Draufzahlen fürs ErsparteWie kann ich mein Geld vor Negativzinsen schützen?

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Negativzinsen können dafür sorgen, dass das gesparte Geld immer weniger wird.

Köln – Das Ersparte auf dem Konto ruhen lassen und dafür Zinsen kassieren, diese Zeiten sind schon länger vorbei. Die meisten Banken zahlen nur noch Zinsen im Promillebereich. Stattdessen kommt es schlimmer, denn die Zahl der Banken, die sogar Negativzinsen einführen, wächst. Auch in Köln und der Region müssen immer mehr Kunden für Tagesgeld- und Girokonten draufzahlen, wie aus einer Auflistung des Kölner Stadt-Anzeigers hervorgeht. „Das ist ein Thema, mit dem sich viele Sparer jetzt leider beschäftigen müssen“, mahnt David Riechmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Warum ist das so und was können Verbraucher tun, die so einen Bescheid von ihrer Bank erhalten haben? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund ums Thema.

Warum führen Geldinstitute Negativzinsen ein?

Wenn Banken und Sparkassen von Privatkunden Negativzinsen verlangen, ist das keine Böswilligkeit der Geldinstitute. Lange galt dieses Vorgehen als absolutes Tabuthema. Doch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt die Richtung vor. So wird es für die Institute zunehmend schwieriger, das Geld ihrer Kunden gewinnbringend anzulegen. Bringen sie ihre überschüssigen Gelder bei der EZB unter, müssen sie sogar selbst 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Und wenn die Banken und Sparkassen beim Anlegen des Gelds ihrer Kunden keine Gewinne machen, können die Kunden dies auch nicht. Sonst geht die Rechnung nicht auf.

Wer ist von Negativzinsen betroffen?

Um die ausbleibenden Gewinne wieder reinzuholen, greifen Geldinstitute auf sogenannte „Verwahrentgelte“ zurück – Negativzinsen, die die Kunden tragen. David Riechmann, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, erklärt: „Das bedeutet, dass die kontoführende Bank ab einem bestimmten Betrag regelmäßig für darüber liegendes Guthaben neben den üblichen Kontoführungsgebühren weitere Entgelte erhebt.“ Bislang traf dies häufig Firmen oder besonders vermögende Kunden. Doch die Schwelle, ab der man für das Parken seines Vermögens etwas zahlen muss, wird immer niedriger. Häufig seien Kunden mit Einlagen von über 100.000 Euro betroffen, sagt Riechmann, „es gibt aber auch Institute, die im niedrigen fünfstelligen Bereich anfangen.“

Kann meine Hausbank einfach so Negativzinsen von mir verlangen?

Einfach so einführen können die Geldinstitute die Negativzinsen aber nicht – zumindest dann, wenn man selbst schon länger ein Konto bei der jeweiligen Bank oder Sparkasse besitzt. „Als Bestandskunde sollte nach unserer Meinung keine Einführung über Änderung des Preis- und Leistungsverzeichnisses möglich sein“, sagt David Riechmann. Bei Bestandskunden versuchten es die Geldinstitute daher meist mit einer „persönlichen Ansprache an den Kunden, um mit diesem eine Vereinbarung abzuschließen.“ Hier rät Riechmann, immer genau hinzuschauen, wenn Post von der eigenen Bank kommt. Zudem sollte man „nicht einfach alles abnicken.“ Im Zweifel könne man sich auch an die Verbraucherzentrale wenden.

Und was gilt für Neukunden?

Leichter haben es Banken bei Neukunden. Hier wird ein neues Vertragsverhältnis aufgesetzt, zu dem immer häufiger auch Negativzinsen zählen. So seien Neukunden durchaus häufig von den sogenannten Verwahrentgelten betroffen, „selbst wenn dies Bestandskunden nicht trifft“, so Riechmann. Bei dem Wechsel des Geldinstituts sollte man also wachsam sein. „Sollte man wechseln wollen, dann sind die Konditionen – also ab welchem Betrag und in welcher Höhe zusätzliche Belastungen anfallen – ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der neuen Bank.“ Gibt es kein passendes Angebot, hat Riechmann einen Tipp: „Man kann sein Guthaben auf mehrere Institute verteilen, jeweils nach den entsprechenden Grenzen oder bei Festgeldkonten hinterlegen – sofern man es nicht zeitnah braucht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Soll ich mein Erspartes besser auf viele Konten verteilen?

David Riechmann warnt allerdings davor, aus Angst vor Negativzinsen zu schnell zu handeln und zu viel Geld auf einmal zu verschieben. So gebe es durchaus gute Gründe, Geld täglich abrufbar auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto zu haben. Für den geplanten Hauskauf, die Weltreise, oder einfach aus Corona-bedingten Unsicherheiten. „Daher raten wir dazu, nicht sofort alles Geld umzuschichten, sondern zu überlegen, welchen Zweck das gesparte Geld hat und wann man darauf zugreifen möchte“, sagt Riechmann. Auf dieser Grundlage sollte man entscheiden, wie man das jeweilige Geld anlegt. Und sich darauf passend ein Angebot suchen, mit dem man von Negativzinsen verschont bleibt. Zudem weist er darauf hin, dass es auch bei der Investition in Fonds oder Aktien zu durchaus spürbaren Einschnitten kommen kann, etwa durch Provisionen, Abschlussgebühren oder Kursschwankungen.

KStA abonnieren