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„Unsere Hühner sind leider Rassisten“Vom Alltag mit 7 Hennen im eigenen Garten

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Unser Redakteur Thorsten Breitkopf und seine Tochter Mila haben sich Hühner zugelegt.

Kaarst – Die Pandemie und die Lockdowns haben uns verändert. Das spürt man nicht nur an Homeoffice und Umtrunk via Zoom. Die Isolation hat in vielen Menschen eine Sehnsucht nach einem Bisschen heiler Welt ausgelöst. Und die ist für viele in etwa so, wie das was bei der Kinder-TV-Serie „Shaun das Schaf“ und dessen etwas verblödetem Bauern auf dem Hof normal ist. Ein verwilderter Garten, schlaue und zufriedene Tiere und das Gefühl: Hier ist die Welt in Ordnung. Ein Stück genau davon wollten wir haben. Unsere Tochter Mila (18 Monate) soll mit Tieren aufwachsen. Schlaue Schafe oder fiese Schweine zu halten wie bei Shaun fällt mangels Platz und hygienischen Ansprüchen leider flach. Für einen Hund, den wir uns sehr wünschten, fehlt die Zeit. Die Lösung: Hühner müssen her. Das ist im Übrigen auch in der Stadt oder im Ballungsraum möglich, zumindest wenn man einen kleinen, am besten natürlich einen großen, Garten hat.

Den Gedanken hatten wir nicht allein. Hühner im eigenen Garten zu halten ist ein echter Trend. Die Zahl der privaten Hühnerhalter steigt seit Jahren, seit dem Corona-Jahr 2020 gibt es einen regelrechten Boom. Das zeigen Zahlen von der Tierseuchenkasse, bei denen Hühnerhaltung gemeldet wird. Unter den dort gemeldeten Haltern von weniger als 50 Tieren sind fast nur Hobby-Halter: 2020 verzeichnet die Tierseuchenkasse NRW einen Anstieg um neun Prozent, und zwar nicht nur auf dem Land, sondern auch in den urbanen Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf. Der Trend geht zum Stadthuhn.

Unsere Hühner sind Rassisten

Seit diesem Frühjahr leben nun Mira, Mina, Mini und Mia bei uns. Die Namen haben wir extra mit großer Ähnlichkeit zu dem unserer Tochter Mila gewählt. Es macht einen großen Spaß, wenn Milas Großeltern da sind und immer durcheinanderkommen wenn wir uns zurufen. „Mira macht auf den Rasen“, „Mila ist im Bett“, „Mina kommt in den Suppentopf“ oder „Mia rupft Mini die Federn aus.“ Später kamen noch Marta, Marla und Magda dazu.

Leider muss ich sagen: Unsere Hühner sind Rassisten. Die vier Erstgenannten sind Zwerg-Wyandotten. Das ist eine uralte Hühnerrasse, die vor gut 100 Jahren von Amerika nach Deutschland gekommen ist. Der weitverbreiteten Hühnerliteratur ist zu entnehmen, dass sie die am weitesten verbreitete Zwerghuhnrasse Deutschlands ist. Mira, Mina, Mini und Mia haben jede eine andere Farbe. Und sie haben eine ausgeprägte Abneigung gegen Marta, Marla und deren Gang. Die sind Zwerg-Welsumer, der Herkunft nach Holländer. Einem anderen einschlägigen Hühnerbuch war zu entnehmen, dass diese die am weitesten verbreitete Zwerghuhnrasse ist. Das sagt leider auch etwas über dieses Literaturgenre aus. Jedes Buch gibt einem ganz andere Ratschläge. Später mehr. Diese beiden Hühner-Banden jedenfalls gehen sich im Garten ganztägig aus dem Weg. Sind die Amerikaner an der rechten Grundstücksgrenze, ziehen die Holländer an die Linke und umgekehrt. Nur im Stall müssen sie notgedrungen miteinander klarkommen.

Die meisten Zwerghühner wurden aus größeren Rassen „erzüchtet“, also die jeweils Kleinsten immer wieder miteinander verpaart. Wer das für Tierquälerei hält, sollte sich mal vor Augen führen, woher die Eier aus dem Supermarkt oder das Hähnchen am Grillstand herkommen. Denn in der Landwirtschaft werden heute fast ausschließlich Hybridhühner verwendet. Die sind so gezüchtet, dass sie entweder binnen weniger Tage nicht überlebensfähig dick werden, oder dass sie massenhaft Eier legen. Das jeweils nicht gebrauchte Tier, also Hahn oder Henne, wird bereits als Küken getötet. Meine Rassehühner dagegen sind „Zweinutzungshühner“. Sie legen einigermaßen viele Eier und werden einigermaßen fett. Beides nicht so gut wie ihre Turbo-Verwandten auf der Hühnerfarm. Aber immerhin.

Schritt Eins zum Huhn: Der Stall

Aber wie kommt man nun zu Hühnern? Erstmal brauchen Sie einen Stall. Ein Blick ins Internet bestätigt, was für eine Modewelle da gerade über uns schwappt. Denn das Angebot an Bausätzen für kleine Hühnerställe ist gigantisch. Natürlich kann man einen Hühnerstall auch komplett selbst bauen. Doch im Corona-Jahr waren Baumärkte oft geschlossen. Obendrein ist es eine Kostenfrage. Denn Material ist teuer. Und dank eines umkämpften Marktes sind die Bausätze erschwinglich und eine echte Alternative zum Selbst-Designen. Und wenn Sie sich jetzt als „maximal handwerklich unbegabt“ bezeichnen, dann möchte ich Ihnen die Angst vor dem Bausatz nehmen. Wer einmal einen Schrank namens PAX aus einem schwedischen Möbelhaus aufgebaut hat, ist bereits deutlich überqualifiziert für einen Hühnerstallbausatz. Die Kenntnisse für das Regal Billy und ein Akkuschrauber sind vollkommen ausreichend. Es sei denn Sie haben einen Hang zu „schwedenrot“, wie ich, dann brauchen sie auch noch einen Pinsel und Farbe.

Unser Modell heißt „OO Farmer XL“ und hat unter 300 Euro gekostet. Nicht gelogen: Nach drei Stunden war er aufgebaut. Die meisten Elemente waren schon vorgefertigt, und so entstand das Heim von Mira, Marla und Co. in weniger als drei Stunden.

Aber worauf achten bei der Auswahl? Unser Stall ist für sechs Großhühner ausgelegt, also Platz genug für unsere sieben Zwerghühner. Wir haben uns dazu entschieden, alle Stangen, auf denen die Hühner schlafen, auf die gleiche Höhe zu montieren. Denn sonst gibt es Streit, wer oben schlafen darf. Hinten am Stall ist eine Art Kofferraum mit Deckel. Da legen die Hühner ihre Eier rein, als hätte ihnen jemand gesagt, dass sie das so machen sollen. Und ganz ohne in den Stall zu krabbeln, kann man jeden Morgen die Frühstückseier abräumen und selber essen.

Der Stall steht praktisch auf Stelzen, und unter dem Häuschen haben die Hühner ein trockenes Plätzchen, falls sie mal nicht in den Auslauf dürfen, etwa weil das Veterinäramt das wegen einer Geflügelseuche anordnen sollte, was nicht selten ist.

Schritt Zwei: Der Auslauf

Auslauf ist das Nächste. Anfangs haben wir die Hühner im ganzen Garten laufen lassen. Das war eine Attraktion. Besucher fühlten sich wie im Zoo. Und unsere Tochter Mila jagte die Hühner je nach Lust mal in die eine und in die andere Ecke, ganz ohne darauf zu achten, dass unser Hühnervolk ja aus zwei rivalisierenden Stämmen besteht. Wirklich weglaufen, das machen unsere Hühner nicht, sie bleiben in Sichtweite ihres schönen Stalls. All das hatte gewisse Vorzüge. Unkraut in den Rabatten gab es nach ein paar Wochen nicht mehr. Der Einsatz von Rindenmulch hatte sich erledigt. Die Hühner scharrten alles weg und düngten den Rasen. Doch irgendwann düngten sie auch die Wege, die Terrasse, und alles was darauf stand, ohne dass das so mit uns abgesprochen war. So ging es nicht weiter.

Daher haben wir sie in einen kleinen, schattigen Teil des Gartens verbannt. Drumherum kam ein Zaun. 80 Quadratmeter Auslauf für sieben kleine Zwerghühner, ein Traum fürs Vieh, dachte ich. Jede Ecke habe ich sorgfältig mit Maschendraht abgedichtet, damit die Hühner nicht ausbüchsen. Allerdings habe ich eine entscheidende Tatsache schlicht vergessen: Hühner sind Vögel. Sie können fliegen! Und so erhoben sich die Tiere mühelos über jenen Zaun und machten sich im ganzen Garten breit. Oder auf dem Dach ihres Stalls. Wie aber im Garten nun eine Flugverbotszone für Hühner aufrechterhalten?

Der Tipp kam von einem Kölner Bekannten: „Den Hühnern die Flügel stutzen“. Aber bevor Peta nun bei mir vorm Stall demonstriert: Natürlich nicht wirklich die Flügel, sondern bestimmte Schwungfedern, die nachwachsen, und nur auf einer Seite. Das verhindert, dass die Laufvögel abheben können. Trotz anderslautender Gerüchte ist es weder verboten, noch Tierquälerei. Die Federn sind tot, wie die Haare beim Menschen. Natürlich muss man aufpassen, nicht ins Fleisch zu schneiden. Und Spaß macht es weder den Hühnern noch mir. Aber auf dem Rasen sind die Hühner Greifvögeln schutzlos ausgesetzt. Und jetzt sind sie in ihrem Pferch, unter schattigen Bäumen geschützt. Obendrein können sie dort nach Belieben scharren, bis sie meinetwegen auf Braunkohle stoßen, sie graben und buddeln wie die Weltmeister.

Fünf bis zehn Quadratmeter Freilauf sollten es sein, pro Huhn versteht sich. Bei uns haben sie etwas am schrägen Hang, der vorher ungenutzt, verwildert und ungepflegt war. Für die Hühner und uns eine Win-Win-Situation. Denn schon bald wächst dank der Scharrerei außer den Bäumen nicht mehr viel in der einstigen Unkrautecke.

Die Klappe vom Hühnerstall ist das technische Highlight des gesamten Geflügel-Projektes, sozusagen das iPhone 13 für digital-affine Hühnerhalter. Sie kostet 120 Euro extra und ist aus Aluminium. Dank eines Sensors öffnet sie sich bei Sonnenaufgang, und die Hühner können nach Belieben in ihren Freilauf. Bei Einbruch der Dunkelheit schließt sie sich wieder und schützt das Hühnervolk so bislang erfolgreich vor Marder und Fuchs. Ist ein Huhn unter der Klappe, bleibt die Klappe zuverlässig stehen. Die Sorge, sie könnte schließen, bevor die Hühner drin sind, entpuppte sich als unbegründet. Als hätten die Hühner eine gut laufende Armbanduhr gehen sie pünktlich zum Tagesende alle selbstständig in ihren Stall. In der umgekehrten Reihenfolge, in der sie morgens rausmarschiert sind. Warum sie das tun, wissen wir nicht. Wir haben es ihnen jedenfalls nicht befohlen, sie machen es absolut freiwillig und äußerst zuverlässig. Dennoch mache ich jeden Abend noch mit der Taschenlampe eine Vollständigkeitszählung im Stall, ob nicht doch eines verbotener Weise im Baum schläft.

Hühner, die einen Namen haben, werden per se nicht geschlachtet

Aber wozu Hühner? Eier und Fleisch werden die Pragmatiker unter Ihnen sagen. Prinzipiell stimmt das. Doch Letzteres ist bei uns im Rahmen einer familiären Generalamnestie untersagt. Man kann Hühner schlachten, und wir leben auch keineswegs vegetarisch. Ich selbst bin sogar Jäger und durchaus bereit und in der Lage, Tieren das Leben zu nehmen, um sie später zu essen. Aber Hühner, die in unserem Garten hausen und alle einen Namen haben, werden per se nicht geschlachtet! Auch wenn Milas Opa das lieber anders sehen würde und Marla oder Magda in der Suppe nicht abgeneigt wäre. Gibt’s aber nicht. Obendrein ist an so einem Zwerghuhn von 900 Gramm mit Federn und Knochen auch nicht viel dran. Und für netto 400 Gramm Hühnchenfleisch einen halben Tag Federn zu rupfen, sehen wir auch nicht ein.

Anders sieht die Nutzung der Eier aus. Die drei Welsumer Zwerge sind drei Jahre alt und damit eigentlich schon Rentnerinnen. Dennoch legt jedes von Ihnen etwa zwei, drei Eier in der Woche. Diese sind braun und fast so groß wie ein Standard-Ei aus dem Supermarkt. Allerdings schmecken die Eier unserer Hühner besser, oder zumindest erzählen wir das allen. Tatsache ist jedenfalls, dass sie viel mehr Eigelb und entsprechend viel weniger Eiweiß haben. Die vier Wyandotten sind erst knapp 30 Wochen alt, sie sind also Teenager und legen noch keine Eier. Den Kasten, in den sie Eier legen sollten, nutzen sie unerlaubter Weise als Bett, anders gesagt: Sie pubertieren noch ein bisschen herum, bis sie zu guten Eierlegerinnen heranwachsen. Die Zeit dazu geben wir ihnen gerne.

Da wir ja eigentlich einen Hund haben wollten, müssen es die Hühner auch über sich ergehen lassen, dass sie gestreichelt werden. Die kleineren Braunen und das Beige mögen das. Das weiße Huhn Mini dagegen entzieht sich dem Versuch durch behende Flucht. Die drei Senior-Welsumer-Hennen ertragen es geduldig und scheinen es von der Vorbesitzerin zu kennen.

Wo sollen die Hühner herkommen?

Die für den werdenden Hühnerhalter entscheidende Frage zurzeit ist: Woher sollen die Hühner kommen? Denn angesichts der sprunghaft gestiegenen Nachfrage in Corona-Zeiten sind Zwerghühner Mangelware. In Internetportalen findet man hin und wieder welche. Doch die Welt der Hühnerzüchter ist speziell. In den Anzeigen steht nicht: „Drei Hühner zu verkaufen“. Die Hühnerleute haben ihre eigene Sprache. Steht da etwa „Dt. Zwerg-W., braun-porzellanfarbig; 1:2 abzugeben“, dann heißt das: Ein Hahn, zwei Hennen in der Farbe braun mit weißen Punkten. Die Farbenbezeichnungen der Hühner sind ebenfalls eine Welt für sich und mitunter sehr unterhaltsam. Unsere jüngeren Hühner sind etwa „blau-schwarz-columbia“, „rebhuhn“, „gesperbert“ oder „rot-schwarz-gebändert“. Welche Farbe wirklich dahinter steckt, bleibt im Verborgenen. Blau sind die Hühner jedenfalls nie, und was „columbia“ sein soll, ist uns ein Rätsel.

Eine häufig angebotene Alternative sind entweder kleine Küken, die von einer anderen Henne großgezogen werden, oder sogar direkt Bruteier zum Ausbrüten in einer Maschine. Anders als Eier im Supermarkt sind diese befruchtet, so dass ein Küken rauskommt. Im Internet steht in den Anzeigen oft „keine Bruteier“. Das heißt aber nichts und steht dort nur, weil Ebay den Handel mit solchen bebrüteten Eiern in den AGB untersagt hat. Die Küken aufwachsen zu sehen, ist natürlich das Niedlichste, was ein Hühnerhalter so erleben kann. Doch Vorsicht: Statistisch gesehen wird aus jedem zweiten Küken ein Hahn. Mehr als einen können Sie aber nicht halten, weil die sich ernsthaft an den Kragen gehen. Also müssen sie vor dem Erwachsenwerden alle überzähligen Hähnchen irgendwie loswerden. Weil aber jeder einen Hahn und viele Hennen haben möchte, bleibt nur ein Ausweg. Für uns mit unserer Null-Schlachten-Doktrin kamen Küken also nicht infrage.

Apropos Hahn. Es soll Orte geben, an denen dessen Haltung verboten ist, wegen des Lärms. Über kaum eine Sache gibt es mehr kuriose Gerichtsurteile wie den Hahnenschrei und den darauf folgenden Nachbarschaftsstreit. Wir wohnen in einer Gegend nahe zwei Autobahnen und mit Fluglärm. Wir haben also darauf verzichtet, die lärmgeplagte Nachbarschaft auch noch mit einem krähenden Hahn zu ärgern. Unsere Tiere leben in einer reinen Hennen-WG. Auf die Legeleistung hat das Fehlen des Hahns übrigens keinen Einfluss. Und damit die Nachbarn sich nicht über das Gackern der Hennen, das es selten gibt, beschweren, bestechen wir sie regelmäßig mit frischen Eiern. Bislang funktioniert diese Taktik.

Wieviel kostet die Hühnerhaltung?

„Money for nothing, chicks for free“ sangen einst die Dire Straits. Was immer sie damit meinten, es stimmt nicht. Hühner kosten Geld. Die farbschönen Wyandotten haben über 30 Euro das Stück gekostet, der Stall kostete Geld, Näpfe, Tränken noch mal 60 Euro. Ein Schild mit der Aufschrift „Hier wache ich“, und einem grimmigen Hühnerkopf drauf für zehn Euro ist zwar nicht obligatorisch, aber lustig. Dazu kommt Futter, Grit (Kalk) und Impfungen. Ist das Equipment erstmal da, verdienen die Hühner ihr Futter durch die wegfallenden Eier-Einkäufe in etwa selbst. Außerdem sind Hühner wunderbare Essensresteverwerter. Übrigen Salat, gekochte und ungewürzte Kartoffeln oder Reis sind für sie Delikatessen, viele Gemüsereste auch. Und bei Ihnen wäre das wohl im Biomüll gelandet. Nur Avocados kriegen sie nicht, die sind für Hühner giftig, sagen die widersprüchlichen Bücher diesmal unisono.

Kurz zu den Büchern: Da gibt es zwei Kategorien. Die eine kommt etwas bio-öko-modern daher, duzt den Leser und erklärt auf Grundschulniveau, was ein Huhn ist, wie viele Beine es hat und wie toll es ist, nachhaltig frische Bio-Eier zu erhalten. Sympathisch und unterhaltsam daher kommen die Ratgeber mit Namen wie „Hühnerhaltung, gut durchdacht!“ Leider kratzen sie etwas an der Oberfläche und lassen viele wichtige Detailfragen offen.

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Das Gegenteil sind andere Bücher, wie etwa die Reihe „Expertenwissen Geflügelzucht – Wyandotten und Zwerg-Wyandotten“. Dieses setzt etwa voraus, dass man Dinge wie den Zusammenhang zwischen „F2-Generation“ und „Spalterbigkeit“ selbstverständlich kennt. Es enthält neben wunderschönen Farbbildern Texte wie „Gelb durchsetzte Brustfarbe und nicht durchgefärbtes Flügeldreieck, Fehlen des braunen Farbtons im Mantelgefieder und gelbe Brustfarbe gelten als grobe Fehler“. Was bitte? Meine Hühner – damit konfrontiert – wollten jedenfalls keinen „groben Fehler“ einräumen.

Man muss sich also eher mit Ratschlägen erfahrener Hühnerzüchter schlau machen, um keine „groben Fehler“ zu begehen.

Für Hühner besteht Impfpflicht

Impfgegner in den Reihen der Hühner haben es übrigens schwer. Anders als bei uns Menschen gibt es bei Hühnern eine Impfpflicht, und zwar gegen die Vogelgrippe. Dazu muss man aber nicht zwingend zum Arzt, die Impfung verabreichen Sie übers Wasser. Wir wären aber nicht in Deutschland, gäbe es für die Hühner und Sie nicht noch ein paar behördliche Dinge zu erledigen. Wie Menschen, Wohngebäudeumbauten und Kraftwagen auch, sind Hühner in Deutschland meldepflichtig. Und zwar doppelt. Einmal muss man der Kreisverwaltung oder Stadt mitteilen, wie viele Hühner man hat. Und dann auch noch der Tierseuchenkasse, die eine kleine Gebühr erhebt. Ist aber insgesamt kein großer Verwaltungsakt und ja auch sinnvoll, wenn irgendeine Vogelseuche ausbricht.

Und die Schattenseiten der Hühnerschar? Das Saubermachen des Stalls ist sicher eher Pflicht als Kür, aber auch nicht so schlimm wie vorgestellt. Wer das Abenteuer eingeht, Hühner zu halten, ist auch deren Protektor. Das heißt, er muss sie mit einem absolut dichten Stall vor Raubtieren schützen, was aufwendiger ist als gedacht. Und doch muss man mit einem Restrisiko leben. Und was ist die Kür außer Eieressen? Im Internet gibt es diverse Videos zum Thema Hühner-Agilty und wie man den Tieren mit einem Clicker Tricks beibringt. Das macht das Huhn dann noch mehr zum Hundeersatz. Das probieren wir diesen Sommer mal aus.

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