Mein Haus, dein HausWie Reisen per Wohnungstausch funktioniert

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Bei Fremden Zuhause – nach diesem Prinzip funktioniert ein Haustausch.

  • Das Coronavirus hat die Urlaubspläne von vielen Menschen durchkreuzt und sie suchen nach alternativen Zielen. Hotels sind mancherorts ausgebucht. Ein Haustausch kann eine Alternative sein.
  • Das Prinzip ist simpel: Man registriert sich bei einer Wohnungstauschbörse, sucht nach Partnern und übernachtet im Haus des jeweils anderen.
  • Manfred Lypold von „HomeLink” und Tauscherin Elke Dannemann erklären wie es geht, was man beachten muss und welche Vorteile Reisen auf diese Weise hat.

Köln – In der Woche vor Pfingsten hätte Elke Dannemann eigentlich ihr Haus im niedersächsischen Oldenburg mit einer Familie aus Sachsen-Anhalt getauscht. Doch das Coronavirus hat ihre Pläne vereitelt. Bis zum 28. Mai durften in das Bundesland keine Menschen einreisen, die nicht in Sachsen-Anhalt wohnen. Elke Dannemann hat schon rund fünfzehnmal ihr Haus getauscht und währenddessen in fremden Wohnungen in Deutschland, auf Mallorca, in Luxemburg, Skandinavien und den Niederlanden gewohnt. Meistens ist die 50-Jährige mit ihrem Partner auf Reisen.

Das Prinzip ist simpel: Man meldet sich bei einem Haustauschportal an, schaut nach dem gewünschten Reiseziel und kann potentielle Tauschpartner anfragen. Sind beide Seiten an einem Tausch interessiert, wohnen sie in ihrem Urlaub im Haus des anderen.

Die Corona-Krise hat nicht nur die Reisepläne von Elke Dannemann und ihrem Partner durchkreuzt, viele Menschen können in diesem Jahr nicht ihre geplante Reise antreten, oder ziehen statt der geplanten Ferien in Spanien oder Italien einen Urlaub innerhalb Deutschlands vor. Doch viele Hotels und Ferienwohnungen sind schon ausgebucht. Ein Haustausch bietet eine Alternative zu herkömmlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Wie ein Urlaub im Zuhause einer vorher fremden Familie funktioniert, wie sicher es ist und welche Vorteile die Reise bringen kann, erklären der Vereinsvorstand des ältesten Wohnungstauschportals „HomeLink“ Manfred Lypold und die Tauscherin Elke Dannemann.

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Wie funktioniert ein Wohnungstausch?

Zunächst müsse man sich und sein Zuhause bei der Wohungstauschbörse registrieren, das eigene Haus und sich selbst beschreiben, erklärt Manfred Lypold. Nun können Tauschpartner gesucht werden und andere Mitglieder Anfragen stellen. „Bei ‚HomeLink‘ tauschen Mitglieder Nachrichten über ein System aus, ohne gleich zu Anfang die eigene Mailadresse herausgeben zu müssen – so ist ein hoher Datenschutz garantiert“, sagt der Vereinsvorsitzende. 

Was muss ich beachten?

Zunächst sei es wichtig, immer ehrlich miteinander umzugehen und das eigene Heim genau zu beschreiben, Besonderheiten zu erwähnen und zu sagen, ob es Haustiere vor Ort gibt. Manfred Lypold rät allen Tauschern, ihre Ferien über den Vertrag abzusichern, den das Portal anbietet. Es könne helfen, wenn es irgendwelche Zweifel gebe: „Einer Familie ist es bei einem Besuch in der Schweiz passiert, dass jemand aus der Nachbarschaft die Polizei rief, weil sie Fremde im Haus gesehen haben. Durch den Tauschvertrag habe sich alles schnell aufgeklärt“, sagt Lypold. Um solche Situationen zu vermeiden, rät er überdies dazu, Nachbarn und Freunde über den Tausch zu informieren.

Stiftung Warentest rät auch dazu, einen Vertrag beziehungsweise eine Vereinbarung aufzusetzen. Zudem sollten immer auch die Daten der Tauschpartner (Name, Adresse, Profil in den sozialen Medien) geprüft werden.

Was muss ich in meinem Zuhause vorbereiten?

„Die Gäste sollen sich willkommen fühlen.“ Heißt: Eine saubere Wohnung hinterlassen, Platz schaffen, damit die Tauscher ihre Koffer auspacken können, saubere Handtücher und Bettwäsche bereitlegen, ein paar Lebensmittel für den ersten Tag da lassen. „Es hinterlassen auch alle Tauscher ein Willkommensgeschenk und schreiben den Gästen wichtige Informationen auf wie Ärzte, Notfall-Telefonnummern, aber auch Tipps für die eigene Stadt.“

Kümmern sich die Gäste dann zum Beispiel auch um meine Pflanzen?

„Das ist selbstverständlich, denn Tauscher sind bei ‚Freunden‘ zu Gast und wohnen wie Zuhause“, erklärt Lypold. Bei manchen von Elke Dannemanns Tauschen, galt es auch schon mal die Haustiere zu versorgen: „Wir haben die  Hühner gefüttert oder auf Katzen aufgepasst.“ Für jemanden, der Haustiere besitze, sei ein Haustausch eine gute Art zu verreisen: Wohl wissend, dass die Tiere in der Zeit der Abwesenheit gut versorgt sind.

Welche Vorteile hat es, wenn ich per Haustauch reise, statt in einer Ferienwohnung oder einem Hotel zu übernachten?

Meistens werden die Tauscher von Nachbarn, Freunden oder auch noch den Tauschpartnern selbst vom Flughafen oder Bahnhof abgeholt, sagt Lypold. Besonders interessant sei diese Art von Urlaub für Menschen die eine Stadt, eine Region oder einen Landstrich abseits der gängigen Tipps aus Reiseführern kennenlernen möchten, sagt Elke Dannemann. „Wenn man es möchte, ist man meist sofort in die Nachbarschaft integriert. Die Familien lassen immer persönliche Tipps da.“

Für die 50-Jährige ist das Reisen per Wohnungstausch eine große Bereicherung, um abseits von ausgetretenen Wegen, neue Orte zu entdecken. „Ich bin durch den Tausch schon an einige Orte gereist, die ich mir nicht selbst ausgesucht hätte und habe dadurch ganz tolle Ecken entdeckt“, erzählt Dannemann.

Kann ich nur mitmachen, wenn ich Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses bin?

„Rechtlich ist es eindeutig auch für Mieter erlaubt, so lange sie keinen Untermietvertrag aufsetzen“, erklärt Lypold. Er empfiehlt aber, den Vermieter über den Besuch zu informieren. Verpflichtet sind Mieter dazu nicht. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes müssen nur Besucher, die länger als sechs Wochen bleiben, mitgeteilt werden.

Gibt es für Haustauscher eine maximale Aufenthaltsdauer?

Vom Kurzurlaub bis zum Sabbatical sei alles möglich. „Ab sechs Wochen sprechen wir von einem Langzeittausch.“

Muss ich einen Tausch lange im Voraus organisieren oder sind auch spontane Reisen möglich?

Elke Dannemann verreist gerne spontan. „Es gibt viele Paare, die über ‚HomeLink‘ verreisen. Das hat bisher immer sehr gut geklappt, auch mal spontan.“ Lypold ergänzt, dass beides möglich sei, bei dem Wunsch nach einem bestimmten Ziel sei es aber besser, langfristig zu planen.

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Wie teuer ist ein Haustausch?

Wer über „HomeLink“ tauscht, zahlt nach einem Gratismonat einen Beitrag von 140 Euro im Jahr und kann so oft tauschen, wie er möchte. „Wegen der Corona-Krise verschenken wir zwei Monate kostenfreie Verlängerung“, sagt Lypold. Andere Tauschportale haben meist auch einen Jahresbeitrag (siehe Infokasten).

Haustauschportale mit einer deutschsprachigen Webseite

HomeLink

Die Tauschbörse gibt es schon seit 1953. Getauscht werden können nicht nur Wohnungen oder Häuser. Es ist auch möglich, das Auto der Tauschpartner während des Urlaubs zu nutzen. HomeLink zählt jährlich rund 30.000 Tausche. Man kann in über 70 Länder reisen. Der Jahresbeitrag kostet 140 Euro. Man kann so oft tauschen, wie man möchte. Probemonat möglich. Mehr Informationen hier.

Home Exchange

Bei Home Exchange (Zusammenschluss der ehemaligen Portale Haustauschferien und Guest to Guest) können Mitglieder Tausche organisieren, aber auch einseitige Besuche. Dafür bekommt man sogenannte GuestPoints, die man bei eigenen Aufenthalten verwenden kann. Es gibt 400.000 Tauschdomizile in 187 Ländern. Die Registrierung ist kostenlos und ein Jahresabo kostet 130 Euro. Man kann so oft tauschen, wie man möchte. Mehr Informationen hier.

Intervac

Bei Intervac können Tauschwillige aus über 20.000 Angeboten in rund 50 Ländern auswählen. Der Jahresbeitrag kostet 110 Euro und 195 Euro für zwei Jahre. Das Portal bietet eine siebentägige Probemitgliedschaft an. Für die Registrierung wird eine Kreditkarte benötigt. Mehr Informationen hier.

Ist ein Tausch sicher?

„Alle Tauscher sollten eine Haftpflicht- und eine Hausratversicherung abschließen, um abgesichert zu sein“, rät Lypold. Außerdem sei der Tausch aber auch über das Portal abgesichert.

Bedenken bezüglich möglicher Schäden bei einem Haustausch wiegelt Elke Dannemann ab. Bisher sei noch nie etwas passiert. „Die gegenseitige Gastfreundschaft und der freundschaftliche Umgang miteinander sind weitere schöne Seiten dieser Reiseart“, schildert sie. Das Haus so zu hinterlassen, wie man es vorgefunden hat, ist selbstverständlich. Gastgeschenke und Dankesbriefe inklusive.

Probleme, Fremde in ihr Zuhause zu lassen, hat sie nicht. „Rein theoretisch könnten die Besucher natürlich in alle Schränke schauen, doch die Frage sei, wer das wirklich macht. Schließlich möchten die Gäste die Stadt entdecken und Urlaub machen. Es gibt zweifelsfrei Spannenderes zu entdecken, als die alten Steuerklärungen in irgendwelchen Aktenordner zu erforschen“, meint Dannemann.

Was, wenn ein Tausch kurzfristig nicht stattfinden kann? Fällt meine Reise ins Wasser?

Darüber müssten sich Tauschwillige keine Gedanken machen. „Wir helfen intensiv, einen Ersatz zu finden und finanzieren notfalls ein Ersatzquartier mit, damit die geplante Reise stattfinden kann“, sagt Lypold.

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