Darmbakterien im MojitoWarum Sie an Spaniens Stränden keine Cocktails trinken sollten

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Barcelona/Benidorm – Wer am Strand in Spanien schwitzt, sehnt sich häufig nach einem eisgekühlten Getränk. Umso besser, wenn fliegende Händler den Cocktail direkt vor Ort servieren. Wer einen Mojito unter Palmen genießen will, muss sich so gar nicht erst vom Liegestuhl erheben, sondern winkt einfach einen sogenannten Mojitero, einen Cocktail-Verkäufer, herbei.

Doch wie die Polizei in Barcelona nun in einem kürzlich auf Facebook eingestellten Video warnt, werden die Cocktails keineswegs unter hygienischen Bedingungen zubereitet, im Gegenteil. In dem Video zeigt ein Polizist der Reporterin ein Versteck eines Mojiteros mit den Utensilien für die Cocktailzubereitung: in einem Abwasserkanal.

Der Polizist hebt einen Kanaldeckel hoch und holt Plastikbecher, Strohhalme und verschiedene Flaschen mit Rum und einer grünen Flüssigkeit hervor, die dem Getränk wohl den Anschein eines Mojitos geben soll, wie der Polizist erklärt. „Wir wissen jedoch nicht, woraus sie besteht“.

„Die Getränke kommen in Kontakt mit Abwasser“

Unter einem weiteren Kanaldeckel entdecken sie ähnliche Zutaten für die Strandcocktails. In dem Kanal ist Brackwasser zu sehen. Die Reporterin ist fassungslos: „Die Getränke kommen in Kontakt mit Abwasser.“ Am Strand kosten die Mixturen, deren Bestandteile in Barcelonas Abwasserkanälen lagerten, zwischen drei und fünf Euro. Viele Touristen glauben offenbar, die Händler gehörten zu den Strandbuden, den Chriniguitos, und trauen den illegalen Händlern.

Dabei liefert eine Stichprobe der spanischen Tageszeitung „ El País“ aus dem vergangenen Jahr ein weiteres Argument, auf den Erwerb der Cocktails von fliegenden Händlern lieber zu verzichten. In einem am Strand von Barcelonata gekauften Mojito stellte eine Wissenschaftlerin E.Coli-Bakterien, also Darm-Bakterien, fest. Bestimmte Stämme dieser Keime können bei Menschen schwerwiegende Erkrankungen und Infektionen auslösen.

Grenzwert an E.Coli-Bakterien im Mojito deutlich überschritten

Laut der Forscherin sei der Grenzwert in dem Mojito deutlich überschritten worden.  Der Referenzwert von coliformen Bakterien sollte demnach unter zehn liegen, in der Probe lag der Wert jedoch bei 720. Der Cocktail sei zudem viel zu warm gewesen: „Der Mojito hat eine Temperatur von 15,6 Grad“, so die Forscherin zu El País. „In jedem zugelassenen Lokal muss er zwischen drei und vier Grad liegen.“ Die Keime vermehrten sich exponentiell und die Temperatur sei entscheidend. „Derselbe Mojito, eine halbe Stunde später gekauft, könnte schon Millionen coliformer Bakterien enthalten.“

Auch an der Costa Blanca gibt es Probleme mit „Mojiteros“

Auch an der Costa Blanca im Südosten von Spanien kämpfen die Behörden gegen die Getränkehändler, wie die Zeitung „Diario informacion“ schreibt. Im Party-Ort Benidorm kann die verbotene Praxis, „alkoholische Cocktails zweifelhafter Herkunft“ zu verkaufen, mit 300 Euro Strafe geahndet werden. Jedoch seien die Mojiteros meist zahlungsunfähig.  

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Doch wer trotz Warnungen der Polizisten zum Wiederholungstäter wird, kann dort nun „wegen Ungehorsams gegenüber Autoritäten“ angezeigt werden. Richter verhängen dort jetzt etwa Geldstrafen von vier Euro pro Tag für vier Monate. Durch diese Maßnahmen seien nun deutlich weniger Mojiteros an Benidorms Stränden unterwegs. (rer)

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