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Sitzen macht krankWarum Stehen am Schreibtisch nicht die Lösung ist

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau sitzt vor dem Computer.

Langes Sitzen ist nicht gesund. Aber was hilft, wenn die Arbeit am Schreibtisch ruft?

Gesund ist das häufige Sitzen im Büro nicht. Viele gehen deshalb dazu über, an einem Stehschreibtisch zu arbeiten. Doch eine neue Studie stellt genau das jetzt infrage.

Um das ständige Sitzen im Arbeitsalltag kommen viele Menschen nicht herum. Ein Bericht der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass jeder und jede Deutsche im Durschnitt 9,2 Stunden pro Werktag sitzt. Viel zu lange.

Um das zu kompensieren, wechseln immer mehr Büroarbeitende zu einem höhenverstellbaren Schreibtisch. Sie stehen, um die langen Sitzperioden zu verringern. Doch ist das wirklich gesünder?

Sitzen verkürzt das Leben

Dass zu langes Sitzen ungesund ist, ist weitgehend bekannt. Schon länger gilt Sitzen als das neue Rauchen – hat es doch ähnliche Folgen: Die Inaktivität ist schlecht für den Kreislauf und das Herz und kann chronische Krankheiten wie Typ‑2-Diabetes, einige Formen von Krebs und Muskelbeschwerden begünstigen. Außerdem geht es mit einem höheren Risiko für Regulationsstörungen des Blutdrucks einher. Blutgerinnsel, also Thrombosen, können die Folge sein.

Allgemein wird Vielsitzerinnen und Vielsitzern eine kürzere Lebenserwartung zugesprochen. Besonders schädlich ist das lange Sitzen für Menschen, die sich in ihrer Freizeit nicht aktiv betätigen oder Sport treiben.

Hilft Stehen dem Herz-Kreislauf-System?

Eine neue Studie von der Universität von Sydney hat nun herausgefunden, dass Stehen im Büro nicht unbedingt besser ist. Für die Forschungsarbeit wurden Daten von mehr als 80.000 Erwachsenen genauer analysiert.

Die Studienteilnehmenden hatten keine Herzerkrankungen und trugen zur Aufzeichnung Geräte zur Bewegungsverfolgung an ihren Handgelenken. Das Forschungsteam stellte fest, dass das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Menschen, die zwei Stunden am Stehschreibtisch verbrachten, unverändert war. Mit jeden weiteren 30 Minuten nahm das Risiko jedoch um 11 Prozent zu. Ein größeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bilde das Stehen im Vergleich zum Sitzen laut Studie allerdings nicht.

„Die wichtigste Erkenntnis ist, dass zu langes Stehen keinen Ausgleich zu einem ansonsten sitzenden Lebensstil darstellt und für manche Menschen ein Risiko für die Gesundheit des Kreislaufs darstellen könnte“, sagte Matthew Ahmadi, Studienautor von der medizinischen und gesundheitlichen Fakultät der Universität von Sydney. Denn auch bei zu langem Stehen könne das Risiko für andere Kreislauferkrankungen wie Krampfadern und Thrombosen steigen. Auch die Muskeln könnten darunter leiden und Schmerzen entstehen.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 empfahl deshalb etwa, das Stehen auf 40 Minuten am Stück zu beschränken, um Schmerzen in Muskeln und Gelenken vorzubeugen. Aber was hilft nun gegen die negativen Effekte des langen Sitzens – und wohl auch Stehens?

Was stattdessen helfen kann

Die Antwort ist recht simpel: mehr Bewegung über den Tag verteilt einbauen. Sowohl in der Freizeit als auch im Job. Die Blutzirkulation, die Gesundheit des Herzens und ebenso die mentale Gesundheit können dadurch gestärkt werden.

Auch die australischen Forschenden empfehlen in ihrer Studie: „Machen Sie regelmäßig Pausen. Gehen Sie mehr umher. Nutzen Sie zum Beispiel Meetings, um gemeinsam eine Runde zu laufen. Nehmen Sie die Treppe oder nutzen Sie die Mittagspause, um sich etwas zu bewegen.“

Bereits sich zwei Minuten alle 20 Minuten zu bewegen, kann viel bewirken. Auch ein paar Kniebeugen führen zu positiven Effekten. Um das Risiko von Herzkrankheiten zu senken, können schon 30 Minuten moderate Übungen oder sechs Minuten intensiven Trainings am Tag helfen und einen Unterschied für die Gesundheit machen. Selbst bei Menschen, die für länger als elf Stunden am Tag sitzen.