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Stiftung WarentestViele Girokonten gratis – wann sich ein Wechsel lohnt

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Wer sein Konto online verwaltet, bekommt oft günstigere Konditionen. 

Berlin – Wer mehr als 60 Euro im Jahr für sein Konto zahlt, sollte über einen Wechsel nachdenken. Das rät die Stiftung Warentest. In ihrer aktuellen Untersuchung fiel die große Mehrheit der Kontomodelle in diese Kategorie („Finanztest“-Ausgabe 9/2019).

22 Konten waren jedoch komplett gratis, wenn der Kunde sein Konto online führt und als Gehalts- oder Rentenkonto nutzt. 69 Girokonten kosten maximal 60 Euro im Jahr und weitere 24 Angebote waren bei einem bestimmten Mindestgeldeingang oder nach dem Kauf von Genossenschaftsanteilen günstig oder kostenlos, so Stiftung Warentest. Manchmal können Kunden schon bei einem Wechsel innerhalb der Bank sparen. Alternativen gibt es also genug - wie geht es nach der Entscheidung für ein neues Konto weiter?

Wie läuft der Wechsel in der Praxis ab?

Die alte und neue Bank sind seit September 2016 gesetzlich verpflichtet, zusammenzuarbeiten, erklärt Erk Schaarschmidt, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Brandenburg. Verbraucher eröffnen dafür zunächst ein neues Konto. „Per Musterformular werden beide Banken vom Kunden ermächtigt und beauftragt, Daten auszutauschen“, so Schaarschmidt. Ob online oder in der Filiale, komme auf das Institut an.

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„Die alte Bank muss zum Beispiel mitteilen, welche Daueraufträge, Terminüberweisungen und Lastschriftmandate eingetragen sind“, erklärt Schaarschmidt. Außerdem muss sie die neue Bank über die eingehenden Überweisungen und Lastschriften aus den vergangenen 13 Monaten informieren. So soll sichergestellt werden, dass nichts vergessen wird.

Der Kunde entscheidet dann, welche Aufträge die neue Bank ausführen soll. „Sie muss das zügig umsetzen und etwa Zahlungsempfänger informieren“, sagt Schaarschmidt. Das Restguthaben wird vom alten Konto aufs neue übertragen.

Wie viel Zeit vergeht dabei?

Die gesetzlichen Vorgaben im Zahlungskontengesetz sind klar: „Nach zwei Wochen sollte der Wechsel vollzogen sein“, sagt Schaarschmidt. Vereinzelt habe es Beschwerden von Verbrauchern gegeben, dass es länger dauert.

Wann sollte man sein altes Konto kündigen?

Die alte Bank darf Daueraufträge nicht mehr ausführen und Lastschriften nicht mehr akzeptieren. Der Kunde bestimmt, wenn das Konto geschlossen wird. Damit der Wechsel reibungslos klappt, sollten Kunden ihr bisheriges Konto erst dann kündigen, wenn alle Vorgänge übertragen worden sind, rät die Stiftung Warentest.

Verbraucherschützer Schaarschmidt empfiehlt Kontoinhabern außerdem, zu prüfen, dass alle Zahlungsempfänger und Einzahlenden Bescheid wissen: „Sichergehen kann ich nur, wenn ich meinen Arbeitgeber, Vermieter, Versicherungen, die Stadtwerke und so weiter selbst informiere - per Mail oder schriftlich - und eine Bestätigung einhole, dass sie die Kontoänderung vorgenommen haben.“ Alternativ könne das alte Konto noch zwei bis drei Monate parallel bestehen bleiben, falls Zahlungen vergessen wurden.

Was, wenn es Probleme gibt?

Rechtlich stehen sowohl die alte als auch die neue Bank für Probleme ein. „Wenn der Kontowechsel nach drei Wochen immer noch nicht vollzogen ist, sollte die neue Bank um schriftliche Stellungnahme innerhalb weniger Tage gebeten werden. Klappt es dann immer noch nicht, hilft eine Beschwerde bei der Bankenaufsicht Bafin“, rät Schaarschmidt.

Kostet der Wechsel?

„Die Kündigung darf nichts kosten“, sagt Schaarschmidt. Entgelte dürfen die beiden Banken für den Service nur erheben, wenn dies mit dem Kunden vereinbart wurde.

Müssen Kunden die Kontowechselhilfe nutzen?

Nein. Verbraucher können auch selbst eine Liste erstellen, welche Zahlungseingänge und -ausgänge auf ihr neues Konto umziehen sollen und dies der neuen Bank melden. Manche Banken bieten zudem einen eigenen Service, mit dem sie Kunden unterstützen, erklärt die Verbraucherzentrale.

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Was sollten Kunden bei der Suche eines neuen Kontomodells beachten?

Die Stiftung Warentest empfiehlt, zunächst zu prüfen, ob die bisherige Bank ein passendes, günstigeres Kontomodell anbietet. Schon so könne man oft sparen.

Was allgemein in die Überlegungen miteinfließen kann, zählt Schaarschmidt auf: Dazu gehören die Kosten für Kontoführung, Überweisungen und die Girokarte, ein kostenfreies Geldautomatennetz, die Höhe der Dispozinsen und der Service. Für viele wichtig: Gibt es Filialen und wenn ja, wie nah sind diese? (dpa/tmn)

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