Schein-Angebote, lange WegeVerbraucherschützer warnen vor Tricks der Supermärkte

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Mann geht im Supermarkt einkaufen

Supermärkte überlassen in der Präsentation ihrer Produkte nichts dem Zufall. 

Köln – Innerhalb nur weniger Augenblicke entscheiden sich Kunden, ob sie ein Produkt kaufen – oder nicht. Das wissen auch die Supermärkte und präsentieren ihre Produkte dementsprechend, sodass besonders die teuren den Kunden ins Auge springen. Dass der Verbraucher bei einem ausgiebigen Einkaufsbummel auch viel Unnützes in den Einkaufswagen legt oder Produkte, die bei gleicher Qualität teurer als das Pendant im Regal darunter sind, muss nicht sein.

Das meint auch die Verbraucherzentrale NRW und hat im Ratgeber „Haushalt im Griff“ die häufigsten Einkaufsfallen zusammengestellt. Wer diese aber kennt, fällt nicht mehr so schnell darauf hinein:

Große Einkaufswagen

Auch wenn der Standardeinkauf statistisch nur zehn Teile umfasst, sind die Einkaufswagen in der Regel viel größer. „Man hat unbewusst das Gefühl, den Wagen füllen zu müssen, damit sich die Fahrt zum Supermarkt überhaupt lohnt“, so die Verbraucherschützer. Ein weiterer Trick, der uns dazu konditionieren soll, mehr zu kaufen: Viele Einkaufswagen im Supermarkt lassen sich leichter schieben, wenn sie voller sind.

Tipp: Lieber zu Einkaufskörben greifen, denn die müssen getragen werden. Jedes zusätzliche Gramm macht sich da direkt bemerkbar: „Wer schleppt, bekommt eher ein Gefühl für die eingekaufte Menge.“

 Lange Wege

Supermärkte sind mit Absicht so aufgebaut, dass man in den langen Gängen sehr viel Zeit verbringen kann. Hier geschaut, dort gebummelt und doch noch einen Gang mitgenommen: Genau das möchten die Macher bezwecken. Denn wer durch die Regale bummelt, kauft eher Produkte, die er gar nicht braucht.

Tipp: „Schnell rein und schnell wieder raus“ schützt vor Fehlkäufen.

 Teure Produkte auf Augenhöhe

Lange Regale und unterschiedliche Produkte – so weit das Auge reicht. Doch es gibt Platzierungen, die attraktiver sind als andere. Denn auf Augen- und Greifhöhe sieht – und greift – der Kunde oft zuerst hin. Darum platzieren Supermärkte dort oft die teureren Produkte. Dumm ist also der Kunde, der beim Einkaufen die Nase nur oben trägt.

Tipp: Es lohnt sich, in die Knie zu gehen und nach Produkten Ausschau zu halten, die nicht auf Augenhöhe platziert wurden.

 Dieselben Produkte sind mehrmals im Laden prominent platziert

Wenn uns ein und dasselbe Produkt im Supermarkt mehrmals begegnet, dann mit Absicht. Je größer die Sichtbarkeit, desto eher kaufen wir es. „Es wird gekauft, weil es da ist und nicht, weil es gebraucht wird.“ Auch deshalb stellen Supermärkte bestimmte Produkte an exponierten Stellen, die von vielen Punkten des Marktes aus einsehbar sind und an denen man idealerweise mehrfach vorbeikommt.

Tipp: Greifen Sie zu einem der Produkte, die mehrmals prominent platziert sind, hinterfragen Sie die Entscheidung. Eventuell gibt es gute Gründe für einen Kauf. Vielleicht steht das Produkt ja sowieso auf der Einkaufsliste. Dann ist es auch in Ordnung.

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 Am Ende wird’s teuer

Produkte am Regalende sind oft teurer als die am Anfang. Denn Studien haben belegt, dass Kunden Supermarkt-Regale – ähnlich wie Bücherseiten – von links nach rechts lesen. Sind die am Ende angekommen, halten sie kurz inne und der Blick bleibt auf das Regalende gerichtet. Darum werden dort meist teurere Produkte platziert. Am Regalanfang hingegen oftmals die günstigeren Angebote.  

Tipp: Schon „zu Beginn“ des Regals aufmerksam sein und Preise der Produkte vergleichen.  

 Es sieht aus wie ein Angebot, ist jedoch keins

Auch wenn Produkte auf einer Palette getürmt sind oder auf einem Wühltisch liegen, stecken nicht immer Schnäppchen zu dahinter. Dass die Kunden bei einer solchen Aufmachung mit günstigen Angeboten rechnen, wissen auch die Supermärkte und präsentieren ihre Produkte dementsprechend.

Tipp: Unbedingt den Preis mit den Produkten im Regal vergleichen. Nicht alles, was „Schnäppchen“ schreit, ist auch eins. 

Passende Begleiter

Die BBQ-Sauce passt hervorragend zum Grillfleisch? Ja, auf jeden Fall. Wer also Grillfleisch braucht, kauft eher BBQ-Sauce als jemand, der Nudeln kauft? Stimmt. Das wissen auch die Supermärkte und platzieren passende Produkte nebeneinander oder zumindest in der Nähe. Dadurch werden Impulskäufe angeregt. „Das heißt aber nicht, dass man den ‚zufällig‘ entdeckten Artikel tatsächlich braucht“, warnen die Verbraucherschützer.

Tipp: Eine vorher geschriebene Einkaufsliste verhindert Impulskäufe – sofern wir uns im Geschäft wirklich nicht verführen lassen. Psychologisch hilft es, immer satt einkaufen zu gehen. Wer Hunger verspürt, neigt dazu, ungesunde und teure Dinge zu kaufen, die man sonst vielleicht eher nicht kaufen würde. (sar)

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