Touristen gerichtet: „Ihr seid willkommen. Lasst uns zusammenfeiern und ihn zusammen schließen.“ Und außerdem: Um den Uluru herumgehen kann man natürlich weiterhin. Und sich dabei das wechselnde rote Glühen anschauen.

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